POLITIK

Ein flammendes Plädoyer für Europa

us; 21.01.2024, 17:45 Uhr
Fotos: Ute Sommer --- Nach kenntnisreicher Situationsanalyse der Weltlage hielt Dr. Werner Hoyer ein flammendes Plädoyer für Europa.
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Ein flammendes Plädoyer für Europa

us; 21.01.2024, 17:45 Uhr
Gummersbach - Im Mittelpunkt des diesjährigen Neujahrsempfangs der Theodor-Heuss-Akademie in Niederseßmar standen die Themen Europapolitik und Demokratie.

Von Ute Sommer

 

Der Einladung der Theodor-Heuss-Akademie zum Neujahresempfang waren mehr als 100 Gäste in die Bildungsstätte der Friedrich-Naumann-Stiftung gefolgt. Als besonderen Ehrengast der Veranstaltung hieß „Hausherr“ Lorenz Deutsch den ehemaligen Bundesinnenminister und 91-jährigen FDP-Grandseigneur Gerhard Baum willkommen, genau wie den Vorsitzenden des Kuratoriums der Naumann-Stiftung, den Mediziner und Verleger Prof. Dr. Ludwig Theodor Heuss, Ina Albowitz (Ehrenvorsitzende der FDP Oberberg), den stellvertretenden Landrat des Oberbergischen Kreises, Prof. Dr. Friedrich Wilke, Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein, den Kämmerer und Ersten Beigeordneten Raoul Halding-Hoppenheit sowie zahlreiche liberale Funktionsträger von Landes- und Bundesebene.

 

Als Institution der politischen Bildung verfolge man Festigung demokratischer Strukturen, ein Auftrag, der nach aktuellen Berichten über das Potsdamer Radikalen-Treffen eifriger denn je erfüllt werden müsse, unterstrich Lorenz Deutsch. Zu Beginn des Jahres 2024 lebe man in stürmischen Zeiten. in denen die Freiheit in Russland, Amerika, Europa und Deutschland bedroht sei, bekräftigte auch Ludwig Theodor Heuss. Doch signalisierten die derzeit vielen Großdemos gegen Rechts den lauten Protest der deutschen Zivilgesellschaft gegen Autokratie und Radikalismus.

 

[Gerhard Baum (Mitte hinten) hatte neben der Ehrenvorsitzenden der FDP Oberberg, Ina Albowitz, Platz genommen.]

 

Dieser Einschätzung pflichtete auch Annett Witt, Hauptgeschäftsführerin der Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit mit Sitz in Potsdam, bei. Der Blick nach Polen, Taiwan und das Israel vor dem Krieg lasse ein „Kerngerüst der Verfasstheit“ erkennen, das Anlass zur Hoffnung gebe. „Unsere Zukunft ist Europa - eine andere haben wir nicht“, zitierte Henning Höne, Landes- und Fraktionsvorsitzender der FDP in Nordrhein-Westfalen, den liberalen Architekten der Deutschen Einheit, Hans-Dietrich Genscher, und leitete so über zum Festredner des Empfangs, Dr. Werner Hoyer und dessen Thema „Mein Europa“.

 

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Der promovierte Volkswirt Hoyer gehörte 24 Jahre lang der FDP-Bundestagsfraktion an, bekleidete unterschiedliche Verantwortungspositionen in Partei und Regierung und war von 2012 bis 2023 Chef der Europäischen Investitionsbank. Man befinde sich hierzulande in der wohl tiefsten Krise der Nachkriegsdemokratie und der Vertrauensverlust der Bürger gegenüber der politischen Führung sei evident. Doch könne man die Entwicklungen im eigenen Land nicht isoliert betrachten, sondern müsse in deren Analyse stets die europäischen und weltpolitischen Veränderungen mit einbeziehen.

 

Dieser Gesamtzusammenhang, der weit über Staatsgrenzen hinausgehe und geprägt sei von politischen und militärischen Allianzen, multilateralen Verträgen, wirtschaftlichen Koalitionen, sozialen und intellektuellen Absprachen sei der in der Vergangenheit sträflich missachtet worden, man habe die Konsequenzen der Globalisierung in toto selbstgefällig ignoriert. „Wir brauchen ein Europa, das auf einem gemeinsamen Wertekanon basiert“, forderte Hoyer mehr Weitsicht über den nationalen Tellerrand hinaus. Rechtspopulismus, der Ukrainekrieg, Nahostkonflikt und auch die Klimaproblematik seien globale Herausforderungen, auf die globale Antworten gefunden werden müssten: „Wir müssen Europa wollen“.

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