POLITIK
SPD schlägt Radweg auf Bahntrasse vor
Waldbröl – Die Sozialdemokraten sehen auf dem Abschnitt von Hermesdorf nach Morsbach Potenzial, um den Radtourismus zu stärken – Rat verweist das Thema zunächst in den Bauausschuss.
Von Lars Weber
Mit Spannung wird aktuell auf die Entscheidung gewartet, wer die Strecke der Wiehltalbahn zwischen Osberghausen und Waldbröl künftig betreiben könnte. Die Verhandlungen zwischen dem bisherigen Betreiber der Wiehltalbahn, der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE), und der Lappwaldbahn Service GmbH (LWS) um die Zukunft der oberbergischen Strecke laufen. Involviert sind dabei auch der Kreis mit den anliegenden Kommunen Wiehl, Reichshof und Waldbröl. Noch gibt es kein Ergebnis. Bis Dezember, so der Kreis auf OA-Nachfrage, hätten die Kommunen Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Dem Vernehmen nach geht es um die zu treffenden Investitionen, um die Strecke in Schuss zu bringen, vornehmlich für den Güterverkehr.
Während es noch Unklarheit über diesen Streckenabschnitt gibt, spielte die sogenannte Wissertalbahn zwischen Hermesdorf und Morsbach öffentlich bislang keine Rolle in den Verhandlungen, obwohl die RSE auch diesen Teil der Strecke aufgeben wird. Nun hat sich die SPD Waldbröl gemeinsam mit ihren Morsbacher Kollegen über diese Trasse Gedanken gemacht. Sie möchten dort gerne einen Radweg realisieren. Der Vorschlag kam beim Waldbröler Stadtrat gut an.
Bereits in dem ersten Gutachten zur Reaktivierung der Wiehltalbahn (Machbarkeitsstudie des Büros Spiekermann aus 2016) sei in diesem Streckenabschnitt ein massiver Investitionsbedarf festgestellt worden, heißt es in der Antragsbegründung. Im Jahr 2015 wurden die Kosten bereits auf 21,6 Millionen Euro geschätzt. Wesentlicher Faktor hierbei sei der rund 800 Meter lange Tunnel im Streckenverlauf gewesen, der, nach Aussage des Gutachters, komplett neu erstellt werden müsste. „Eine Reaktivierung dieses Streckenabschnitts wird kaum erfolgen“, so die SPD.
Da sich aber der Radtourismus immer stärker entwickelt, sollte stattdessen geprüft werden, ob die Kommunen Waldbröl und Morsbach diesen Streckenabschnitt zu „einem modernen und komfortablen Radweg“ umbauen. Die touristische Attraktivität des oberbergischen Südens könne so weiter gesteigert werden. „Ein ähnliches Projekt wurde vor Jahren mit großem Erfolg in Wipperfürth und den umliegenden Kommunen umgesetzt.“
Die SPD schlägt vor, dass die Verwaltung Kontakt zum Morsbacher Rathaus aufnehmen sollte, um im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit die grundsätzliche Machbarkeit und die zu erwartenden Investitionskosten zu prüfen. Eine Förderung sollte über das Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm (bis zu 90 Prozent) möglich sein, glaubt die SPD. Ergänzende Unterstützung der Verwaltungen könnte über die vorhandenen Stundenkontingente bei der OAG erfolgen. Die Morsbacher SPD werde einen gleich lautenden Antrag in ihrer Kommune einbringen.
Viel Zustimmung für die Idee kam aus der Runde der Stadtverordneten. Claudia Hein (Grüne) konnte sich sogar eine gemeine Ausschusssitzung mit den Morsbacher Kollegen dazu vorstellen. Andre Steiniger (CDU) hatte als Kreisangestellter selbst mit der Spiekermann-Machbarkeitsstudie zu tun und sprach von einem „riesigen Investitionsvolumen“. Dem Antrag nannte er richtig.
Die Stadtverordneten waren sich aber einig darin, die Verhandlungen zwischen Lappwaldbahn und RSE sowie die Entscheidung der Kommunen zu dem Thema abzuwarten. Scheitert der Deal, könne gegebenenfalls direkt die gesamte Strecke betrachtet werden für einen möglichen Radweg. Der Antrag wurde deshalb in den nächsten Waldbröler Bauausschuss verschoben, der erst im nächsten Jahr stattfinden wird. Bis dahin sollte Klarheit herrschen.
KOMMENTARE
1
Bevor man bei der SPD an eine "Steigerung der touristischen Attraktivität" mit diesem Radwegprojekt überhaupt denken sollte, wäre es angebracht zunächst die Sanierung der vielen maroden Straßen, die es auch in den Kommunen Waldbröl und Morsbach ausreichend gibt, anzugehen. Außderdem: Fördergelder hin, Fördergelder her, irgendwoher muss dass (Steuer-)Geld ja kommen. Wie knapp die öffentlichen Mittel auf allen Ebenen sind, zeigt der in dieser Woche beratene und verabschiedete Bundeshaushalt, den der Finanzminister unter enormen Sparzwängen aufgestellt hat ... pikanterweise wird das Finanzministerium vom SPD-Vorsitzenden geführt.
bundetag
2
Radweg okay. Bitte bis "Murschbich" Alles andere sind halbe Sachen.
Michel, 19.09.2025, 22:04 Uhr3
Verkehrswende sieht anders aus...
Es ist erschreckend zu lesen daß hier mal wieder eine Eisenbahnstrecke in einen Radweg umgebaut werden soll und man auch seitens der Grünen das Vorhaben unterstützen will.
In Wipperfürth hat sogar die CDU Überlegungen gestartet eine Reaktivierung einzuleiten - in Wermelskirchen bereut man die Entscheidung der Entwidmung und überlegt nach neuen Alternativen.
Ich selbst war seinerzeit gegen eine Entwidmung der Wippertalbahn - aber nach einem Besuch von O.Wittke (seinerzeit Verkehrsminister NRW) hat der Wipperfürther Stadtrat gejubelt.
In Köln werden Milliarden für den U-Bahn Bau ausgegeben und in unserer Heimat werden wir vom Bahn - System abgekoppelt.
Merkt jemand was ?
Wenn der "Fahrrad-Hype" vorbei ist wie der "Tennis-Hype" vorbei ist
WAS DANN ? W.Mutz
4
Radweg für Einzelne und Bahnverkehr für viele ! /alle ?
Ein besserer ÖPNV ist für alle interessant.
Das andere ist *Freizeit*
Fahrradege verbinden wie zwischen Hermesdorf und Denklingen .
Waldbröl -Morsbach über Kömpel und Niederzielenbach.
Aber was nützt es wenn die geförderten eh fahren wo sie wollen.
5
Anstatt in etwas in die Zukunft zu investieren geht es Hundert Jahre zurück . was kommt nach dem Fahrrad etwas das Pferd oder der Esel
Grunwald , 21.09.2025, 08:29 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
