POLITIK

Streit geht in die nächste Runde

ls; 05.09.2021, 11:00 Uhr
Archivfoto: Philippe Piazza.
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Streit geht in die nächste Runde

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ls; 05.09.2021, 11:00 Uhr
Engelskirchen - In Bezug auf das Neubaugebiet Buschhausen fühlen sich Petitionsunterstützer nicht ausreichend informiert - Ausschuss stimmt mehrheitlich für Bürgerbeteiligung - Übergabe der Unterschriften in der kommenden Woche.

Von Leif Schmittgen

 

Das geplante Baugebiet in Engelskirchen-Buschhausen sorgt weiterhin für Zündstoff in der Gemeinde. Nachdem eine Bürgerinitiative vor einigen Monaten eine Online-Petition gegen die Pläne gestartet hatte, sollen die Unterschriften nun in der kommenden Woche von Initiator Philippe Piazza an Bürgermeister Dr. Gero Karthaus übergeben werden, um der Forderung auf Bauverzicht Nachdruck zu verleihen. Um ihren Protest zu untermauern, hatten zudem einige Unterstützer an einer Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses teilgenommen, darunter die Buschhausenerin Heike Baumgart.

 

Sie monierte im Anschluss, dass Fragen nicht ausreichend beantwortet worden seien. Unter anderem waren der Ringelnatter- und Feuersalamanderbestand in dem betroffenen Waldgebiet Thema im Fragenkatalog der Initiatoren. Diese werden laut Baumgart in einem von der Verwaltung in Auftrag gegebenen Gutachten zur Geländebeschaffenheit nicht berücksichtigt, seien aber dort heimisch. Die Frage hat der Ausschuss aber aus Karthaus' Sicht sehr wohl beantwortet, ebenso wie alle weiteren Anliegen der Bürger. „Es gibt eine Liste mit planungsrelevanten Arten, die bei einer Bewertung zu berücksichtigen sind." Die Genannten stünden allerdings nicht darauf. „Man kann einen naturschutzwürdigen Bereich nicht herbeibeten", so der Bürgermeister. Zumal die Ringelnatter nach seinem Wissen in Waldgebieten gar nicht vorkommt. 

 

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Verärgert ist das Gemeindeoberhaupt darüber, dass die Gäste während der Ausschussdiskussion kopfschüttelnd den Saal verlassen hatten: „So etwas gehört sich nicht“, meint Karthaus. Um weitere Unterschriften zu sammeln, waren Mitglieder anschließend in Buschhausen von Haustür zu Haustür gegangen. Rund 100 sind laut Baumgart innerhalb eines Tages hinzugekommen. Gut 500 Engelskirchener und Auswärtige hatten sich zuvor online gegen die Neubaupläne ausgesprochen. Baumgart: „Uns war es wichtig, auch diejenigen zu erreichen, die keinen Zugang zum Internet haben." Die Petition geht Karthaus inhaltlich nicht weit genug, denn es werde nur pauschal auf die Zerstörung von Natur hingewiesen. Details würden dort nicht genannt und damit relevante Informationen zur Bildung einer objektiven Meinung zum Thema weggelassen.

 

Den Vorwurf, man wolle nur die Bebauung vor der eigenen Haustür verhindern, lehnt zumindest Heike Baumgart strikt ab: „Hier geht es ausschließlich um Umwelt- und Naturschutz sowie die Erhaltung tierischen Lebensraums“, betont sie. Dieser Gedanke würde ihrer Wahrnehmung nach von großen Teilen der Politik und Verwaltung ignoriert. „Es ist völlig verrückt, jungen Wald zu zerstören." Karthaus dagegen spricht von einer fundierten Experteneinschätzung, wonach die Umweltbelastung gering ausfalle.

 

Der Wald habe sich nach einem Sturm dort vor wenigen Jahren von selbst entwickelt, Birken und Fichten befinden sich seither in dem Gebiet. Alte Buchen wurden in dem Gutachten ausgegrenzt, sie bleiben in jedem Fall erhalten. Sorgen machen sich die Initiatoren auch um die Wiesen: Die betroffenen Freiflächen werden aber regelmäßig mit Gülle gedüngt und seien deswegen keineswegs ökologisch unbelastet, meint der Bürgermeister. Zudem wurde eine ausreichende Flächenentwässerung berücksichtigt, sodass zu keinem Zeitpunkt Hochwassergefahr bestehen werde.

 

Unabhängig davon setze man als Verwaltung den Willen der Politik um, die sich bei drei Gegenstimmen der Grünen mehrheitlich für die „frühzeitige Bürgerbeteiligung“ aussprach. Konkret soll diese Ortsbegehungen und eine Bürgerversammlung beinhalten, die laut Karthaus Anfang Oktober den Auftakt bilden soll. „Wir müssen für die gesamte Gemeinde und nicht nur für einen kleinen Teil denken“, so Karthaus. Ausgleichsflächen für den Wegfall der Bäume in Buschhausen seien vorhanden. Nach der Petitionsübergabe werden sich Verwaltung und Politik erneut mit dem Thema beschäftigen, so Karthaus. Man nehme jedes Bürgerbegehren sehr ernst.

 

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KOMMENTARE

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Ausgerechnet Herr Karthaus behauptet das das Waldgebiet keine Ringelnattern beheimatet und er hat NUR ganz vielleicht recht - es gibt Nachweise unterhalb vom Ort Dörrenberg und von der Straße oberhalb der Agger die in Richtung Dörrenberg/Stiefelhagen führt - in der Agger direkt unterhalb des Neubaugebietes Buschhausen gibt es die Ringelnatter an beiden Ufern seit jeher sowieso und hoffentlich noch heute auch ist ja ein kleiner Bachlauf unterhalb des Baugebietes im Wald - dort war auch damals Frosch-/Krötenleich und auch Feuersalamander müssen nicht unbedingt direkt am Gewässer sein, da sie teils noch in Waldgebieten zu finden sind in denen damals vor Urzeiten kleine Bachläufe waren. Im Übrigen finden im betreffenden Waldgebiet noch ganz andere Tiere ihren Rückzug! Kämpft um jeden Baum!!!!!

Dirk St. Ründeroth, 07.09.2021, 15:47 Uhr
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