POLITIK

Tempo 30 in Wiehler Dörfern: Nicht so schnell

lw; 08.12.2021, 15:29 Uhr
Symbolfoto: Doris Metternich auf Pixabay
POLITIK

Tempo 30 in Wiehler Dörfern: Nicht so schnell

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lw; 08.12.2021, 15:29 Uhr
Wiehl – Politik möchte Geschwindigkeiten umfassend reduzieren – Kritik am Ordnungsamt – Pläne für Ausbau der AWO-Kita in Oberbantenberg und das Stadtteilhaus Drabenderhöhe im Bauausschuss vorgestellt.

Von Lars Weber

 

Die Wiehler Politik hat eine klare Vorstellung davon, wie es auf den Straßen in den Ortschaften der Stadt künftig zugehen soll: langsamer. Auf Tempo 30 möchten viele der Stadtverordneten die Geschwindigkeit gerne pauschal begrenzen. Dazu liegen sowohl von den Grünen als auch von der CDU Anträge vor. Hinzu kommen diverse einzelne Anträge – von Fraktionen, Bürgern und Dorfgemeinschaften – die in bestimmten Orten eine Anpassung der Geschwindigkeiten verlangen, so zum Beispiel in Immen, Forst, Kleinfischbach oder auch Hengstenberg. Die Frage danach, wo Tempo 30 nun umsetzbar ist oder nicht, hat bei der jüngsten Bau- und Verkehrsausschusssitzung der Stadt Wiehl für eine emotional geführte Diskussion gesorgt.

 

Im Mittelpunkt war Ordnungsamtsleiter Uwe Bastian. Dieser referierte, dass eine pauschale Geschwindigkeitsbegrenzung aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei. Hierzu sei eine Änderung der Straßenverkehrsordnung erforderlich, die bislang die zulässige Höchstgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften auf 50 Kilometer pro Stunde festschreibt. Geschwindigkeitsbeschränkungen durch Verkehrszeichen könnten ausschließlich für einzelne Straßen angeordnet werden und niemals für ein Straßennetz.

 

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Mit anderen Worten. Jeder Fall muss einzeln geprüft und geklärt werden. Und das habe das Ordnungsamt bei einer Vielzahl der vorliegenden Anträge inzwischen getan – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Möglich werde demnach eine Tempo-30-Zone unter anderem in der Dreibholzer Straße, die Erweiterung der Tempo-30-Zone in der Soelsiefener Straße bis an das Ortsende und Königssiefen wurde bestätigt. In der Straße „An der Bechhöhe“ wurde sie bereits umgesetzt. Andere Prüfungen veranlassten nicht dazu, Tempo 30 einzuführen, zum Beispiel auf der Mühlener Straße (L 95), in Immen oder auch Hengstenberg. Dort seien keine Unfallschwerpunkte und die die Geschwindigkeitsmessungen hätten keine Handlungsnotwendigkeit gezeigt. Überschritten werde das Tempo noch dazu häufig von den Anliegern selbst.

 

Die Herangehensweise des Ordnungsamtsleiters gefiel unter anderem der CDU-Fraktionsvorsitzenden Larissa Gebser nicht. „Die Tempo-30-Zonen sind politischer und bürgerliche Wille. Wir wollen hören, was geht und nicht, was nicht geht.“ Die Verordneten verwiesen auch auf umliegende Kommunen, wo das Aufstellen von Tempo-30-Schildern kein Problem darstelle, zum Beispiel Nümbrecht. Lars Andre Lang blickte gar noch weiter: „In 85 Prozent der Straßen in München gilt Tempo 30. Das sollte doch auch hier möglich sein.“ Lang selbst kämpft für eine Geschwindigkeitsreduzierung in Großfischbach und möchte nicht lockerlassen. „Wir werden das so nicht anerkennen. Wir werden nicht aufhören.“

 

Die Politiker zogen weiter in Zweifel, ob die Messergebnisse des Ordnungsamts die reelle Situation widerspiegelten. Thomas Penz (SPD) meinte, dass die Ergebnisse für den Ortsteil Forst und die Eindrücke der Anwohner auseinandergingen. „Messgeräte zeigen nur die halbe Wahrheit“, sagte Udo Dabringhausen (CDU), der sich mehr Präsenz von Polizei und Ordnungsamt wünschte. Das Thema ist jedenfalls noch nicht erledigt. Larissa Gebser schlug vor, dass der Ältestenrat noch einmal ausführlich diskutieren soll, wie mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen umgegangen werden soll.

 

Aus dem Ausschuss

 

Über die geplante Erweiterung der der AWO-Kita Johanna Kirchner in Oberbantenberg und die aktuellen Planungen für das Stadtteilhaus in Drabenderhöhe informierte Fachbereichsleiter Andreas Zureck die Anwesenden.

 

Es kommt weitere Bewegung in die Kita-Landschaft Wiehls. Das ist auch dringend notwendig, wie die Betrachtung des Bedarfs an Betreuungsplätzen 2018 gezeigt hatte. Zuletzt wurde im August 2020 die Kita Bechtal in Bielstein in Betrieb genommen, die mittelfristig von einer Kita in der Repschenrother Mühle abgelöst werden soll, in der die Zahl der Betreuungsplätzt nochmals erhöht werden soll. Erweitert wird nun zunächst die AWO-Kita Johanna Kirchner in Oberbantenberg. Mit einem Anbau werden zwei weitere Gruppen mit insgesamt 45 Plätzen realisiert. Die Kita hat dann fünf Gruppen. Da die Stadt Wiehl Eigentümerin des Grundstücks und der Immobilie ist, sei die Maßnahme gut umsetzbar. Auch für das Außengelände sei nach dem Bau noch genug Platz vorhanden. Die AWO soll die Baumaßnahme in Abstimmung mit der Stadt durchführen. 1,5 Millionen Euro wird der Anbau kosten. Eine hohe Förderung sei beantragt, rund 150.000 Euro beträgt der Eigenanteil der Stadt. Im Frühling soll Baustart sein. Eine Fertigstellung ist für August 2023 vorgesehen. Das Projekt wurde einstimmig beschlossen.

 

 

Ebenfalls im Frühjahr, voraussichtlich im April 2022, soll der Umbau des Kulturhauses in Drabenderhöhe zum Stadtteilhaus beginnen. Fertig sein soll es Ende 2023. Die Landesförderung beträgt zwar 100 Prozent, in diesem Fall sind das 3,8 Millionen Euro. Es gebe aber trotzdem auch einige nicht förderfähige Ausgaben, zum Beispiel für neue Stühle, Tische und Beleuchtung, sagte Zurek bei der Vorstellung der Pläne des Dortmunder Büros Post und Welters. Der große Saal im Obergeschoss behalte demnach seine Kapazität von 600 Sitzplätzen. Neu wird aber ein Backstageraum hinter der Bühne sein. Hinzu kommen ein Aufzug, Toiletten und mehr Aufenthaltsfläche vor dem Saal. Generell werden die Zugänge zum Gebäude neu gestaltet. Zurek sagte in diesem Zusammenhang, dass die Nutzer des Stadtteilhauses wie das Jugendzentrum viel Mitspracherecht in der Gestaltung eingeräumt wurde. Bereits jetzt fanden im Außengelände erste Gehölzarbeiten statt. Da dieser umgestaltet und der Parkplatz verkleinert wird, soll direkt neben dem Sportplatz ein weiterer großer Parkplatz entstehen, auf dem zu anderen Gelegenheiten aber auch ein Festzelt aufgestellt werden könnte.

KOMMENTARE

1

witzigerweise "denkt" unser ford smax das in oberholzen schon immer tempo 30 gilt. aber schon allein Aufgrund der Topologie rund ums Kräuterhaus ist dort mehr gar nicht möglich.

ein Wiehler, 08.12.2021, 16:18 Uhr
2

Grade in den Zeiten von 6 bis 8 Uhr und nach 16 Uhr werden Oberholzen und Alpe als Abkürzung genutzt, um Wiehl zu umgehen.
Als neuer Anwohner bin ich seit einem Jahr sehr überrascht, wie schnell hier gefahren wird und dass es noch zu keinem Unfall gekommen ist.
Tempo 30-Schilde könnten ein kleines Zeichen sein...
Schon wärs...
Hier gibt es viele Kinder und Tiere
..

Anwohner, 09.12.2021, 00:00 Uhr
3

vielleicht sollte dieses Denken mal bei allen Autofahrern anfangen. Auf den meisten Ortsdurchfahrten wie Alpe, Marienhagen, Merkhausen, Bomig.... wäre es schön wenn 50 km/h gefahren werden würde. Hier sind die Anwohner froh wenn es nicht dreistellig auf dem Tacho ist...aber es wird nichts unternommen

Anwohner, 09.12.2021, 09:10 Uhr
4

Angepasste Geschwindigkeit (statt starres Limit rund um die Uhr) ist das Zauberwort - egal wann, wo und womit man unterwegs ist - was das bedeutet wird wohl häufig vergessen !

Noch ein Anwohner , 09.12.2021, 10:38 Uhr
5

Das Tempo 50 in der Oststrasse in Oberbantenberg gefahren,wird würde mich als Anwohner auch freuen doch leider hält sich keiner dran.

anwohnerrin, 09.12.2021, 14:46 Uhr
6

Ohne jetzt nach Stammtisch zu klingen, aber wahrscheinlich muss erstmal mehr passieren, damit dann Maßnahmen ergriffen werden. Nach einem Hochwasser wird der Hochwasserschutz angepasst , nach einer Brandkatastrophe der Brandschutz usw. Das man vielleicht mit relativ einfach Mitteln ein und die Betonung liegt da auf "ein" Kinderleben , denn dafür wäre es schon Wert ,retten könnte wird irgendwie gar nicht in Betracht gezogen.
Das macht mich sehr nachdenklich....

Seit 46 Jahren Bürger der Stadt Wiehl und Vater, 15.12.2021, 13:20 Uhr
0 von 800 Zeichen
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