POLITIK

Selbst Schülerspezialverkehr nicht mehr ausgeschlossen

lw; 23.10.2023, 14:30 Uhr
Foto: Lars Weber --- Über die L 320 müssen die Lindscheider, wenn sie zur Bushaltestelle "Lindscheider Mühle" möchten. Gerade für Kinder ist das gar nicht so einfach. Auf der Straße dürfen die Autos 100 Kilometer pro Stunde fahren.
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Selbst Schülerspezialverkehr nicht mehr ausgeschlossen

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lw; 23.10.2023, 14:30 Uhr
Nümbrecht – Schulweg in Lindscheid im Fokus von Bürgerantrag – Querung der Landstraße sehr unsicher - Eine Lösung steht weiterhin nicht fest.

Von Lars Weber

 

Die Bushaltestelle „Lindscheider Mühle“ liegt genau gegenüber von der Ortseinfahrt nach Lindscheid. Um sie zu erreichen, müssen die Lindscheider die L 320 queren. Die Landstraße ist an dieser Stelle aufgrund der Kurvensituation aber nicht gut einzusehen. Erlaubt ist Tempo 100. Das Überqueren der Straße empfinden die Ortsbewohner als gefährlich, vor allem für die Kinder. Die Grundschüler müssen daher jeden Tag zur Haltestelle gebracht werden. Die Hoffnung, dass endlich ein Schulbus durch das Dorf fährt, haben die Lindscheider Eltern trotz Rückschlägen noch nicht aufgegeben. Nun hatten sie einen weiteren Bürgerantrag eingebracht, der im Nümbrechter Verkehrs- und im Schulausschuss Thema gewesen ist. Die Mitglieder des Schulausschusses stimmten dafür zu prüfen, was es die Gemeinde kosten würde, den Schülerspezialverkehr selbst zu stemmen.

 

Das Thema hat eine lange Vorgeschichte. Auch der Weg im Ort, der zum Beispiel während der Apfelernte für rund acht Wochen von Anlieferern für die Firma Weber blockiert werde, ist Teil der Geschichte. Zentral ist aber die Gefahrenstelle an der Landstraße. Nadine Engelberth und Reiner Rübhausen als Antragssteller sensibilisierten vor der Diskussion am Donnerstag noch einmal für das Thema. „Den Worten sollten nun Taten folgen.“ Es gehe darum, Menschenleben zu schützen. Engelberth brachte auch einen von der Gemeinde organisierten Schülerspezialverkehr als Lösung ins Spiel.

 

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Die baulichen Veränderungen, die die Verwaltung im Verkehrsausschuss vorgestellt hatte, seien jedenfalls nicht geeignet, damit die Kinder selbstständig und gefahrlos zur Bushaltestelle gelangten. Im Rahmen des Programms zum barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen könnte die Haltestelle „Lindscheider Mühle“ dabei mit einer Querungshilfe versehen werden. Zudem soll das Tempolimit auf 70 reduziert werden. Eine Beschränkung auf Tempo 50 bekam die Verwaltung nicht durch, Bürgermeister Hilko Redenius wolle sich aber weiter dafür einsetzen.

 

Das Gemeindeoberhaupt wollte bei der Sitzung keine Zweifel daran lassen, dass auch die Verwaltung das Problem erkannt hat – und sie auch mit den Entscheidungen des Landesbetriebs Straßen, des Kreises und der OVAG nicht zufrieden ist. „Wir versuchen nun seit zwei Jahren, eine Lösung zu finden.“  Die Querungshilfe sei – statistisch gesehen im Hinblick auf die Vermeidung von Unfällen – die beste Lösung, die gerade tatsächlich möglich sei.

 

Dass ihm eine neue Baushaltestelle im Ort lieber gewesen sei, daraus machte der Bürgermeister auch keinen Hehl. Nach einer Prüfung seitens der OVAG hatte Redenius im vergangenen Jahr diese Lösung sogar schon angekündigt. „Wir waren froh und warteten auf den Fahrplanwechsel.“ Dann erfuhr die Verwaltung, dass die Haltstelle doch nicht umgesetzt werde, laut Kreis aus „übergeordneten Gründen“. Die Schleife durch Lindscheid würde eine Verlängerung der Fahrzeit um sieben bis zehn Minuten verursachen und wurde daher abgelehnt, heißt es in der Beschlussvorlage. Redenius forderte die Bürger wie die Politik auf, mit einer Petition beim Kreis Druck zu machen.  

 

Den Lösungsvorschlag eines von der Gemeinde organisierten Schülerspezialverkehrs wollte Redenius keine direkte Absage erteilen, sondern die Möglichkeit von einer Fachfirma untersuchen lassen. Klar wäre, dass diese Lösung deutliche Auswirkungen hätte. Zum einen müssten sämtliche Wünsche der Ortschaften berücksichtigt werden, nicht nur aus Lindscheid. Zum anderen machte er auf Nachfrage von Thorgai Wilmsmann, Leiter des Homburgischen Gymnasiums, deutlich, dass die auswärtigen Schüler Probleme bekommen könnten. Denn viele Buslinien würden lediglich aufgrund des Schülerverkehrs existieren. Möglich sei, dass die OVAG diverse Linien einstellen müsste, wenn die Gemeinde den Schülerverkehr übernehme. Letztlich stelle sich bei solch einer Aufgabe natürlich auch die finanzielle Frage.

 

Nicht möglich sei es, dass der Monti oder der Bürgerbus bei den Problemen in Lindscheid aushelfe. Unter anderem ist die Beförderung durch den Monti erst ab 14 Jahren erlaubt. Wer jünger ist, benötigt Begleitung. Zudem solle das Angebot nicht als „Ersatz-Elterntaxi“ herhalten, wie Kämmerer Reiner Mast sagte. Die Bürgerbusse dürften indes nur auf angemeldeten Linien fahren. Und neue Linien bewilligt zu bekommen sei durch Monti unwahrscheinlich geworden, weil durch dieses Angebot nun alle Dörfer angebunden seien. Ganz neu in der Diskussion war der Vorschlag von Ingo Breuer, Leiter der Nümbrechter Grundschule. Er regte an, eine Behelfsbrücke zu prüfen, damit die Kinder sicher über die Straße kommen.

 

Die Ausschussmitglieder beauftragten die Verwaltung einstimmig, noch einmal beim Oberbergischen Kreis und bei der OVAG vorstellig zu werden. Es solle ein weiterer Anlauf unternommen werden, um den Bus durch Lindscheid zu führen. Weiter soll die Verwaltung ein Fachbüro beauftragen, um die Möglichkeit auszuloten, einen Schülerspezialverkehr einzuführen. Dagegen stimmten die drei Ausschussmitglieder der Grünen.

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