POLITIK
GWN rechnet mit baldiger Baugenehmigung für zwei Windkraftanlagen
Nümbrecht – Rat stimmte Gründung von neuer GWN-Gesellschaft zu, die das Großprojekt realisieren wird – Ein drittes Windrad soll mittelfristig folgen.
Von Lars Weber
Die Aufgabenstellung für die Gemeindewerke Nümbrecht (GWN) war nach dem Bürgervotum vor rund zwei Jahren klar: Es sollte geprüft werden, ob die GWN auf dem Gebiet der Gemeinde Windkraftanlagen zur Eigenversorgung der Bürger und Unternehmen errichten kann. Seitdem wurden viele Fragen intern geklärt und Gutachten erstellt – die Prüfung verlief positiv. Nun ist in der nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats mit der Gründung der GWN Erneuerbare Energien GmbH & Co.KG der nächste nötige Schritt getätigt worden. Der Beschluss erfolgte mit deutlicher Mehrheit, wie Bürgermeister Hilko Redenius heute bei einer Pressekonferenz im Parkhotel informierte (über die weiteren Themen des Termins – die gesicherte Zukunft des Hotels und den anvisierten Start des Medizinischen Versorgungszentrums - folgen gesonderte Berichte). Aktuell wartet die GWN auf die Baugenehmigung durch den Kreis für zwei geplante Anlagen – eine dritte könnte noch folgen. Die Bürger sollen sich beteiligen können.
So langsam wird es also spannend für die Verantwortlichen, nachdem die Vorbereitungen und Planungen „sehr viel Zeit in Anspruch“ genommen hätten, wie GWN-Geschäftsführerin Karina Tuttlies sagte. Neben den Gutachten wurden in der Gemeinde auch Windmessungen vorgenommen – und das über ein Jahr lang. Genaue Standorte möchte Tuttlies erst nennen, wenn die Baugenehmigungen durch sind, was vor allem mit den Konkurrenten auf dem Windenergiemarkt zu tun habe. Klar ist aber, dass die GWN sich im größten im Regionalplan vorgesehenen Vorranggebiet Grundstücke gesichert hat. Zuletzt hieß es, dass Windmessungen im Bereich zwischen Heddinghausen und Oberelben vorgenommen worden seien.
Eingereicht wurde zunächst ein Bauantrag für zwei Anlagen des Herstellers Enercon mit jeweils sechs Megawatt Leistung und 250 Meter Höhe, die Nabenhöhe betrage 162 Meter. Wenn die Anlagen stehen und in Betrieb sind, könnten damit 51,1 Prozent des Strombedarfs in der Gemeinde gedeckt werden. Käme mittelfristig noch eine dritte Anlage auf den Flächen hinzu, würde sich diese Zahl auf 75,1 Prozent erhöhen, so Tuttlies. Aus dem vorgelagerten Netz müsste die GWN nur noch 12,5 Prozent beziehen, hinzu kommen 11,3 Prozent aus Solarenergie. Die Aufgabe, nur für die Eigenversorgung Windkraftanlagen aufzustellen und für Nümbrecht CO2-Neutralität zu erreichen, würde die GWN mit einer dritten Anlage als erfüllt ansehen.
Um das Projekt zu realisieren und auch den Bürgern die versprochene Beteiligung zu ermöglichen, sei die GmbH & Co. KG gegründet worden. Dabei geht es unter anderem um Risikosteuerung, wie der Bürgermeister erklärte. „Der Fortbestand der GWN soll nicht gefährdet werden.“ Schließlich werden bei dem Großprojekt Millionen bewegt. Für die Anlagen wird ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag in die Hand genommen, die Finanzierung sei über Banken gesichert, auch ohne eine Bürgerbeteiligung.
Aber diese soll trotzdem kommen, wie es auch politischer Wille war. Die Beteiligung wird komplett über die finanzierende Bank funktionieren, also nicht über eine Energiegenossenschaft. Stille Beteiligungen als Risikokapital sollen ebenso möglich sein wie Bürgersparen, über das die Interessierten eine sichere Anlage garantiert sei mit „attraktiven Zinssatz“.
„Die Bürger sollen in kein Risiko reingetrieben werden“, so Redenius. Hierbei sei – anders als bei stillen Beteiligungen - investiertes Geld auch im Falle einer Insolvenz der Gesellschaft abgesichert. Auch schon ab geringen Beiträgen soll eine Beteiligung möglich sein. Zugang dazu sollen zunächst nur Nümbrechter haben. Erst später könnte das Projekt dann geöffnet werden. 51 Prozent der Anteile sollen aber bei der GWN verbleiben – die Windkraftanlagen sollen unbedingt in regionaler Hand bleiben.
Wie viel dann der Strompreis betragen wird, das wollten Tuttlies und Redenius zu diesem Zeitpunkt noch nicht mutmaßen. Ziel sei es aber, den Strom vor Ort zu verbrauchen. Durch die Gründung der neuen GmbH könne sich die GWN die erzeugte Energie selbst verkaufen, dies nehme auch Druck aus der Beschaffung auf dem Markt. Auch mit dem Thema Stromspeicher werde sich natürlich befasst.
Mit dem grünen Licht des Kreises rechnet die GWN noch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres. Wenn die Genehmigung da ist und auch die Kommunalaufsicht nichts gegen die neue Gesellschaft einzuwenden hat, könnten die Anlagen bestellt werden und parallel die Bürgerbeteiligung auf den Weg gebracht werden. Aktuell gebe es bei den Anlagen Lieferzeiten von einem Jahr. Mit einem Baubeginn ist also erst im kommenden Jahr zu rechnen.
Auch wenn die GWN mit drei Anlagen auf Gemeindegebiet zufrieden sei, heißt das nicht, dass nicht noch weitere Windräder errichtet werden. Insgesamt vier Vorrangflächen sind im aktuellen Regionalplan ausgewiesen, und für alle liegen Anfragen an die Grundstückseigentümer vor – allein sechs bis sieben teils weltweit agierende Firmen seien aktiv bemüht, so Redenius. Denn die Gemeinde ist zwar nicht direkt involviert, bekommt aber vom Oberbergischen Kreis Bescheid, wenn Daten für angefragte Bereiche herausgegeben worden sind – dazu ist der Kreis rechtlich verpflichtet.
Möglich sei auch, dass auf der Vorrangfläche, auf die die GWN bauen wird, noch weitere Anlagen entstehen. Weitere Anfragen gab es auch zum Beispiel auf Mucher Gebiet, südlich von Niederstaffelbach, wo zu einer kürzlich stattgefundenen Informationsveranstaltung auch Nümbrechter Grundstückseigentümer eingeladen waren. Es ist also viel Bewegung auf dem Markt, weshalb die GWN froh ist, sich wichtige Flächen gesichert zu haben.
