POLITIK

Hindenburgstraße: Hunderte Unterschriften für Umbenennung übergeben

lw; 20.03.2023, 12:45 Uhr
WERBUNG
Fotos: Lars Weber --- Bürgermeister Frank Helmenstein (v.li.) nimmt die Unterschriften in Empfang, die von Gerhard Jenders, Gudrun Martineau und Ute Radermacher in den Ratssaal mitgebracht wurden.
POLITIK

Hindenburgstraße: Hunderte Unterschriften für Umbenennung übergeben

lw; 20.03.2023, 12:45 Uhr
Gummersbach – Aktion des Vereins „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ am Wochenende – Heute wurde die Sammlung an Bürgermeister Frank Helmenstein überreicht – Politik beschäftigt sich im April mit Thema (MIT UMFRAGE).

Von Lars Weber

 

Vor 90 Jahren haben die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernommen. Keine kleine Rolle bei der Machtergreifung spielte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg. Den Jahrestag haben der Verein „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ und dessen Vorsitzender Gerhard Jenders zum Anlass genommen, eine Diskussion über die Umbenennung der Hindenburgstraße in den ursprünglichen Namen „Unter den Linden“ anzustoßen. Nachdem schon online Unterschriften gesammelt wurden, war der Verein am Samstag in der Fußgängerzone mit einem Infostand vertreten. Rund 100 Unterschriften kamen an diesem Tag zusammen. Insgesamt sind es fast 800, wobei etwa 200 aus der Kreisstadt kommen. Die Unterschriften hat der Verein heute Morgen Bürgermeister Frank Helmenstein verbunden mit einer Einwohneranregung übergeben. Im April soll das Thema damit im Hauptausschuss der Stadt besprochen werden.

 

[Foto: Oberberg ist bunt, nicht braun! --- Der Infostand war vor der Adresse Hindenburgstraße 13 aufgebaut.]

 

Mit der Aktion am Samstag zeigten sich Jenders, Ute Radermacher und Gudrun Martineau zufrieden. Das Interesse an dem Thema sei zu spüren gewesen, wobei längst nicht jeder für eine Straßenumbenennung gewesen sei. Manchen sei es egal gewesen, auch mit dem Hinweis verbunden, dass es Wichtigeres gebe. Andere hielten an der früher vermittelten Meinung fest, Hindenburg sei ein „großer Deutscher“ gewesen. „Gerade jüngere Generationen konnten die Rolle Hindenburgs schon differenzierter einordnen“, sagt Radermacher. Die Vorstandsmitglieder freute es, dass nicht nur Gummersbacher Interesse zeigten, sondern sogar Bürger aus Nachbarorten- und kreisen.

 

WERBUNG

Bürgermeister Frank Helmenstein dankte dem Verein für die Initiative. „Es ist ein wichtiger Impuls, dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen.“ Er selbst plädiert jedoch dafür, nach einem Vorbild eines Beschlusses des Leipziger Jugendparlaments den Straßennamen zu belassen und dazu mit Hinweistafeln und QR-Codes zu versehen. „So können wir selbst einen Impuls geben, sich mit deutscher Geschichte auseinanderzusetzen.“ Mit der Umbenennung könne man schließlich den Teil der Geschichte nicht ungeschehen machen, er wolle kein „Whitewashing“ betreiben. Zumal dann in Gummersbach weitere Straßennamen zur Diskussion stehen müssten, zum Beispiel die Roonstraße.

 

Zudem gibt das Stadtoberhaupt zu bedenken, dass die Interessen der Anwohner und Gewerbetreibenden zu berücksichtigen seien, denen bei einer Umbenennung nicht unerhebliche Kosten entstünden. Um solch einen Beschluss auf rechtssichere Füße zu stellen, habe es sich in Städten und Kommunen eingebürgert, pauschale Entschädigungen zu zahlen. Helmenstein nennt hier München oder auch Münster, wo der Name Hindenburg von den Straßenschildern verschwinden sollte. Er schätzt, dass Gummersbach einen Betrag im unteren sechsstelligen Bereich bereitstellen müsste, würde man dieser Praxis folgen. „Auch diesen Gesichtspunkt gilt es bei einer Entscheidung zu berücksichtigen.“

 

 

Jenders reichen Hinweistafeln oder QR-Codes im Falle von Hindenburg nicht aus. Die moderne Forschung habe die große Schuld Hindenburgs herausgearbeitet, die der Reichspräsident auf sich geladen habe, als er Hitler die Macht übertrug und zum Reichskanzler ernannte. Zudem habe er auch eine aktive Rolle dabei gespielt, politisch und medial die Verbindung von der Mitte der Gesellschaft zu den Nationalsozialisten herzustellen. "Hindenburg gebührt nicht die Ehre eines Straßennamens in Gummersbach." Weitere Informationen zu seinem Standpunkt hat der Verein hier zusammengetragen.

 

Die Straße „Unter den Linden“ wurde 1917 im Oktober per Ratsbeschluss in „Hindenburgstraße“ unbenannt. Der 70. Geburtstag des Generalfeldmarschalls war damals der Anlass für die Entscheidung des Gremiums. Ein Vorgang, wie er in vielen deutschen Städten vor sich ging. Auch zum Ehrenbürger Gummersbachs wurde Hindenburg in diesem Zuge ernannt. Die Ehrenbürgerschaft endete automatisch mit seinem Tod.

 

Der Hauptausschuss der Stadt Gummersbach kommt am 19. April um 18 Uhr im Ratssaal zusammen, um über die Rückbenennung zu diskutieren.

 

Da sich eine Vielzahl der eingereichten Kommentare nicht an die Netiquette halten, hat sich die Redaktion dazu entschlossen, die Leserkommentarfunktion bei diesem Bericht abzuschalten.

UMFRAGE

Sollte die Hindenburgstraße in Gummersbach wieder "Unter den Linden" heißen?

Die Abstimmung ist beendet. Ende der Abstimmung: 26.03.2023, 00:00 Uhr
Ja, auf jeden Fall. - 645 Stimmen
  38 %  
Nein. Hinweisschilder und QR-Codes reichen. - 206 Stimmen
  12 %  
Nein. Es soll alles bleiben, wie es ist. - 792 Stimmen
  46 %  
Ist mir egal. - 76 Stimmen
  4 %  
Gesamt: 1.719 Stimmen
WERBUNG