POLITIK

Rein in den Wahlkampf-Endspurt

lw; 29.08.2021, 21:24 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Die Podiumsdiskussionsteilnehmer (v.l.): Dr. Friedrich Wilke (FDP) , Michaela Engelmeier (SPD), Sabine Grützmacher (Grüne), Diyar Agu (Die Linke), Moderator Michael Hänsch und Dr. Carsten Brodesser (CDU).
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Rein in den Wahlkampf-Endspurt

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lw; 29.08.2021, 21:24 Uhr
Lindlar – Bundestagskandidaten diskutierten auf Einladung des „Runden Tisches für Frieden und Gerechtigkeit Lindlar“ im Severinushaus.

Von Lars Weber

 

Nur noch ein Monat, dann wird sich herausstellen, wer Bundeskanzlerin Angela Merkel beerben wird. Der Kampf um die Stimmen hat schon lange begonnen und biegt so langsam auf die Zielgerade ein. Auch die Kandidaten aus dem Oberbergischen Kreis auf das Direktmandat wollen noch Unentschlossene für sich gewinnen. Eine Möglichkeit dazu hat sich ihnen heute im Severinushaus in Lindlar geboten. Dort hatte der „Runde Tisch für Frieden und Gerechtigkeit Lindlar“ zur Podiumsdiskussion geladen, an der Dr. Carsten Brodesser (CDU), Michaela Engelmeier (SPD), Sabine Grützmacher (Bündnis 90/Die Grünen) und Diyar Agu (Die Linke) teilnahmen. Jörg von Polheim (FDP) wurde von Dr. Friedrich Wilke vertreten, da der Kandidat als Innungsmeister der Bäcker bei einer Veranstaltung gefragt war. Die Anwesenden stellten sich den Fragen zu aktuellen Themen von Moderator Michael Hänsch und dem zahlreich erschienenen Publikum. OA gibt einen Überblick.  

 

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Wichtige Ziele ihrer Arbeit bei einer Wahl in den Bundestag

 

Dr. Carsten Brodesser bezeichnete den Erhalt der Mobilität im ländlichen Raum als ein wichtiges Ziel. Der Ausbau des ÖPNV, beispielsweise der S-Bahnausbau auf der RB25-Strecke, sei wichtig, müsse aber auch stets bezahlbar bleiben. Zudem sei der individuelle Personennahverkehr „alternativlos“, solle aber auch grüner werden, nicht nur durch E-Mobilität, sondern auch anderen Technologien. Ebenso müsse der Fachkräftemangel – Oberberg sei als von Industrie und Mittelstand geprägte Region davon besonders betroffen - bekämpft werden, zum Beispiel durch mehr Fortbildungsmöglichkeiten.

 

Für Michaela Engelmeier stehen Maßnahmen gegen Alters- und Kinderarmut ganz weit vorne auf der Agenda. „Wie kann es sein, dass in einem so reichen Land so viele Kinder davon betroffen sind.“ Ein Weg für mehr Gerechtigkeit und ein Mittel gegen die Stigmatisierung vieler Menschen sei dabei die Abschaffung von Hartz IV. „Auch diese Bezeichnung muss weg.“

 

In diesem Punkt stimmte auch Sabine Grützmacher zu. Zudem müsse dringend bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden, zum Beispiel über Genossenschaften. „Jeden Tag gehen uns Hunderte Sozialwohnungen verloren.“ Um gerechtere Lebensverhältnisse in Stadt und auf dem Land zu schaffen, sei es wichtig den Kommunen mehr Mitspracherecht beim Thema Förderungen einzuräumen.

 

Das ist der „Runde Tisch für Frieden und Gerechtigkeit“

 

Die Gruppe bildete sich 2004 für eine Mahnwache gegen den Irakkrieg. Die Mitglieder möchten selbstorganisiertes, ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement zeigen. Die Arbeit des „Runden Tisches“ ist laut eigener Aussage parteipolitisch unabhängig. Die Mitglieder der Gruppen engagieren sich an unterschiedlichen Stellen in Gesellschaft und Kirche. Seit 2004 hat der „Runde Tisch“ diverse Veranstaltungen organisiert, zuletzt unter anderem eine Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl 2020.

 

Dr. Friedrich Wilke versuchte die Frage aus Sicht von Jörg von Polheim zu beantworten. Die FDP möchte beispielsweise den für die Region so wichtigen Mittelstand durch Steuerentlastungen stärken. Beim Fachkräftemangel solle ein Einwanderungsmodell ähnlich dem kanadischen System helfen. Nicht zuletzt müsse Bürokratie abgebaut werden, um Planungsvorgänge in Deutschland zu beschleunigen.

 

Diyar Agu sieht in der Arbeitswelt viele Ungerechtigkeiten. „Deshalb fordern wir unter anderem einen Mindestlohn von 13 Euro.“ Zudem sollten Unternehmen in Krisen nur finanzielle Unterstützung erhalten, wenn der Erhalt der Arbeitsplätze garantiert wird. „Die Jobs müssen wieder sicherer werden.“ Für ein besseres Klima fordert seine Partei zudem auf lange Sicht einen kostenfrei nutzbaren ÖPNV.

 

 

Afghanistan

 

Alle fünf Anwesenden zeigten sich bestürzt von den Geschehnissen der vergangenen Tage und Wochen. Sabine Grützmacher und Diyar Agu forderten einen Untersuchungsausschuss, um die Versäumnisse auch während der Evakuierungsaktion aufzuarbeiten. Die Frage nach der Schuld wollte Wilke zumindest an dieser Stelle nicht stellen. Stattdessen sollte alles getan werden, um jene Menschen aus dem Land rauszuholen, denen es versprochen wurde. Engelmeier sagte, dass Deutschland und die an der Afghanistan-Mission beteiligten Länder versagt hätten. Man dürfe nicht einfach aufhören, Demokratie in einem solchen Land durchzusetzen, wenn man erst einmal angefangen hat. Das Versagen räumte auch Brodesser ein. Er dachte aber auch schon einen Schritt weiter. „Es werden noch viele Menschen Afghanistan verlassen wollen.“ Auf diese Menschen sollte auch die EU vorbereitet sein.

 

Tempolimit

 

Brodesser meinte zu einem Tempolimit von 130 auf der Autobahn, dass vor solch einem Mittel andere Probleme gelöst werden sollten. „Es sind einfach zu viele Leute gleichzeitig auf ein Auto nach Köln angewiesen“, sagte er mit Blick auf die A4. Tatsächlich habe die Pandemie dabei schon Wirkung gezeigt und der Verkehr sei durch Home-Office-Lösungen schon geringer geworden. Dies, in Verbindung mit dem ÖPNV-Ausbau, könne auch ein Weg sein. Alle anderen auf dem Podium sprachen sich für ein Tempolimit aus. „Nicht nur der CO2-Ausstoß wird reduziert, sondern auch die Zahl der Verkehrstoten“, sagte beispielsweise Michaela Engelmeier.

 

Das sind die Bewerber

 

Insgesamt stellen sich neun Bewerber aus Oberberg am 26. September für das Direktmandat zur Wahl:

 

CDU: Dr. Carsten Brodesser, Lindlar

SPD: Michaela Engelmeier, Lindlar

FDP: Jörg von Polheim, Hückeswagen

Bündnis 90/Die Grünen: Sabine Grützmacher, Gummersbach

AfD: Bernd Rummler, Gummersbach

DIE LINKE: Diyar Agu, Gummersbach

DIE PARTEI: Philipp Ernst Wüster, Hückeswagen

Freie Wähler: Christian Abstoß, Marienheide

Die Basis: Markos Pavlidis, Reichshof

KOMMENTARE

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„Wie kann es sein, dass in einem so reichen Land so viele Kinder davon betroffen sind." - Frau Engelmeier.

Ja, es ist natürlich sehr schade, dass die SPD die letzten Jahre in der Regierung vertreten war um daran etwas zu ändern...

Wolke, 30.08.2021, 08:39 Uhr
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