POLITIK

Stichwahl ums Kreishaus: Grootens holt fast 62 Prozent

lo, ks, pn; 28.09.2025, 21:20 Uhr
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Fotos: Michael Kleinjung ---- Klaus Grootens wird neuer Landrat des Oberbergischen Kreises. Der 51-Jährige holte bei der Stichwahl 61,7 Prozent der Stimmen.
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Stichwahl ums Kreishaus: Grootens holt fast 62 Prozent

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lo, ks, pn; 28.09.2025, 21:20 Uhr
Oberberg - Trotz 10.000 Stimmen weniger ist Klaus Grootens klarer Wahlsieger und neuer Landrat - Reichshof bekommt mit Jan Gutowski erstmals einen parteilosen Bürgermeister - In Morsbach wird Jan Schumacher Nachfolger von Bürgermeister Jörg Bukowski - Moritz macht es in Hückeswagen, in Radevormwald wird Mans abgewählt.

Von Peter Notbohm, Katharina Schmitz und Björn Loos

 

Das Kreishaus bleibt schwarz! Der amtierende Kreisdirektor Klaus Grootens (CDU) wird neuer Landrat des Oberbergischen Kreises und damit Nachfolger von Jochen Hagt (CDU). Nachdem der CDU- und FDP-Kandidat schon beim ersten Wahlgang mit 43,22 Prozent die meisten Stimmen bekommen hatte und als Favorit in die historische, erste Stichwahl auf Kreisebene gegangen war, holte er am Sonntag nach dem vorläufigen Endergebnis 61,72 Prozent der Stimmen. Er bekam in allen 13 oberbergischen Kommunen die Mehrheit, sein bestes Ergebnis gab es in Morsbach (67,5 Prozent), die wenigste Zustimmung in Wiehl (56,8 Prozent).

 

Dr. Sven Lichtmann, der Gegenkandidat von SPD und Die Linke, kam auf 38,32 Prozent der Stimmen (Kommunalwahl: 22,03 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei schwachen 34,42 Prozent (Kommunalwahl: 58,89 Prozent). Nur in Hückeswagen, Morsbach, Radevormwald und Reichshof, den vier Kommunen, in denen auch die Bürgermeisterkandidaten in Stichwahlen mussten, gingen ähnlich viele Menschen wie vor zwei Wochen erneut an die Urne.

 

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[Dr. Sven Lichtmann (li.) gratulierte Klaus Grootens zu seinem Wahlerfolg.]

 

Gegen 18:50 Uhr betrat Grootens unter minutenlangem Applaus seiner CDU-Parteifreunde und der FDP das Kreishaus. Wie schon bei der Kommunalwahl hatte er die Auszählung zunächst im Kreis der Familie in der CDU-Geschäftsstelle verfolgt. Dort dürfte er sich relativ früh entspannt haben. Schon nach der Auszählung der ersten Wahlbezirke zeichnete sich das spätere Ergebnis ab und verhärtete sich mit jedem ausgezählten Wahlbezirk. Zu den ersten Gratulanten im Kreishaus gehörten der noch amtierende Landrat Jochen Hagt, von dem er am 1. November die Amtsgeschäfte übernehmen wird, sowie dessen Vorgänger Hagen Jobi (CDU).

 

Er sei immer mit dem Ziel in den Wahlkampf gegangen, dass eine Stimme Mehrheit siegt, „es ist deutlich mehr geworden. Ich bin dankbar und glücklich über diesen deutlichen Vorsprung“, sagte Grootens in einem ersten Statement. Dass die Stichwahl auch an seinen Nerven gezehrt hat, merkte man dem 51-Jährigen an, er sprach von einer besonderen Situation. Der Haupttenor vieler Gespräche mit Bürgern sei gewesen: „Wie? Wir müssen noch einmal wählen?“

 

[Landrat Jochen Hagt und dessen Vorgänger Hagen Jobi gehörten zu den ersten Gratulanten.]

 

Das habe sich auch in der schwachen Wahlbeteiligung niedergeschlagen, meinte er und nannte es „bemerkenswert“, dass er mit 55.127 Stimmen bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen fast 10.000 Stimmen mehr erhalten habe, als nun in der Stichwahl (45.338 Stimmen). Bemerkenswert: Lichtmann konnte sein Ergebnis von vor zwei Wochen sogar minimal verbessern. 28.119 Menschen machten ihr Kreuz bei ihm (Kommunalwahl: 28.105 Stimmen).

 

Der neue Landrat: „Vielleicht muss man die Art und Weise der Stichwahlen auch einmal hinterfragen, ob das sinnvoll ist. Die Menschen noch einmal zu mobilisieren, ist schwierig. Dabei muss das Ziel eine breite, demokratische Legitimation sein. Wenn man nun mit viel weniger Stimmen gewählt wird, stellt sich die Frage, ob der Gesetzgeber, damit dieses Ziel erreicht.“ Er vermutete, dass viele AfD-Wähler an diesem Sonntag den Urnen fern geblieben sind.

 

 

Zufrieden äußerte sich aber auch Lichtmann, der seinem Kontrahenten fair gratulierte, aber auch gleich eine Kampfansage machte: „Knapp 40 Prozent der Oberberger haben heute gezeigt, dass sie eine andere Politik wollen. Dass sie Veränderungen im Kreis wollen, dass sie nicht einvestanden sind mit dem Kreishausanbau und sie mehr den Menschen in den Fokus rücken wollen. Diesen Auftrag nehme ich mit in den Kreistag.“

 

Am morgigen Montag will Grootens nach den anstrengenden Wochen des Wahlkampfs erst einmal ausschlafen, ehe am Mittag schon wieder der nächste berufliche Termin ansteht. „Heute wird erst einmal gefeiert, dann werden wir durchatmen und uns in der Partei und der Fraktion das Ergebnis genau angucken. Anschließend werden wir entscheiden, auf wen wir im Kreistag zugehen werden“, so der Wahlsieger.

 

 

Dass das Regieren im Kreistag ab sofort schwieriger wird, weiß auch Lichtmann: „Für stabile Mehrheiten stehen wir als SPD immer zur Verfügung, wir werden uns aber an Inhalten messen lassen müssen.“ Er betonte, dass wenn es keine Änderungen an zentralen Punkten gibt, die Sozialdemokraten auch nicht kooperieren werden. „Alle werden aufeinander zugehen müssen. Am Ende hängt es daran, dass alle demokratischen Parteien gesprächsbereit sind und sich bewegen können“, so Lichtmann.

 

Hier geht es zu den Ergebnissen

 

Stichwahlen um vier Bürgermeister-Ämter

 

Überraschungserfolg in Reichshof: Gutowski wird Bürgermeister

 

Spannend wurde es am heutigen Wahlabend in Reichshof. Bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen hatte sich der CDU-Kandidat René Kauffmann ganz knapp den Sieg geholt; zwischen ihm und seinem parteilosen Gegner Jan Gutowski lagen nur 326 Stimmen (45,26 zu 41,64 Prozent). Heute hat sich das Blatt aber gewendet: Während René Kauffmann 560 Stimmen einbüßen musste, konnte Jan Gutowski mehr als 200 weitere Stimmen für sich gewinnen. Er kam damit auf 53,01 Prozent, während der CDU-Kandidat nur 46,99 Prozent erhielt. Spannend war es dabei nicht zuletzt, weil die beiden Kandidaten am Ende noch 40 Minuten auf die Auszählung eines Wahlbezirks warten mussten – mit dem besseren Ende für Gutowski.

 

[René Kauffmann (m.) gratulierte Jan Gutowski (li.) zum Wahlsieg; er wird der Nachfolger von Rüdiger Gennies (re.).]

 

„Ich habe damit gerechnet, dass es für einen von uns deutlicher ausgeht. Aber es war wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen“, sagte der 48-jährige Wahlsieger. „Die Anspannung war extrem groß. Ich brauche jetzt erstmal ein Sofa“, so Gutowksi lachend. Wirklich begriffen habe er noch nicht, was da heute Abend passiert ist. „Ich muss das erstmal sacken lassen und eine Nacht drüber schlafen. Und dann freue ich mich darauf, das Team kennenzulernen und mich einweisen zu lassen in die neue Aufgabe.“ Am Abend sei auch schon Kämmerer Gerd Dresbach auf ihn zugekommen – nicht zuletzt, um das Thema „Haushalt“ anzuteasern. Für Gutowski, den ersten parteilosen Bürgermeister Reichshofs, wird es also direkt losgehen.

 

Anders sieht das bei René Kauffmann aus, der zwei Wochen nach seinem Sieg nun eine Niederlage einstecken muss. „Ich gratuliere ihm ganz herzlich, wünsche viel Erfolg, Fortune und Kraft für die anstehenden Aufgaben“, sagte er an seinen Kontrahenten gerichtet. Dass er einen Großteil der Reichshoferinnen und Reichshofer nicht für sich habe gewinnen können, macht er vor allem an zwei Themen fest. Ein „Knackpunkt“ sei das Thema „Schwimmbad Wildbergerhütte“ gewesen, einen zweiten Knackpunkt sieht er nach diversen Gesprächen in der Bundespolitik, „die in die Kommune reinstrahlt“. So hätten ihm viele Leute zu verstehen gegeben, ihm gerne ihre Stimme geben zu wollen, es aber aufgrund seiner Parteizugehörigkeit nicht tun würden. „Morgen beginnt ein neues Kapitel für mich“, sagte der CDU-Kandidat auf die Frage, wie es denn nun für ihn weitergehen wird. Zwei Jahre habe er viel Zeit in den Wahlkampf investiert – eine Zeit, in der seine Familie zu kurz gekommen sei. Das soll sich nun wieder ändern.

 

Schumacher wird Bukowski-Nachfolger in Morsbach

 

Bei der Kommunalwahl am 14. September war Jan Schumacher, der Kandidat der unabhängigen BFM-UBV in Morsbach, schon ganz nah dran am Bürgermeisteramt – und musste am heutigen Sonntag dann doch noch in die Stichwahl gehen, fiel er quasi im letzten Moment unter die 50-Prozent-Marke auf 49,5. Heute fiel das Ergebnis aber deutlicher aus: 65,97 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten für den 39-Jährigen; seine Kontrahentin Nadja Hansmann, die für die CDU angetreten war, kam auf 34,03 Prozent (14. September: 33,9 Prozent). Gerechnet hatte er mit diesem Ergebnis aber nicht unbedingt, wie Schumacher auf Nachfrage von OA sagte – auch wenn im ersten Wahlgang schon eine gewisse Tendenz da war.

 

Über 8.440 Morsbacherinnen und Morsbacher waren dazu aufgerufen, heute ihr Kreuzchen zu setzen. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,47 Prozent (14. September: 61,8 Prozent). 2.617 Wählerinnen und Wähler gaben ihre Stimme Schumacher – und damit fast einhundert Wähler mehr als vor zwei Wochen. „Es kommt darauf an, welches Lager besser mobilisiert – das haben wir erreicht“, freute sich der BFM-UBV-Kandidat. Im Gegensatz zu Nadja Hansmann, die ein „100-Tage-Sofortprogramm“ formuliert hatte, geht es Schumacher nun erstmal darum, sich in die Verwaltungsprozesse einzuarbeiten und die Mitarbeitenden der Verwaltung kennenzulernen.

 

Nadja Hansmann war für OA am Abend telefonisch nicht zu erreichen.

 

Mans in Radevormwald abgewählt

 

Relativ spannend ging es auch bei der Stichwahl in Radevormwald zu. Letztlich ging der Sieg an Dejan Vujinovic von der CDU, der sich gegen Amtsinhaber Johannes Mans (parteilos) mit 56,7 zu 43,3 Prozent durchsetzte. Bereits beim ersten Urnengang vor zwei Wochen hatte Vujinovic die meisten Stimmen erhalten (42,4 Prozent), Mans lag knapp dahinter (41,3 Prozent). Emilie Machholz (SPD, Bündnis 90/Die Grünen) hatte seinerzeit lediglich 16,3 Prozent erreicht und war ausgeschieden.

 

Moritz setzt sich in Hückeswagen deutlich durch

 

Deutlicher war das Ergebnis der Stichwahl in Hückeswagen, wo künftig Mario Moritz das Bürgermeisteramt innehaben wird. Der CDU-Kandidat erreichte 61,7 Prozent der Stimmen – damit hatte Jörg von Polheim (38,3 Prozent, FDP) recht deutlich das Nachsehen. Moritz hatte schon beim ersten Wahlgang das beste Ergebnis der insgesamt fünf Bewerber verzeichnet (44,5 Prozent). Von Polheim kam vor 14 Tagen auf lediglich 18,7 Prozent, war damit aber besser als Dirk Kremer (15,7 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen), Monika Verspohl (14,2 Prozent, SPD) und Oliver Karl Junginger (8,9 Prozent, FaB).

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

In der Moltkestr. 42, in Gummersbach konnte man an den Wahlabenden Demokratie live erleben. Auf den aufgestellten Bildschirmen sah man die Veränderungen, die im Nebenraum im Sekundentakt ins Kreishaus übertragen wurden. Ich bin gespannt, wann es in Zukunft mal auf der Fassade des Kreishauses heißt: Die Landrätin. Ich wünsche dem Wahlsieger Herrn Klaus Grootens und seinen Mitarbeitenden alles GUTe für die nächsten Jahre und eine GUTe Zusammenarbeit im Kreistag mit allen Demokraten zum Wohle der Oberberger:innen.

CHristoph mERz, 29.09.2025, 04:17 Uhr
2

Bei so einer Wahlbeteiligung bei der Landrat Wahl kann man nicht von einem Sieg sprechen. Hier sollte man mal endlich aufwachen.

Klaus Maier, 29.09.2025, 07:02 Uhr
3

Ich bedauere sehr, dass das Kreishaus "schwarz" bleibt! Ich hoffe auf eine starke Opposition der demokratischen Parteien. Davon ausgehend, dass Herr Dr. Lichtmann eher keine Stimmen der afd erhalten hat, ist sein
Wahlergebnis bemerkenswert sehr gut!

Cornelia Lang, 29.09.2025, 15:21 Uhr
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