POLITIK

Lindlar: Von der Gemeinde zur Stadt?

ks; 01.02.2022, 14:10 Uhr
Fotos: Gemeinde Lindlar --- (v. l.) Moderator Michael Hänsch, Bürgermeister Dr. Georg Ludwig und die Fraktionsvorsitzenden Hans Schmitz (CDU), Patrick Heuwes (Grüne), Harald Friese (FDP) und Michael Scherer (SPD) kamen gestern im Kulturzentrum zusammen.
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Lindlar: Von der Gemeinde zur Stadt?

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ks; 01.02.2022, 14:10 Uhr
Lindlar – Bei der Podiumsdiskussion zum Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ fanden auf der Bühne und im Chat lebhafte Debatten statt.

Rund 200 Fragen sind im Vorfeld der Podiumsdiskussion zum Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ in Lindlar zusammengekommen. Dass davon im Rahmen der gestrigen Hybridveranstaltung, die aus dem Kulturzentrum übertragen worden ist, nur ein Bruchteil zur Sprache kommen würde, stand außer Frage. Im Fokus standen eher die Standpunkte und Argumente von Bürgermeister Dr. Georg Ludwig sowie den vier Fraktionsvorsitzenden. „Bis Ostern sollen noch drei öffentliche Workshops stattfinden“, sagte Michael Hänsch, der als Moderator durch die rund zweistündige Veranstaltung führte und damit Fachfragen wie zu Verkehr und Entwässerung aus dem gestrigen Abend ausklammerte.

 

Für das Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ liegt derzeit eine moderne Quartiersentwicklung auf dem Tisch, wie sie von der SPD-Fraktion um deren Vorsitzenden Michael Scherer befürwortet wird: „Moderne Quartiersentwicklung bedeutet, dass man alle sozialen Schichten zusammenbringt, dass man miteinander lebt – da kann man aus unserer Sicht nicht mit 70 Einfamilienhäusern planen.“ An der aktuell geplanten Größe des Neubaugebiets hält Scherer nicht unbedingt fest, was insbesondere von Bürgermeister Ludwig und CDU-Fraktionsvorsitzendem Hans Schmitz befürwortet werden dürfte, denn beide sprechen sich gegen die jetzigen Dimensionen des Baugebiets aus.

 

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Ludwig begleitet das Projekt seit rund acht Jahren und bemerkt, dass viele Menschen in der Gemeinde darauf warten würden, endlich bauen zu können: „Deswegen war ich von Anfang an für ein Neubaugebiet an der Jugendherberge und bin es auch jetzt noch, aber ich war auch von Anfang an für ein Neubaugebiet einer bestimmten Größe.“ Neun Hektar soll das Areal nach den aktuellen Planungen umfassen. Ludwig hingegen würde hinsichtlich der Größe lieber an der alten Planung festhalten und denkt dabei an 75 Grundstücke.

 

Ursprünglich gänzlich abgelehnt wurde das Bauprojekt „An der Jugendherberge“ seitens der Grünen. Nun gehe es laut deren Fraktionsvorsitzendem Patrick Heuwes darum, das Beste draus zu machen: „Das bedeutet für uns ökologischer, ausgewogener, diverser; mit Mehrfamilienhäusern, mit Einfamilienhäusern, mit Wohnungen.“ So könne der Druck, der auf dem Lindlarer Wohnungsmarkt laste, reduziert werden.

 

Auch Harald Friese spricht sich für die aktuellen Planungen aus, denkt dabei sogar an ein Pilotprojekt, das künftig anderen Gemeinden im Bergischen den „Mut zum Andersdenken“ geben könne. Darüber hinaus bringt der Fraktionsvorsitzende der FDP sogar Tinyhouses ins Spiel. So könnte „Menschen, die nicht so viel Platz verbrauchen wollen,“ auch die Möglichkeit geboten werden, im Eigentum zu wohnen.

 

[Über 140 Teilnehmer haben die Podiumsdiskussion online verfolgt.]

 

Hinsichtlich der aktuell geplanten Wohneinheiten – 279 an der Zahl – entbrach eine weitere Diskussion bezüglich der geplanten Dimensionen des Neubaugebiets. Während Schmitz von einem „Übermaß“ spricht, wirft Scherer dem CDU-Politiker und auch Bürgermeister Ludwig vor, auf die alten Pläne zu beharren. „Sie wissen, dass es nicht wahr ist“, entgegnete Schmitz entschieden, auch an Friese gerichtet. Die CDU sei für Veränderungen in der Planung offen. Vielmehr gehe es Schmitz darum, einen Anfang zu finden und beispielsweise an den Straßen „Am Bolzenbacher Kreuz“ oder „Jugendherberge“ mit dem Bauen zu beginnen. Darüber hinaus befürchtet der CDU-Politiker, dass die Kirchdörfer abgehängt werden könnten.

 

Laut Bürgermeister Ludwig dürfe Lindlar aufgrund der Bevölkerungsprognose dem Land NRW zufolge bis 2040 noch 36 Hektar an Baugebieten entwickeln. „Das heißt, wir haben noch Potential“, doch dürften sich Ortschaften mit bis zu 2.000 Einwohnern wie Linde, Hartegasse oder auch Hohkeppel nicht mehr nach außen entwickeln. Hier blieben zur Bebauung lediglich Lücken innerhalb der Dörfer. „Ortschaften wie Lindlar, Schmitzhöhe und Frielingsdorf haben aufgrund der Vorgaben vom Land, an die wir gebunden sind, die größten Entwicklungsmöglichkeiten, was das Bauen angeht“, erklärt Ludwig.

 

„Soll Lindlar ob kurz oder lang zur Stadt werden?“, fragt Zuschauer Stefan Homberg. Während dies von den Fraktionsvorsitzenden der SPD und der Grünen nicht als Ziel ausgegeben wird, kann sich Ludwig durchaus vorstellen, dass Lindlar die Stadtrechte erhält: „Wir könnten heute schon freiwillig Stadt werden. Die Leute würden davon gar keinen Nachteil empfinden, im Gegenteil.“ Ludwig denkt dabei an größere Handlungsspielräume sowie weniger Gelder, die an den Oberbergischen Kreis gezahlt werden müssten. Andererseits bräuchte Lindlar mehr Personal und ein größeres Rathaus. Dabei handele es sich also um ein Rechenexempel: „Denkverbote sollte es eigentlich keine geben.“

 

Während im Chat der Übertragung eine Debatte über den Gebrauch von Fahrrädern, E-Bikes und Lastenrädern entbrach und ob man damit in Lindlar seine Einkäufe erledigen und zur Arbeit fahren könnte, stimmten der Bürgermeister und auch die Fraktionsvorsitzenden in der abschließenden Endrunde hinsichtlich des Neubaugebiets „An der Jugendherberge“ recht ähnliche Töne an: kleiner als die aktuelle Planung aber anders als die ursprüngliche Planung – so könnte das Gebiet zwischen Jugendherberge und Böhl sowie Alsbacher Straße und Herbergsweg einmal ausfallen.

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