POLITIK

Emotionale Debatte: Kann günstigeres Essen gut sein?

pn; 05.02.2024, 12:45 Uhr
Symbolfoto: Yan Krukau auf Pexels
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Emotionale Debatte: Kann günstigeres Essen gut sein?

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pn; 05.02.2024, 12:45 Uhr
Bergneustadt – Mittagessen in OGS wird für Eltern billiger – SPD und UWG trauen dem Braten nicht und stellen die Qualitätsfrage.

Von Peter Notbohm

 

Fünf Euro werden Bergneustadts Eltern ab dem 1. August monatlich für das Mittagessen ihrer Kinder an den drei Offenen Ganztagsschulen (OGS) einsparen. Das wurde im Stadtrat nun mehrheitlich entschieden. Statt 49 Euro werden dann nur noch 44 Euro für die Verpflegungskostenpauschale veranschlagt.

 

Bislang wurden die OGS von der in Bergneustadt ansässigen Firma „AS Party Service“ beliefert. Diese kündigte bereits im vergangenen September fristgerecht ihren Vertrag. Nachdem ein neuer Anbieter europaweit ausgeschrieben werden musste, waren nur zwei Angebote eingegangen, die den vergaberechtlichen Vorgaben entsprachen. Der Schulausschuss vergab mit knapper Mehrheit den neuen Vertrag an den günstigsten Anbieter, der mit 2,88 Euro pro Portion kalkuliert.

 

Der Stadtrat musste nun eigentlich nur noch über eine Satzungsänderung abstimmen, damit die geringeren Kosten an die Eltern weitergegeben werden können und nicht im Etat der Stadt verschwinden. In der Sitzung des Rates machten aber vor allem Vertreter von SPD und UWG gegen den neuen Anbieter Stimmung und stellten die Qualitätsfrage.

 

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„Der bisherige Caterer hat unsere Schüler mit hervorragendem Essen auf hohem Niveau versorgt. Das ist ein Standard, den wir ungern senken wollen“, eröffnete Daniel Grütz (SPD) die Debatte. Angesichts von hoher Inflation bei Lebensmittelpreisen fehle den Sozialdemokraten die Fantasie, wie diese Qualität bei niedrigeren Preisen gleichbleibend sein könne. „Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder vernünftig versorgt werden. Für manche sind das bis zu 200 Mahlzeiten im Jahr“, so Grütz.

 

Auch Jens-Holger Pütz (UWG) verwies auf mäßige Bewertungen des Wuppertaler Anbieters im Internet und kritisierte zudem, dass es ein Bürokratiemonster sei, dass man solche Verträge mittlerweile europaweit ausschreiben müsse: „Bei diesem Preis wird die Qualität leiden. Dazu kommt der Umweltgesichtspunkt, dass das Essen ab sofort aus dem Rheinland kommen wird.“

 

Leise Kritik äußerte auch Axel Krieger (Grüne): „Es herrschen zumindest Zweifel, ob das Essen wirklich gut ist. Wir sollten dem neuen Caterer aber eine Chance geben, da wir es nicht wissen können. Sollte es zu Protesten der Eltern kommen, müssen wir aber reagieren.“ Weniger Verständnis für die Diskussion gab es von seinem Parteikollegen Stefan Heidtmann, der von einem „absurden Theater“ sprach: „Hier möchten einige scheinbar noch ein bisschen brüllen. Der Schulausschuss hat alles beschlossen und es geht nur noch um die Satzung. Als Großeinkäufer kann der neue Caterer beim Einkauf sparen.“

 

Auch Reinhard Schulte (CDU) äußerte Kritik an der Diskussion: „Die Bewerber haben sich verpflichtet, Standards einzuhalten. Die einzige Alternative wäre gar kein Essen anzubieten. Wenn wir hier Geld einsparen, sollten wir das auch an die Eltern weitergeben.“ Auch Bürgermeister Matthias Thul sprach von einer „Diskussion an der Sache vorbei“. Fachbereichsleiterin Claudia Adolfs bestätigte, dass man bereits seit 18 Jahren immer wieder in Gesprächen mit Eltern und Anbieter Anpassungen vorgenommen habe.

 

Die neue Satzung wurde anschließend bei 24 Ja-Stimmen, drei Gegenstimmen der UWG und sechs Enthaltungen der SPD mehrheitlich angenommen.

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