POLITIK

Verseuchte Industriebrache: Hilft ein Förderprogramm?

lw; 04.03.2024, 12:57 Uhr
Archivfotos: Lars Weber.
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Verseuchte Industriebrache: Hilft ein Förderprogramm?

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lw; 04.03.2024, 12:57 Uhr
Wiehl – Anwohner sammeln mehr als 60 Unterschriften – Sie wollen, dass das ehemalige Aqua-Control-Gelände nach mehr als zwei Jahrzehnten saniert wird - Stadt verfolgt gleiches Ziel.

Von Lars Weber

 

Wie geht es mit dem ehemaligen Aqua-Control-Gelände in Oberbantenberg in der Pfenderstraße weiter? Seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnten steht die Industriebrache nicht nur leer, sondern ist auch noch mit Quecksilber belastet. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört das Areal der Valoria Wohnen GmbH. Diese hatte OA bereits im Oktober vergangenen Jahres mitgeteilt, dass man durchaus Interesse habe, das Gelände „aufzumöbeln“, wie es damals hieß, die Versuche geeignete Firmen zu finden aber nicht von Erfolg gekrönt waren (OA berichtete). An der Situation hat sich bis heute nichts geändert. Nun ist die Stadt wieder am Zug. Die Verwaltung berichtete im Haupt- und Finanzausschuss von ihren Bemühungen und reagierte damit auf eine eingebrachte Bürgeranregung zu dem Thema.

 

Die Anregung eingereicht haben Ulrike Claßen-Büttner und Erich Claßen, die selbst in der Pfenderstraße wohnen und auch in den umliegenden Straßen Unterschriften gesammelt haben. Insgesamt zusammengekommen sind 63 Stück, mit deren Rückenwind sie wieder mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken möchten. Denn: „Fortschritte sind nicht festzustellen“, obwohl sich die Stadt selbst auch bemüht, in Verhandlungen mit dem Eigentümer einzutreten, um das Grundstück zu kaufen.

 

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Davon erzählte auch Bürgermeister Ulrich Stücker. „Wir haben es schon öfter versucht.“ Nach einer Kontaktaufnahme im September sei das letzte Schriftstück am 31. Januar an die Valoria geschickt worden. Darin habe die Stadt auch deutlich gemacht, dass sie weitere Behörden einschalten würde, wenn den Pflichten als Eigentümer nicht nachgekommen werde. So steht beispielsweise eine vorgeschriebene Grundwasserbeprobung seitens des Eigentümers aus, wie der Kreis bestätigt. „Das Umweltamt wird den Eigentümer nunmehr ordnungsrechtlich zu einer Beprobung verpflichten“, heißt es aus dem Kreishaus. Da aber gegen die Verpflichtung Rechtsmittel möglich seien, könne derzeit nicht abgeschätzt werden, wann mit dem Ergebnis zu rechnen ist.

 

Wieder Zeit, die vergehen würde. Auch dieser Vorgang zeigt, wie kompliziert die Gemengelage ist. „Bisher soll das Grundwasser nicht belastet sein, aber wie lange es dauert, bis erstes Quecksilber aus dem maroden Gebäude austritt, kann nicht vorhergesagt werden“, so die Sorge der Anwohner. Eine „Zukunftsperspektive“ für das Gelände ist das, was sie sich wünschen. Sie machen daher den konstruktiven Vorschlag, beim Förderprogramm „Bau.Land.Partner“ des NRW-Heimatministeriums einmal nachzufragen. Ein Gedanke, den die Stadt Wiehl zwischenzeitlich ebenfalls aufgegriffen hat.

 

 

Tatsächlich scheint das Programm gut zu passen. Ziel ist es laut des Ministeriums, aus Brachflächen wieder „Bauflächen“ zu machen. „Bau.Land.Partner“ solle helfen, Nachfolgenutzungen zu prüfen und Standorte zu aktivieren. „Im Fokus stehen hierbei Bereiche, die sich in privatem Eigentum befinden und zu denen bislang keine Einigung hinsichtlich einer neuen Entwicklungsperspektive erzielt werden konnte.“ Aufgabe von „Bau.Land.Partner“ sei es, die Mitwirkung der Eigentümer herbeizuführen, die ökonomische und planerische Machbarkeit einer Entwicklung zu untersuchen und möglichst eine Verbindlichkeit für die Umsetzung herzustellen. „Dieses dialogorientierte Verfahren wird maßgeblich aus Landesmitteln getragen.“ Stücker sagte, dass die Stadt im Laufe des März den Förderantrag stellen werde.

 

Das Interesse und Engagement der Bürger wurde von den Stadtverordneten ausdrücklich gelobt. Manfred Kriegeskorte (Linke) regte an, die Vorgänge in Oberbantenberg speziell auf die Einhaltung des Bundes-Bodenschutzgesetzes zu überprüfen. „Wir werden juristisch machen, was möglich ist“, sicherte Bürgermeister Stücker zu. Sören Teichmann (CDU) sagte, dass das Thema nach all den Jahren „endlich vom Tisch“ muss. Carlo Riegert (SPD) stimmte dem zu und schlug vor, über die Bemühungen der Verwaltung stärker öffentlich zu berichten, damit die Bürger wissen, dass man sie ernst nimmt. „Die Richtung stimmt“, sagte Riegert zum weiteren Vorgehen.

KOMMENTARE

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Es gibt noch ein Verseuchtes Gebäude in Oberbantenberg und zwar auf der Oberbantenberger Strasse Fr-Hunstig.

Udo Döring, 04.03.2024, 15:58 Uhr
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