POLITIK

Reichshofs Politik wischt Steuererhöhung vom Tisch

pn; 02.02.2022, 17:30 Uhr
Symbolfoto: Yourschantz auf Pixabay
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Reichshofs Politik wischt Steuererhöhung vom Tisch

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pn; 02.02.2022, 17:30 Uhr
Reichshof – Keine politische Mehrheit für Pläne der Reichshofer Verwaltung, die Grundsteuer B anzuheben – SPD zieht daraufhin Antrag zur Gewerbesteuererhöhung zurück - Hundehalter zahlen künftig mehr.

Von Peter Notbohm

 

Das hatten sich Bürgermeister Rüdiger Gennies und Kämmerer Gerd Dresbach garantiert anders vorgestellt. Ihre Empfehlung, die Grundsteuer B um 50 Punkte auf 620 Prozent anzuheben (OA berichtete), wurde am Dienstagabend im zuständigen Haupt- und Finanzausschuss von der Reichshofer Politik mehrheitlich abgelehnt. Komplett vom Tisch ist die Anhebung des Hebesatzes damit aber noch nicht. Erst der Rat am kommenden Dienstag wird endgültig den Haushalt für die kommenden Monate verabschieden.

 

Überraschungen dürfte es hier wohl aber nicht geben: Zu eindeutig hatten sich die Parteien in ihren Statements positioniert. Thomas Funke (CDU) sprach von einem für den Bürger nicht nachvollziehbaren Vorschlag. Er verwies auf das Rekordsteuerergebnis im vergangenen Jahr, zudem seien die Menschen durch die Preisexplosion bei Lebenserhaltungs- und Energiekosten ohnehin schon erheblich belastet: „Und ein Ende dieser Preissteigerung ist noch nicht in Sicht. Wir liegen im Oberbergischen bei der Grundsteuer B zwar im unteren Bereich, das rechtfertigt aber nicht, sie einfach um 50 Punkte anzuheben.“

 

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Ähnlich argumentierte Jürgen Barth (Bündnis 90/Die Grünen). Auch seine Partei lehne die Hebesatzerhöhung ab, auch weil man davon ausgehe, dass die Gewerbesteuer in diesem Jahr ähnlich hoch ausfallen werde. Matthias Leienbach (FWO) sprach von einem falschen System der Gemeindefinanzierung. „Reichshof hat in den vergangenen Jahren vernünftig und sparsam gehandelt. Und nur wegen eines durchgängigen Systemfehlers sollen wir nun gezwungen werden, die Steuern zu erhöhen.“ In eine „Landschaft von Null-Zinsen und hohen Kosten“ passe dies nicht, ergänzte er.

 

Auch Marlies Schirp (SPD) sprach sich vehement gegen die geplante Steuererhöhung aus. Ihre Partei hatte im Vorfeld noch einen Antrag gestellt, zusätzlich die Gewerbesteuer um 20 Punkte auf 495 Prozent zu erhöhen – dieser war allerdings an die Empfehlung der Verwaltung gekoppelt. „Auch Unternehmen profitieren von unseren Investitionen. Daher wäre es nur gerecht und sozial, wenn die Steuererhöhungen auch für die Gewerbetreibenden kämen“, begründete sie den Vorschlag der Sozialdemokraten. Nachdem im Saal allerdings Einigkeit bestand, die Steuerhöhung abzulehnen, zog auch die SPD ihren Antrag zurück.

 

Zuvor hatte Gerd Dresbach (Foto) den Parteien vorgerechnet, was eine Erhöhung für Grundstückseigentümer bedeuten würde. Für den Großteil der Reichshofer wäre es eine Mehrbelastung zwischen 15 und 53 Euro. Im oberbergischen Vergleich steht die Gemeinde derzeit auf Platz zehn. Insgesamt plante Reichshofs Kämmer ursprünglich mit einer Einnahmensteigerung von 370.000 Euro im Haushalt.

 

Wo dieses Geld nun herkommen soll? Aus Reihen der CDU kam angesichts der positiven Steuerschätzungen der Vorschlag, das eingeplante Gewerbesteuereinnahmenniveau um 500.000 Euro zu erhöhen. Von der SPD hieß es, man sehe durchaus noch Raum bei den Ausgaben. So gebe es Positionen, bei denen unklar sei, ob diese überhaupt benötigt werden. Wirklich glücklich wirkte Dresbach ob dieser Vorschläge nicht. Zum einen würde eine höhere eingeplante Gewerbesteuer zu zeitversetzten Ausgaben führen, zum anderen seien in den Vorverhandlungen bereits einige Wünsche offengeblieben. „Wir haben sogar an der Substanz, wie dem Straßenbau, geknabbert, um ein vernünftiges Zahlenwerk hinzubekommen.“

 

Mehrkosten für Hundehalter

 

Bei drei Gegenstimmen der SPD und einer Enthaltung sprach sich der Fachausschuss für eine Erhöhung der Hundesteuer aus. Die letzte Erhöhung gab es 2013. Besitzer von einem Hund sollen künftig zwölf Euro pro Jahr mehr bezahlen. Bei zwei Hunden sind es 20 Euro mehr, ab drei Tieren werden 180 statt 156 Euro fällig. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres waren die Hundesteuereinnahmen der Gemeinde erheblich gestiegen, nachdem bei Zählungen über 2.000 Hunde nachgemeldet worden waren. Susanne Maaß (SPD) kritisierte, dass man die Falschen treffe, da besonders ältere Menschen mit kleiner Rente häufig Hundehalter seien. Zudem würde die Gemeinde kaum etwas für die Tiere tun: „Ich sehe bei uns keine Mülleimer mit Beuteln wie in anderen Kommunen.“

KOMMENTARE

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"Wo dieses Geld nun herkommen soll?"
Wie wäre es mit sparen!
Müssen normale Leute auch!
Aber: Nehmen ist seliger denn geben ¯\_(ツ)_/¯

Ulrich, 03.02.2022, 08:43 Uhr
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Ich unterstütze die Aussage von Susanne Maaß (SPD) „Ich sehe bei uns keine Mülleimer mit Beuteln wie in anderen Kommunen.“ Als HundesteuerzahlerIn bekomme ich in der Gemeinde Reichshof keine Gegenleistung. Stattdessen wird die Steuer noch erhöht. Auch Steuererleichterungen, wenn ich einen Hund aus dem Tierschutz hole gibt es nicht. Die Gemeinde sollte sich dringend andere Kommunen und Städte als Beispiel nehmen.

Jana, 04.02.2022, 08:47 Uhr
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