POLITIK

Neue Förderung: Privater Klimaschutz auf Wiehler Dächern

lw; 15.12.2021, 20:00 Uhr
Symbolfoto: Narupon Promvichai auf Pixabay
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Neue Förderung: Privater Klimaschutz auf Wiehler Dächern

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lw; 15.12.2021, 20:00 Uhr
Wiehl – Stadt unterstützt Anschaffung neuer Photovoltaikanlagen ab Februar - Testphase für Luftfilter in Schulen - Wiehl bleibt Fairtrade-Stadt.

Von Lars Weber

 

Klima und Corona sind zwei Themen, die im Moment sämtliche Kommunen Deutschlands beschäftigen. In beiden Bereichen hat es am Dienstagabend bei den Sitzungen des Wiehler Stadtrats und des Haupt- und Finanzausschusses in der Wiehltalhalle für die Bürger wichtige Beschlüsse gegeben. Zum einen entschieden sich die Stadtverordneten dafür, private Investitionen zur Errichtung von Photovoltaikanlagen mit einem Programm zu fördern. Zum anderen sollen auf Antrag von der SPD nun doch Luftfilter für Schulen angeschafft werden – zumindest testweise.

 

Bis zu 1.000 Euro Förderung

 

Die Idee für das Förderprogramm geht zurück auf die Beratungen in der Klima- und Umweltwerkstatt. Dort war der Gedanke aufgekommen, ähnlich wie beispielsweise Morsbach oder Nümbrecht private Investitionen in Photovoltaikanlagen mit einem kommunalen Zuschuss zu unterstützen. Die Ziele dabei: Die Stadtgesellschaft unabhängiger von Fremdstrombezug machen, die kommunale Wertschöpfung stärken und den Klimaschutz fördern. 50.000 Euro sind dafür im Haushalt eingestellt, der am Dienstag verabschiedet wurde (OA berichtete). Gemäß der Fördersätze könne mit diesem Betrag ein Anlagenbau von insgesamt 500 Kilowattpeak unterstützt werden. Die maximale Förderung liegt bei 1.000 Euro pro Antrag. Beginnen soll das Programm im Februar.

 

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Dabei gab es im Ausschuss aber auch Bedenken. Sören Teichmann (CDU) kritisierte den Mitnahmeeffekt bei einem solchen Programm. Tatsächlich würden vor allem Bürger die Förderung in Anspruch nehmen, die ohnehin an Photovoltaik interessiert seien. Er befürchtet, dass das Programm aber kaum dazu führen wird, dass Menschen sich umentscheiden und mehr für das Klima tun. Dagegen argumentierten Grüne und UWG mit den guten Erfahrungen, die im Südkreis mit solchen Programmen gemacht worden seien. Das Signal an die Bürger sei wichtig, sagte auch SPD-Fraktionschef Carlo Riegert, der zugleich meinte, dass sich die Frage, ob es sich um Anschub- oder Mitnahmefinanzierung handelt, bei vielen Förderprogrammen stelle.

 

Den Einwand Daniel Schwachs (AfD), doch erst einmal städtische Gebäude mit Photovoltaik auszustatten, stellte Bürgermeister Ulrich Stücker schnell entgegen, dass dafür ebenfalls Mittel im Haushalt stünden. Letztlich entschied sich der Ausschuss bei zwei Gegenstimmen (Teichmann und Schwach) für das Programm und einigte sich mit der Verwaltung, sich nach dem Start zügig über erste Ergebnisse auszutauschen.

 

Testphase soll über Anschaffung von Luftfiltern entscheiden

 

Bereits vor einem Jahr wurde sukzessive damit begonnen, sämtliche Klassenräume der Wiehler Schulen mit einem web-basierten System CO2-Melder auszustatten, das anzeigt, wann gelüftet werden muss (OA berichtete). Daneben liefert das Pilotprojekt in Kooperation mit der AggerEnergie noch viele weitere nützliche Daten, mit denen unter anderem auch Energie eingespart werden soll. Die politische Diskussion über zusätzliche Luftfilteranlagen hat dieses Projekt aber nicht abreißen lassen. Da das Lüften auch mit Filter weiter zum Schulalltag gehören würde und die Stadt Wiehl auch von keiner Förderung profitieren konnte, wurden keine Anlagen bestellt. Bis jetzt – nach einem Antrag der SPD, alle Schulen und Kitas mit Luftfiltern auszustatten, schlug die Stadt einen Kompromiss vor, der abgesegnet wurde.

 

Bernd Teuber (SPD) räumte zwar gleich zu Beginn seiner Erklärung ein, dass die Anlagen kein adäquater Ersatz für das Lüften selbst seien, soviel sei klar. „Wir wollen aber trotzdem mehr Sicherheit“, gerade auch für Kitas oder auch die Räume der Musikschule. Eine Anschaffung schaffe Vertrauen in die Stadtpolitik. „Dabei sollte man sich nicht hinter Expertenmeinungen verschanzen.“

 

Die Verwaltung eröffnet ihren Kompromissvorschlag trotzdem mit diversen Expertenmeinungen, die zeigen, wie schwierig die Diskussion tatsächlich ist. So sagen Wissenschaftler der Universität der Bundeswehr in München beispielsweise: „Alle Schulen in Deutschland müssen mit einem ordentlichen Raumluftreiniger und Trennwänden gegen die direkte Infektion ausgestattet werden“. Dagegen heißt es in einer Studie der Universität Stuttgart, dass die Wirkung mobiler Luftfilter in Klassenräumen zum Schutz gegen das Coronavirus begrenzt sei. Die Experten sprechen sich demnach dagegen aus.

 

Nun möchte Wiehl eigene Erfahrungen machen. Der Beschluss sieht vor, zunächst 15 Geräte anzuschaffen und diese für einen kurzen Testzeitraum auszuprobieren. Die Schulen sollen dann detaillierte Rückmeldungen geben, anhand derer die Anschaffung weiterer Geräte diskutiert werden soll. Aufgrund der Lieferzeit geht die Verwaltung davon aus, dass der Test im Februar oder März beginnen kann.

 

Wiehl erneut Fairtrade-Stadt

 

[Foto: Christian Melzer --- Im Anschluss an die Ratssitzung dankte Bürgermeister Ulrich Stücker (2. v. l.) einigen aktiven Mitgliedern der Steuerungsgruppe Fairtrade stellvertretend für ihren ehrenamtlichen Einsatz: Barbara Degener, Ralf Herbert Puhl (l.) und Jürgen Körber.]

 

Vor zwei Jahren hat Wiehl die Auszeichnung als Fairtrade-Stadt erhalten – jetzt ist die Titelerneuerung geglückt. Im Rahmen der Ratssitzung dankte der Bürgermeister den Aktiven für ihr entsprechendes Engagement. Für die Rezertifizierung musste ein umfangreicher Fragenkatalog bearbeitet werden. So war Auskunft darüber zu geben, bei welchen Gelegenheiten in Wiehl Fairtrade-Produkte zum Einsatz kommen, inwieweit Einzelhandel und Gastronomie mit im Boot sitzen und welche Aktivitäten und Aktionen rund um fairen Handel stattgefunden haben. Die Antworten aus Wiehl haben das Fairtrade-Towns-Team von Fairtrade Deutschland mit Sitz in Köln überzeugt: Die Stadt darf den Titel nun weitere zwei Jahre tragen.

 

„Es ist richtig beeindruckend, was Ihre Steuerungsgruppe alles leistet“, hatte Melanie Müller von Fairtrade Deutschland per E-Mail gelobt und ergänzte laut Stadtmitteilung: „Es macht großen Spaß zu sehen, dass sich der Gedanke des fairen Handels in Ihrer Kommune verankert hat und dass so vielfältige Aktionen durchgeführt werden.“ Die nächste entsprechende Veranstaltung ist für den 28. Januar geplant. Dann wird es im Bielsteiner Burghaus einen Abend rund um das Thema Nachhaltigkeit geben – mit Vorträgen und Präsentationen, unter anderem auch zum Thema Upcycling.

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