POLITIK
Igelschutz: Nachtfahrverbot für Rasenmähroboter?
Oberberg – Umweltausschuss diskutierte nach einem Antrag der Grünen über eine Allgemeinverfügung zum Schutz des Igels – Infokampagne für die Öffentlichkeit.
Von Lars Weber
Der heimische Braunbrustigel ist das Tier des Jahres 2024. Hinter dem Namen verbirgt sich der klassische heimische Igel im eigenen Garten, wie man ihn finden kann, wenn man sehr aufmerksam ist. Allerdings, so heißt es in einem Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion, seien seine Bestände so stark rückläufig, dass der Braunbrustigel inzwischen auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere steht. Ein Grund dafür: die weit verbreiteten Rasenmähroboter. Deshalb möchten die Grünen, dass die Kreisverwaltung eine Allgemeinverfügung zum Schutz des Igels vor Mährobotern erlässt. Diese soll die Betriebszeiten von automatischen, selbstfahrenden Rasenmähern auf die Tageslichtstunden beschränken.
Neben aktuellen Klimaveränderungen, die zu einem reduzierten Nahrungsangebot für Igel beitragen, seien die automatischen Gartenhelfer „eine große Gefahrenquelle für Wildtiere“, ganz besonders für die Igel. Die Maschinen könnten gravierende bis tödliche Schnittverletzungen verursachen. Die nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Art des heimischen Igels sei deshalb so gefährdet, weil sie nachts nach Nahrung sucht und bei Kontakt mit dem Mähroboter nicht flüchtet, sondern sich zusammenrollt. „Technische Lösungen zum Schutz der Igel an den Mähgeräten sind längst noch nicht ausgereift“, schreiben die Grünen.
Diese fordern in ihrem Antrag, zum Schutz der Igel sowie anderer nachtaktiver Kleintiere eine breit angelegte Informationskampagne durchzuführen, die der Vorbereitung der beantragten Allgemeinverfügung auf Basis des Bundesnaturschutzgesetzes dient. Der Inhalt: Um das Verletzungsrisiko für die Tiere durch Mähroboter zu minimieren, sollte der Einsatz in der Dämmerung und Nacht gänzlich ausgeschlossen werden, wie es zum Beispiel auch die Stadt Köln beschlossen hat. „Es ist an der Zeit, zu reagieren“, sagte Sebastian Schäfer. Denn während die Roboter vor zehn Jahren eher noch exotisch waren, gebe es sie heute bei jedem Discounter. „Wir wollen die Menschen nicht ärgern“, betonte Schäfer bei der Sitzung des Umweltausschusses, „sondern etwas für den Schutz einer gefährdeten Art tun“.
Lukas Miebach (CDU) stimmte den Grünen zu, dass etwas getan werden müsse. Aus seiner Sicht sei es aber wünschenswert, wenn der Bund in der Sache aktiv werde, um Bürokratie und einen Fleckenteppich an unterschiedlichen Regeln quer durch die Republik zu vermeiden. Daher schlug er vor und stellte den Antrag, dass die Verwaltung eine Infokampagne im kommenden Jahr starten solle, eine Allgemeinverfügung aber nicht vorbereitet werde. Die sollte erst folgen, wenn der Bund doch nicht handelt. FDP-Fraktionschef Reinhold Müller stimmte dem zu: „Aufklärung ist erstmal wichtiger. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie Igel im Garten haben“.
Der Grünen-Antrag bekam seitens der SPD und von Die Linke Unterstützung. Heidi Mehlhorn (Die Linke) sagte, man müsse selbst handeln und das Thema nicht weiterschieben. Als Argument gegen eine eigene Allgemeinverfügung wurde die fehlende Kontrolle angeführt. Dies ließen die Fürsprecher des Grünen-Antrags aber nicht gelten. Dies gelte schließlich auch für andere Allgemeinverfügungen, die aber trotzdem angeordnet worden seien. “Und zwar, weil sie einfach wichtig sind“, so Seb Schäfer.
Der Grünen-Antrag bekam letztlich keine Mehrheit, es gab acht Ja- und acht Nein-Stimmen. Einstimmig fiel dann bei einer Enthaltung die Abstimmung für den Vorschlag der CDU aus. Zur Mähsaison im kommenden Jahr soll es demnach eine Informationskampagne geben. Im Sommer soll dann Bilanz gezogen werden, ob eine Allgemeinverfügung trotzdem nötig ist.
KOMMENTARE
1
deshalb haben die Grünen rund 10% der Stimmen bei der Kommunalwahl verloren, immer mehr Vorschriften und noch mehr.
Mal nachdenken warum Ihr stimmer zweistellig verliert.
Wo ist der Fehler
2
Als langjähriger begeisterter Nutzer von Mährobotern hätte ich das Verbot begrüßt. In der Wachstumsphase des Rasens sind die Tage lang genug um dem Mähroboter ein ausreichend großes Zeitfenster zur Pflege des Rasenteppichs zu geben. Wessen Rasenfläche tatsächlich mehr als 10-12 Stunden beackert werden muss, sollte über ein leistungsstärkeres Gerät nachdenken.
Tobias Schneider, 17.09.2025, 08:37 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
