POLITIK
Snackautomat: Standorttausch, Prozess oder Statement-Politik?
Nümbrecht – Die Politik diskutiert über das Angebot auf dem Dorfplatz – Verwaltung hat alternativen Standort vorgeschlagen, die Mehrheit würde aber am liebsten die Aufstellung ganz verbieten.
Von Lars Weber
Snackautomaten sind längst im ganzen Kreisgebiet zu finden. Häufig stehen sie auf privaten Flächen, wo es keine Genehmigung für die Betreiber oder die Grundstückseigentümer bedarf. Auch nach Nümbrecht haben es die Automaten bereits geschafft. Auf dem Dorfplatz der Gemeinde wurde Mitte September 2024 zwischen der Eisdiele und dem NKD-Markt ein Snackautomat aufgestellt. Hier liegt der Fall etwas komplizierter und die Politik sieht eine Möglichkeit, den Automaten mit seinem Warenangebot aus Süßigkeiten, Energy-Drinks und E-Zigaretten vom Dorfplatz womöglich zu verbannen. Zum Leitbild der Gemeinde „Nümbrecht rundum gesund“, unter dem auch das Integrierte Handlungskonzept läuft, passen die Automaten nämlich gar nicht, so die einhellige politische Meinung. Die Sitzung des Zukunftsausschusses machte aber deutlich: Eine Verbannung des Automaten ist leichter gesagt als getan.
Der Automat auf dem Dorfplatz steht zwar auf einer privaten Fläche, der Dorfplatz selbst ist aber als öffentliche Verkehrsfläche gewidmet. Im Rahmen der Neugestaltung des Dorfplatzes haben sich auch die Eigentümer der Dorfplatzgrundstücke, einschließlich desjenigen mit dem Snack-Automaten, vertraglich verpflichtet, die Gestaltung und öffentliche Nutzbarkeit für mindestens 20 Jahre zu erhalten. Demnach steht der Snack-Automat auf einer Fläche, die als Teil des öffentlichen Dorfplatzes gilt. So sieht es die Verwaltung.
Für die Aufstellung einer solchen Anlage auf öffentlichen Verkehrsflächen ist nach Auffassung der Verwaltung eine Sondernutzungserlaubnis erforderlich. Diese wurde nicht beantragt und solle auch nachträglich nicht erteilt werden aufgrund der Diskrepanz mit dem Gesundheits-Leitbild Nümbrechts. Ein Dorn im Auge sei zudem die „grelle Beleuchtung“, die das Gesamtbild des Platzes beeinträchtige. Weiter erzeuge der Automat unzulässige Verkehre, wenn Kunden mit ihrem Auto trotz der Enge an dieser Stelle direkt am Snackautomat vorbeifahren wollen.
Auf die Aufforderung der Gemeinde, den Snackautomaten zu entfernen, reagierte der Betreiber, indem er einen Anwalt einschaltete. „Die Rechtslage wird von der Gegenseite verständlicherweise anders beurteilt“, so das Rathaus. Um ein Ordnungs- beziehungsweise Klageverfahren zu vermeiden, redete man miteinander. Der Vorschlag der Verwaltung: Der Automat soll weg vom Dorfplatz und stattdessen in den Bereich der Gouvieuxstraße (siehe Foto), an der Stirnseite der neuen Fahrradabstellanlage, umziehen. Das Grundstück ist im Eigentum der Gemeinde.
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Es ist der Versuch, das Angebot an einen Ort zu bringen, der besser anzufahren ist und das Ortsbild weniger negativ beeinflusst. Noch ist unklar, ob der Betreiber das Angebot annehmen würde, auch wenn es positive Gespräche gegeben habe. Fachbereichsleiter Jan Foerster sagte zudem deutlich, dass sie auf rein private Flächen keinen Einfluss hätten. Bürgermeister Hilko Redenius ergänzte, dass es im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung nicht an einen Erfolg glaube. Und selbst bei einem Sieg vor Gericht würden die Automaten dann eben an anderer Stelle aufgestellt. Dies gab er der Politik für den Hinterkopf mit.
Die Ausschussmitglieder konnten ihr Zähneknirschen kaum verhehlen. „Einen Snackautomaten in der Form kann ich auf einem öffentlichen Platz nicht gutheißen“, sagte der künftige Bürgermeister Thomas Hellbusch (CDU). „Das passt einfach nicht zu ‚Nümbrecht rundum gesund‘.“ Der alternative Standort - direkt am Schulweg – konnte viele Politiker ebenso wenig überzeugen. Gisa Hauschildt und Gerhard Dittich (beide CDU) waren dafür, „Flagge zu zeigen“ und deutlich zu sagen: „Wir wollen die Automaten nicht“.
Andere Sichtweisen vertraten SPD und GUD, die zwar die Argumentation nachvollziehen konnten, aber auch deutlich machten, die Automaten nicht verhindern zu können. Wilhelm Weber (GUD) warb dafür, mit dem Betreiber über das Warenangebot zu sprechen, um vielleicht etwas steuernd Einfluss zu nehmen. Gudrun Wittmer (SPD) ergänzte, dass die jungen Leute, die die ungesunden Produkte wollen, sie auch anderorts kaufen können. Ausschussvorsitzende Andrea Saynisch (Grüne) sprach von einer „fürchterlichen Entwicklung“ und regte eine Art Petition oder politisches Statement an, „um ein Zeichen als Rat für gesunde Ernährung“ zu setzen.
Der Vorschlag der Verwaltung – der Alternativstandort an der Gouvieuxstraße – bekam keine Mehrheit. Fünf Ausschussmitglieder stimmten mit Nein, vier waren dafür. Es gab drei Enthaltungen. Der Rat wird über das Thema am 9. Oktober abschließend entscheiden.
KOMMENTARE
1
Müsste man die Betreiber solcher Automaten nicht auch rechtlich dazu verpflichten können, dass der Zugang zu Energy-Drinks und E-Zigaretten einer Altersbeschränkung unterliegt? (Anm.d.Red.: Für E-Zigaretten muss das Alter an den Automaten nachgewiesen werden, für Energydrinks gibt es in Deutschland keine gesetzliche Altersbeschränkung)
Mutter aus Wiehl, 02.10.2025, 12:57 Uhr2
Man wiederspricht sich doch selbst: Automaten möchte man verbieten zum Wohle der Ernährung. Dem gegenüber steht aber, dass sowohl ein Aldi, als auch der REWE ein identisches Warenangebot hat (eigentlich noch vieles mehr) und das dazu zu einem viel günstigeren Preis. Wenn die Ernährung der Kinder so wichtig ist oder das Warenangebot, so sollte man bei den günstigeren Händlern mit mehr Angebot doch einmal beginnen. Abgesehen davon: der Rewe liegt näher an der Schule. Und wie sieht es mit der Tankstelle aus. Verkauft sie wirklich nur Benzin?
Die Forderung der Politik müsste eigentlich lauten: "Überraschungseier erst ab 18! Überall!"
So macht man sich lächerlich und misst mit zweierlei Maß. Das Grundgesetz sieht hier auch etwas anderes vor.
3
Ich halte von diesen (Snack-) Automaten auch nichts!
Klar, ein neues Geschäftsmodel. Allerdings auf Kosten der Gesundheit und in der Regel mit Süßigkeiten, E-Zigaretten und sonstigem nutzlosen Krempel befüllt. Als würde es nicht schon reichen, dass unsere Kinder im Supermarkt und Discounter mit solchen Angeboten "bombardiert" werden, bekommt man den Mist jetzt rund um die Uhr. Es findet sich mit Sicherheit ein netter "Freund" der einem bei der Umgehung der Altersbeschränkung hilft. Dem Betreiber (es sollte bekannt sein, um wen es sich handelt) scheint´s egal zu sein, hier zählt ausschließlich der schnelle Euro.
Solange es seitens der Städte und Gemeinden (GM, Wiehl, Nümbrecht, Waldbröl) keinen Gegenwind gibt, dürfte sich am Anblick und dem Inhalt allerdings so schnell nichts ändern.
4
Versucht die Politik auch Einfluss auf Supermärkte, Zeitungsläden, Tankstellen etc. zu nehmen, wo man das Gleiche kaufen kann? Nein, warum dann hier mit der Begründung des Leitbilds kommen?
Das ist gewissermaßen heuchlerisch und inkonsequent.
5
Die Dinger sollten verboten werden.
Es wird Kindern und Jugendlichen zu einfach gemacht an Energy Drinks und E-Zigaretten zu kommen.
6
Als wenn Nümbrecht keine anderen Probleme hätte. Ich denke da an das MVZ. Die Snackautomten schaffen Arbeitsplätze und die Alterskontrolle erfolgt. Das Teil stört niemanden wirklich. Ein funktionierender Pizzaautomat wäre noch klasse. Hat in Waldbröl ja nicht funktioniert.
7
Schön das sich Bürgermeister, Rat und Verwaltung mit so einem riesigen "Aufreger" so intensiv beschäftigen.
Wenn man allerdings seit Jahren sperrangelweit offen stehende Haustüren, in einem öffentlichen Gebäude der Gemeinde, bei den gleichen Personen beklagt, herrscht durch die Bank betretendes Schweigen und man bekommt als Bürger noch nicht mal eine Antwort, auf seine freundliche Anfrage.
8
Gibt's etwa keine dringendere/wichtigere Probleme in Nümbrecht, als dieser Automat???
Ich sag nur: Ärztezentrum/Medi-Center!
Da hört man rein gar nichts mehr von!
9
Die Nümbrechter Politik die hat's schon schwer sich mit solchen Problemen rum ärgern zu müssen, bzw. rumärgern zu wollen!
Die wahren Probleme ausblenden u. ignorieren und mit seichter und unbedeutsamer Symbolpolitik versuchen die Bürger zu vera.....!
10
Snackautomaten, die Vapes und andere ungesunde Produkte anbieten, sind problematisch und sollten nicht unterstützt werden. Sie fördern den schnellen, unüberlegten Konsum von Waren, die erwiesenermaßen gesundheitsschädlich sind. Besonders Jugendliche haben hier leichten Zugang, was das Risiko von Nikotinabhängigkeit und falschen Konsumgewohnheiten massiv erhöht. Automaten sind rund um die Uhr verfügbar, sodass keinerlei soziale Kontrolle oder Beratung stattfindet. Das unterläuft Jugendschutzgesetze und begünstigt Impulskäufe. Zudem widerspricht es aktuellen Bemühungen, gesunde Ernährung und Prävention von Suchtmitteln zu fördern. Anstatt riskante Produkte auf Knopfdruck anzubieten, sollten Automaten sinnvoll für Wasser, frische Snacks oder andere gesunde Alternativen genutzt werden, die wir
Jones K., 03.10.2025, 18:22 Uhr11
Manche Menschen scheinen wirklich nur in die Politik zu gehen, um die Mitbürger bevormunden zu können?! Macht es nicht Sinn, für oder gegen die Aufstellung der Automaten eine "Bürgerbefragung" durchzuführen? (Ironie off)
ARNO RODE, 03.10.2025, 20:38 Uhr12
Wie immer ist an allem die Politik schuld. Nur nicht die Eltern, die durch eine vernünftige Erziehung dafür hätten sorgen können, dass man über derartige Automaten gar keine Gedanken verschwenden müsste. Das ist mindestens genau so heuchlerisch. Am Ende haben die Eltern, die sich jetzt so lautstark äußern doch auf ganzer Linie versagt: Süßigkeiten, Social Media, Spielekonsolen, etc. an allem ist immer die Politik schuld. Nur die Eltern, die es versaut haben, die können nie was dafür.
Es hindert niemanden der hier so lautstark vertretenden Kommentatoren, sich politisch zu engagieren und sich zu einer Wahl zu stellen. Aber das sollen andere machen. Ich halte das hier alles für so verlogen und heuchlerisch.
Bekommt den Hintern hoch und tut was, statt hier rumzupalavern.
13
Bürgermeister, Rat und Verwaltung sollten sich mal lieber ernsthaft mit der Frage beschäftigen, wo denn das überall in Nümbrecht ausgeschilderte "Kurzentrum" rum ist? Was ist genau damit gemeint? Wo findet man es? Ist etwa der Kurpark damit gemeint? Falls ja, muss die Beschilderung auch genau da hin führen und nicht im Nirvana enden und es sollte dann besser auch Kurpark, als Kurzentrum heißen! Bei YouTube wird sich schon zu Recht darüber und weitere "Glanzleistungen" des Kurorts Nümbrecht lustig gemacht. Bald folgt bestimmt noch ein Beitrag über den "Automatenskandal" von Nümbrecht! Weiter so!
Armin B., 05.10.2025, 14:02 Uhr14
Es ist bezeichnent mit was für einen Unsinn sich Rat und Verwaltung beschäftigen. Wenn beim Verkauf alle rechtlichen Bedingungen eingehalten werden und das Angebot der Waren von der Bevölkerung angenommen wird, so lasst doch den Unternehmer damit sein Geld verdienen. Dieser sorgt doch mit dem Verkauf seiner Artikel für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Und ob der Automat auf dem Dorfplatz steht oder unten an der Gouvieuxstraße ist doch vollkommen irrelevant.
Die Argumentation mit dem Leitbild ist auch einfach nur albern. Die angebotenen Artikel lassen sich auch sonst überall in Nümbrecht kaufen. Teilweise auch im Kiosk am Schulzentrum.
15
Alles, wie immer, ganz großes Kino in Nümbrecht! Über die völlig sinnbefreiten Fahrradgaragen regt sich keiner auf, die von Steuergeldern finanziert wurden, die unter anderem, auch der Automatenaufsteller erwirtschaftet hat. Es gibt in Nümbrecht wohl keine anderen Probleme, als sich der "voguen" Meinung die neuerdings herrscht, anzuschließen. Unfassbar! Wen stört der Automat? Doch nur die Lemminge der neuen Meinungsfreiheit!
eine fassungslose Nümbrechterin, 06.10.2025, 13:26 Uhr16
Natürlich können Vapes etc. auch woanders gekauft werden. Und genau das ist doch das Problem. Muss dieses Überangebot auch noch gefördert werden, in dem man 24/7 Zugang zu den Produkten hat? Auch die "hat man keine anderen Probleme" und "die wahren Probleme ausblenden" Argumente zeigen doch nur, wie unbedacht einige Kommentare sind.
Simone K., 07.10.2025, 13:45 Uhr17
Man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, dass die Befürworter der Automaten in Wahrheit eher im Auftrag des Betreibers handeln und sich deshalb zu Wort melden.
Nümbrechter, 07.10.2025, 14:54 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
