POLITIK

Politischer Schlagabtausch am Lindengymnasium

pn; 22.09.2021, 15:40 Uhr
Fotos: Peter Notbohm ---- Bernd Rummler (AfD, v.l.n.r.), Jörg von Polheim (FDP), Dr. Carsten Brodesser (CDU), Sabine Grützmacher (Bündnis 90/Die Grünen) und Diyar Agu (Die Linke) waren der Einladung des Lindengymnasiums gefolgt.
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Politischer Schlagabtausch am Lindengymnasium

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pn; 22.09.2021, 15:40 Uhr
Gummersbach – Auf dem Podium in der Eugen-Haas-Halle trafen die oberbergischen Bundestagskandidaten zu einer letzten Diskussion vor der Wahl am Sonntag aufeinander – 350 Schüler hatten viele Themen vorbereitet (AKTUALISIERT).

Von Peter Notbohm

 

Der Wahlkampf zur Bundestagswahl am 26. September ist in die heiße Phase eingebogen. Bundesweit kämpfen alle Parteien auf diversen Veranstaltungen um die Stimmen der noch unentschlossenen Wähler. Nachdem in den vergangenen Wochen die oberbergischen Bundestagskandidaten auf Podiumsdiskussionen an mehreren Schulen aus dem Kreisgebiet debattierten, hatten am heutigen Dienstag die Oberstufenschüler des Gummersbacher Lindengymnasiums letztmalig die Gelegenheit, die politischen Vertreter zu ihren Standpunkten zu befragen.

 

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350 Oberstufenschüler – etwa zehn Prozent von ihnen dürfen am Sonntag ihr Kreuz machen - säumten die Haupttribüne der Eugen-Haas-Halle und hörten sich die Ideen bzw. Parteiprogramme von Dr. Carsten Brodesser (CDU), Sabine Grützmacher (Bündnis 90/Die Grünen), Jörg von Polheim (FDP), Diyar Agu (Die Linke) und Bernd Rummler (AfD) an. Michaela Engelmeier (SPD) blieb der Veranstaltung aus bekannten Gründen fern. „Wir bedauern, dass wir dadurch die Positionen der SPD nicht präsentieren können, respektieren aber ihr Statement, nicht an einer Veranstaltung mit der AfD teilnehmen zu wollen“, hieß es seitens der Schülerschaft des Lindengymnasiums.

 

 

Moderiert wurde die Diskussion von den beiden Oberstufenschülern Paula Steubing und Max Chlechowitz. Knapp 90 Minuten hatten sich die Schüler als Limit gesetzt – ein etwas zu ambitioniertes Ziel für die zahlreichen Themengebiete, wie sich am Ende herausstellen sollte. Das fand auch die 17-jährige Hannah: „Die Veranstaltung war sehr aufschlussreich und wir haben viele unterschiedliche Meinungsbilder gesehen, zwei Stunden wären aber vielleicht besser gewesen.“ Zudem hätte sie sich mehr direkte Interaktion mit den Schülern in der Halle gewünscht – das habe bei der Diskussion zur letztjährigen Kommunalwahl noch besser funktioniert, meinte sie. Insgesamt habe die Veranstaltung ihren politischen Horizont aber noch einmal erweitert: „Ich wusste schon vorher, wem ich mein Kreuz geben würde, heute habe ich aber auch noch eine andere Schiene für mich entdeckt.“

 

Debattiert wurde vor allem über die großen Zukunftsthemen: Die Auswirkungen des Klimawandels und wie man ihn global bekämpfen sollte, waren ebenso ein Thema, wie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Frage, wie die Politik erklären wolle, dass es zwar keine Impflicht gebe, die getroffenen Maßnahmen aber dennoch einen starken indirekten Druck in dieser Frage ausüben würden. Aus Schülersicht ebenfalls ein brandheißes Thema: Die Digitalisierung, besonders an Schulen. Dass es damit nicht weit her sei, machte Chlechowitz an einem Beispiel des Lindengymnasiums klar: „Die Stadt Gummersbach hat zwar allen Schülern ein Tablet zur Verfügung gestellt, nutzen konnten wir diese nach den Sommerferien aber nicht, weil das WLAN nicht funktionierte.“

 

Bürgermeister Frank Helmenstein zeigte sich im Nachhinein irritiert über die Vorwürfe, dass das WLAN für zwei Wochen nicht funktioniert habe. Die Schule sei - in Absprache mit der Schulleitung - in diesem Zeitraum mit einem neuen hochmodernen Netzwerk  ausgestattet worden. Hierfür habe man auch die Leitung anpassen müssen, was anderthalb Wochen in Anspruch genommen habe. Nun verfüge das Gymnasium über eine Datengeschwindigkeit von 2 GBit/s. "Mehr geht derzeit nicht", so Helmenstein. Bis zum Jahreswechsel soll die Schule zudem mit neuen Servern und neuen leistungsstarken Computern ausgestattet werden. "Geld für Bildung muss immer vorhanden sein", sagt der Bürgermeister.

 

Einen Meinungsaustausch gab es auch zu den Themen soziale Gerechtigkeit, Mindestlohn, Wohnungsmarkt, den Herausforderungen des demographischen Wandels auf die Pflege oder dem Festhalten an der Schuldenbremse. Aber auch das vom Bundestag abgelehnte Transsexuellengesetz wurde thematisch angeschnitten. Der 17-jährige Julian fühlte sich am Ende gut informiert: „Wenn ich am Sonntag wählen dürfte, hätte ich nach dieser Veranstaltung einen Favoriten. Insgesamt haben aber alle Kandidaten ihre Meinungen gut rüber gebracht.“

 

 

Inhaltlich wiederholten alle Politiker vor allem das Programm ihrer Parteien und bekräftigten die seit Wochen wiederholten Standpunkte. Nur selten wurden die gestellten Fragen auch auf das Oberbergische heruntergebrochen, ein echter Schlagabtausch kam nur punktuell zwischen Diyar Agu, der an seiner ehemaligen Schule ein kleines Heimspiel hatte und gerne einmal die Redezeit überschritt, sowie Carsten Brodesser und Bernd Rummler auf – das starre Format mit vorgegebem Zeitrahmen für die Antworten ließ allerdings auch kaum etwas anderes zu.

 

Für ein wenig Auflockerung sorgte ausgerechnet die abschließende Schnell-Frage-Runde, in der die Kandidaten nur mit grünen oder roten Karten antworten durften. So mussten ausgerechnet Grützmacher und Agu bei der Frage, ob Wind- und Sonnenenergie ausreichend für den deutschen Strombedarf sind, zähneknirschend ihre grüne Karte unten lassen. Mit Ausnahme von Bernd Rummler sprachen sich zudem alle Poltiker für ein Herabsenken des Wahlalters auf 16 Jahre aus, der AfD-Politiker und Carsten Brodesser lehnten zudem eine Legalisierung von Cannabis strikt ab.

 

 

„Ich fand es sehr interessant die Kandidaten hier zu hören. Ich wusste schon vorher, wen ich wählen würde und bin heute in dieser Meinung noch einmal bestärkt worden“, sagte die 17-jährige Marie. Dass die Diskussion nach 90 Minuten noch nicht zu Ende sein muss, bewiesen Sabine Grützmacher und Diyar Agu, sie folgten im Anschluss der Einladung mit dem Leistungskurs Sozialwissenschaften die Themen in einer Schulstunde noch weiter auszudiskutieren. Markus Niklas, stellvertrender Schulleiter des Lindengymnasiums zog ebenfalls ein positives Fazit und lobte vor allem das Moderatorenduo: „Es war eine gelungene Veranstaltung für alle Schüler.“

KOMMENTARE

1

Frau Engelmeier verabschiedet sich leider aus dem Spektrum der Demokraten. Peinlich und unwählbar!

Wolfgang, 21.09.2021, 14:22 Uhr
2

Frau Engelmeier war bestimmt mit Frau Esken an der Pommesbude gegenüber :-). Spass beiseite. Das ist einer Vertreterin einer Volkspartei unwürdig. Meinungsbildung geht nur über offene Diskussionen. Gerade die AFD kann man dabei inhaltlich gut stellen. Ich denke sie ist ohne viel Arbeit auf den Posten in Berlin scharf, weil vor 4 Jahren hats ja jemand verbockt. Schade für die interessierten und engagierten Schüler

Beobachter, 21.09.2021, 15:57 Uhr
3

Ein sehr merkwürdiges Verhalten u. kein gutes Beispiel/Vorbild von Frau Michaela Engelmeier (SPD) für die Jugend und die Wählerschaft generell:
Was will die Dame denn machen für den Fall das sie in den neuen Bundestag gewählt werden sollte?
Wenn man ihr aktuelles Verhalten dahin überträgt wird sie dort dann wohl an keiner einzigen Sitzung teilnehmen können, da ja immer die AfD-Fraktion mit im gleichen Haus sitzt!
Eine Frage die sie zumindest mal konkret zu beantworten hätte, denn sonst scheint sie mir unwählbar.
Bin übrigens ein Erstwähler u. ganz sicher kein AfD-Sympathisant, aber sowas kann einfach nicht sein; sich in einer Demokratie andersartigen Meinungen, nur weil sie mir eventuell persönlich nicht passen, komplett zu verweigern!

Justin Keller, 21.09.2021, 19:01 Uhr
4

Wo sind die Politiker in den anderen Grund-, Haupt-, Gesamt-, Realschulen? Alleine im Gymnasium aufzulaufen ist eine Farce und zeigt das politische"Rückgrat".

Jan, 22.09.2021, 08:26 Uhr
5

Peinlich, Frau Engelmeier. Mit Ihrem Kneifen haben Sie weder Ihrer Partei noch dem politischen Diskurs einen Gefallen getan und kein gutes Vorbild abgegeben.

Andreas, 22.09.2021, 12:13 Uhr
6

Es ist für mich ein Armutszeugnis, dass Frau Engelmeier sämtlichen Diskussionen fernbleibt, an denen die AfD teilnimmt, und dafür immer noch wieder hervorgehoben wird. Ich denke wir leben in einer Demokratie? In dieser wird diskutiert und um mögliche Ziele gerungen.
Nicht miteinander zu sprechen hilft auf jeden Fall nicht.

Demokrat, 22.09.2021, 12:52 Uhr
7

Das war schwach, Frau Engelmeier. So geht unter Demokraten nicht miteinander um. Das geht so nicht!! Damit sind sie als Person unwählbar. Dann noch eine Anmerkung zum Wahlalter 18. Dies ist an die Volljährigkeit gekoppelt. Wollen 16Jährige auch volljährig auch voll strafmündig sein? Ich denke mal nicht!!! Dann geht im Bund auch kein Wahlalter 16.

Pe, 22.09.2021, 18:10 Uhr
8

Wer ist denn nun intolerant und diskriminierend? Danke Frau Engelmeier, dass Sie mir mit ihrem Verhalten endgültig gezeigt haben, dass Sie für mich abolut nicht wählbar sind. Ich hoffe, dass Frau Engelmeier weitere vier Jahre hier im Oberbergischen darüber nachdenken kann, was Toleranz wirklich ist!

Frank Winkler, 22.09.2021, 22:29 Uhr
9

In den Augen von Frau Engelmeier, sind die Kritiker ihres Verhaltens vermutlich alles Hetzer, die die Gesellschaft spalten. Anstatt hier argumentativ dagegenzuhalten, wird hier versucht, sich auch noch als Person mit „richtiger Haltung“ in Szene zu setzen. Man muss seine politischen Mitbewerber nicht mögen, aber wenn man etwas drauf hat, hört man ihm zu und entkräftet ihn.
Frau Engelmeier hat ihr Gesicht gezeigt und sich selbst ein Armutszeugnis ausgestellt. Traurig für die SPD.

Walter, 22.09.2021, 23:48 Uhr
10

Mal abgesehen vom armseligen Verhalten von Frau Engelmeier, gibt es insgesamt 9 Direktkandidaten für den OBK. Wo sind denn die anderen Kandidaten? Wie sollen sich die Jungen Wähler neutral eine Meinung bilden, wenn nicht alle Parteien die Möglichkeit haben sich zu positionieren? So werden nur wieder die Altparteien präsentiert und neue oder andere Parteien haben keine Chance an einer Veränderung mitzuwirken, weil diese wenig bekannt gemacht werden oder die Chance bekommen sich vorzustellen. Sehr traurig für alle Wähler und eines demokratischen Deutschlands nicht würdig.

Tina, 23.09.2021, 13:32 Uhr
11

@All: Die "Quittung" hat Frau Engelmeier ja nun bekommen; wie ich denke voll verdient!

Justin Keller, 27.09.2021, 10:07 Uhr
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