POLITIK

Neues Baugebiet „Auf der Höhe“: Rahmenplan soll bis Ende des Jahres stehen

lw; 01.03.2024, 12:56 Uhr
Foto: Christian Melzer --- Zwischen Drabenderhöhe und Brächen liegt das Baugebiet, das nun "Auf der Höhe" heißt.
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Neues Baugebiet „Auf der Höhe“: Rahmenplan soll bis Ende des Jahres stehen

lw; 01.03.2024, 12:56 Uhr
Wiehl – Mischgebiet mit Wohnen, Dienstleistung und Gewerbe soll an der B 56 in Drabenderhöhe entstehen – Ideen sollen nun mit Politik und Bürgern sowie einem Fachbüro entwickelt werden.

Von Lars Weber

 

Noch vor vier Jahren machten die Brächener und Drabenderhöher gegen ein mögliches Gewerbegebiet an der B 56 (Zeitstraße) ordentlich mobil. Und tatsächlich wurden die Pläne später in dieser Form ad acta gelegt. Allerdings nicht das Bauprojekt als solches. Verfolgt wird inzwischen ein modernes Mischgebiet, wo Wohnen, Dienstleistung und auch Gewerbe nebeneinander harmonisch existieren sollen. Von einem Leuchtturmprojekt ist da gerne die Rede, auch bei der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Donnerstagabend im Rathaus. Dort ist es um das weitere Vorgehen gegangen, und das ist durchaus ambitioniert: Bis Ende des Jahres soll unter kräftiger Beteiligung der Bürger ein Rahmenplan stehen.

 

„Wir fangen nicht bei null an“, sagte Marcus Köster, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung. Schon im Rahmen der Planungen für ein Gewerbegebiet seien einige Gutachten erstellt worden, auf denen man nun aufbauen könne: Vom Versickerungsgutachten über Artenschutzprüfung bis zum Kampfmittelräumdienst wurde schon eine Checkliste abgearbeitet. Noch stärker in den Fokus gerückt sei das Thema Wasser. Nicht nur durch das Quellgebiet des Loopebachs, sondern vor allem auch durch die Starkregenereignisse der vergangenen Jahre.

 

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Zwischenzeitlich wurde zudem der Arbeitstitel des Projekts weg vom Gewerbegebiet zum Baugebiet „Auf der Höhe“ gewechselt, der klar machen soll: Hier entsteht etwas Neues. Aber was eigentlich genau? Genau darum soll es in dem weiteren Prozess gehen, der nicht dem üblichen Weg folgen soll, dass eine Planung im Rathaus oder bei einem Fachbüro entsteht und diese anschließend vorgestellt wird. Stattdessen sollen gerade die Bürger stärker eingebunden werden.

 

Auch hier fängt man nicht bei null an. Im Rahmen des Protestes vor vier Jahren hatte das Aktionsbündnis bereits einen Alternativvorschlag eingebracht, der unter anderem auf weniger Versiegelung und Wohnbebauung gemischt mit Cafés, kleinen Geschäften, Pflegediensten oder auch Co-Working-Spaces setzte. Ein Kindergarten oder moderne Arztpraxen werden sicherlich heute ebenfalls diskutiert werden. Diese Ideen sollen nicht vergessen werden, sondern in den nun startenden Prozess mit einfließen.

 

Die Entwicklung, so ist es gerade angedacht, soll in mindestens drei Abschnitten (zwischen 4,3 und 4,9 Hektar) geschehen, wie auch Stadtplaner Daniel Luchterhandt aus Hamburg erläuterte. In einem „städtebaulichen Dialog“ sollen sich Stadt, Bürger und Politik an eine Lösung „heranrobben“, wie die Flächen bebaut werden sollen. „Für wen baut man? Was benötigt man vor Ort? Aber auch: Was gibt der Markt her? Was hat Aufsicht auf Realisierung?“ Daher regte er an, früh Gespräche mit Investoren zu führen, die den Prozess gegebenenfalls ebenso begleiten könnten.

 

Zunächst soll per Ausschreibung ein Fachbüro gefunden werden, dass sowohl städtebaulich wie landschaftsbaulich etwas auf dem Kasten hat, außerdem dialogbereit ist. Auf Grundlage der bisherigen Vorstellungen soll das Büro drei Varianten erarbeiten, diese könnten sich beispielsweise am Verdichtungsgrad orientieren. Diese Vorschläge sollen dann öffentlich mit den Wiehlern in einer Programmwerkstatt diskutiert werden. Eine Variante soll bleiben, an der Büro, Stadt, Politik und auch nochmal die Bürger „Feintuning“ betreiben. Der Rahmenplan soll bis Ende des Jahres stehen, anschließend geht es um die nötigen bauplanrechtlichen Änderungen.

 

Luchterhandt machte die Besonderheit der Fläche deutlich, in Beschaffenheit, Exponiertheit und Topografie. „Das muss sitzen!“ Auch Bürgermeister Ulrich Stücker sagte: „Die Gefahr, bei der Fläche etwas falsch zu machen ist größer, als es richtig zu machen.“ Deshalb sei die Vorgehensweise richtig und wichtig. Es dürfe nicht grüne Wiese versiegelt werden, um dann auf der anderen Straßenseite Leerstände zu generieren, hob er heraus, wie wichtig die Bedarfsabfrage sei. Es wird auch um Grundsatzfragen gehen, so der Bürgermeister: „Wie sehen künftige Wohnformen für Familien aus? Sind neue Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese noch aktuell?“

 

Daran knüpfte Dr. Sonja Wegner (Grüne) an. Gerade barrierefreie Wohnungen fehlten in Drabenderhöhe. Würden in dem Gebiet auch solche für ältere Bürger geschaffen, werden im Bestand Einfamilienhäuser frei, die gerade teils nur von einer Person bewohnt würden. „Genau auf solche Wechselwirkungen müssen wir schauen“, sagte Ausschussvorsitzender Sören Teichmann (CDU). Dominik Seitz (FDP) legte Wert darauf, dass das Konzept gezielt auf Drabenderhöhe ausgerichtet werden müsse.

 

Generell bekam das geplante Verfahren Lob von der Politik. Katrin Schäfer, sachkundige Bürgerin für die Grünen, hatte das Aktionsbündnis in Drabenderhöhe damals mit ins Leben gerufen. Sie zeigte sich begeistert. „Genau so etwas haben wir uns damals vorgestellt.“ Wenn eine solche Fläche stellenweise schon versiegelt werden soll, „kann das nur als ein Leuchtturmprojekt passieren“.

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