POLITIK

Hausarztversorgung: Podiumsdiskussion der SPD

Red; 30.05.2025, 14:59 Uhr
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Foto: Heidrun Schmeis-Noack.
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Hausarztversorgung: Podiumsdiskussion der SPD

Red; 30.05.2025, 14:59 Uhr
Oberberg - Experten diskutierten in Ründeroth über die Versorgungsituation mit Hausärzten im Oberbergischen – Kommunale MVZ als Lösung?

Vor gut 60 interessierten Gästen diskutierte Dr. Sven Lichtmann, SPD-Landratskandidat für die Kommunalwahl, mit Expertinnen und Experten aus Praxis und Politik das Thema der Hausarztversorgung in Oberberg. Für diese Diskussion holten die oberbergischen Sozialdemokraten Hildegard Arntz (Hauptstelle der Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein - KVNO - in Düsseldorf, Teamleiterin im Bereich Sicherstellung und Strategie), Dr. Matthias Alex (Hausarzt in der Praxis Kotthausen), Sascha Klein (Geschäftsführer Klinikum Oberberg sowie der angeschlossenen Medizinischen Versorgungszentren), Dr. Benedikt Schulte-Körne vom Institut für Allgemeinmedizin an der Uni Köln sowie Thorsten Klute (Landtagsabgeordneter und gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion) ins Otto-Jeschkeit-Altenzentrum in Engelskirchen-Ründeroth.

 

Im ersten Themenblock wurde die Attraktivität der Tätigkeit als Hausarzt und des Fachs Allgemeinmedizin an der Uni Köln diskutiert. Dr. Alex berichtete von der eigenen persönlichen Bindung zu Oberberg und empfahl, insbesondere um die Studenten aus der Region zu kämpfen und die persönlichere Versorgung hervorzuheben. Aus Sicht der Uni Köln wird das Fach Allgemeinmedizin beliebter, auch weil es an der Uni einen Modellstudiengang gibt, in dem die Studierenden während des gesamten Studiums Kontakt zur Tätigkeit als Hausarzt haben, so Dr. Schulte-Körne.

 

Zudem wurde die Unterversorgung im Südkreis thematisiert. Im sogenannten Mittelbereich Waldbröl, zu dem auch Nümbrecht und Morsbach gerechnet werden, liege die Hausarztversorgung bei einer Quote von 74,8 Prozent. Hildegard Arntz erläuterte die Fördermaßnahmen für den Bereich, wie zum Beispiel Investitionskostenzuschüsse und Anschubfinanzierungen, die in der Summe bis zu 120.000 Euro betragen können. Wichtig sei der KVNO der Austausch mit den Kommunen, um gemeinsam Lösungen zu finden.

 

Der Chef des Klinikums Oberberg, Sascha Klein, beschrieb die Auswirkungen des Hausarztmangels, der sich in den Notfallambulanzen zeigt: „In unseren Notfallambulanzen haben wir in den letzten Jahren ein Plus an Patienten von 25 Prozent. Wir führen dies auf den Hausarztmangel in Oberberg zurück und können den Mangel nicht auffangen.“

 

Der Oberbergische Kreis hat mit Stipendien auf die Situation reagiert. So erhalten Medizinstudierende u.a. nach dem Physikum eine monatliche Förderung von 600 Euro für acht Semester. Dr. Matthias Alex hält diese Förderung für richtig, es gebe aber solche Stipendien in anderen Kommunen schon seit einigen Jahren. "Ein Wettbieten halte ich für den falschen Weg, durch attraktive Begleitangebot und vernetzte Zusammenarbeit kann da Einiges kompensiert werden“, so Alex.

 

Hildegard Arntz hob entlastende Maßnahmen hervor, um zu einer Problemlösung zu gelangen – etwa eine stärkere Digitalisierung in der Praxisverwaltung, neue kooperative Versorgungsmodelle sowie das KV-Modellprojekt zur Delegation ärztlicher Aufgaben an Physician Assistants, das im Herbst Ergebnisse bringen soll. Weiterhin riet Arntz den Kommunen, ihre Angebote deutlicher herauszustellen und mit der KV eng zu kooperieren.

 

Das Klinikum Oberberg hat Erfahrung mit medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und will nun in der gemeinsamen Gesellschaft mit dem Oberbergischen Kreis ein hausärztliches MVZ in Waldbröl eröffnen: „Wir planen den Start für den 1. Oktober 2025 in bestehenden Räumen am Kreiskrankenhaus Waldbröl und werden dort eine neue Arbeitsform in der Weiterbildung der Allgemeinmediziner anbieten - die Kombination der stationären und ambulanten Tätigkeit.“

 

Thorsten Klute lobte die Landarztquote, mit der Medizinstudierende ohne Numerus Clausus studieren können und sich nach dem Studium für zehn Jahre in unterversorgten Gebieten als Hausärztin bzw. Hausarzt niederlassen. Das Hausarztaktionsprogramm des Landes hält er auch für einen wichtigen Schritt, bedauert aber, dass in diesem Jahr keine Fördermittel zur Verfügung stehen. Aus seiner Sicht fehlt ein wichtiger Schritt: „Die Förderung von kommunalen MVZ muss vom Land gefördert werden, damit Kommunen das Risiko minimieren können. So gibt es bisher erst neun kommunale MVZ in NRW.“

 

Zum Abschluss richteten die Diskussionsteilnehmer noch einige Forderungen an die Landes- und Kommunalpolitik. Demnach sollen unter anderem mehr Studienplätze in der Humanmedizin, insbesondere mit Fokus auf Allgemeinmedizin, eingerichtet sowie digitale und kooperative Versorgungsformen sowie Telemedizin zur Entlastung der Praxen ausgebaut werden.

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