POLITIK

Digitaler Schlagabtausch ums Kreishaus

lw; 03.09.2020, 15:55 Uhr
Fotos: Blackbird Visuals Weber & Rehfeld GbR, Lina Sommer.
POLITIK

Digitaler Schlagabtausch ums Kreishaus

  • 3
lw; 03.09.2020, 15:55 Uhr
Oberberg – Aufwärmen für die Landratswahl am 13. September - 20-Fragen-Duell zwischen Herausforderin Tülay Durdu und Amtsinhaber Jochen Hagt.

Von Lars Weber

 

Nur noch knapp über eine Woche, dann wird es an den Wahlurnen im Oberbergischen ernst. Für die Kandidaten heißt es jetzt: Die letzten Zweifler auf ihre Seite zu ziehen, sie von sich zu überzeugen. Das gilt auch für die Bewerber ums Landratsamt. Amtsinhaber Jochen Hagt (CDU) möchte die Projekte, die er in seinen ersten fünf Jahren als Landrat angefangen hat, natürlich fortsetzen. Sein größtes Pfund: Nach fast 30 Jahren bei der Kreisverwaltung kennt er vermutlich jeden Winkel des Gebäudes und der Region. Seine Herausforderin ist Tülay Durdu (SPD), die von den Sozialdemokraten, den Grünen und der Linkspartei extra aus dem Nachbarkreis angeworben wurde.  Kurz nach ihrer Präsentation vom Corona-Lockdown ausgebremst, hat Durdu inzwischen in den Angriffsmodus geschaltet. Für OA stellen sich beide Kandidaten einem 20-Fragen-Duell: Es geht um verlorene Jobs, lange Busfahrten oder den nächsten Arztbesuch - und auch ein Baum darf umarmt werden.

 

WERBUNG

Welche lobenden Worte finden Sie für ihren Konkurrenten?

 

Durdu: Dass er auf seine Werbeberater hört und seit kurzem Zukunftsthemen benennt, die seit Jahren hätten bearbeitet werden müssen.

 

Hagt: Dafür kenne ich sie zu wenig. Jedenfalls freue ich mich, dass die Wähler zwischen zwei Kandidaten eine Entscheidung treffen können.

 

Wobei sind Sie ihrer Meinung nach klar besser?

 

Durdu: Mit meinen Themen und meiner klaren und transparenten Kommunikation zu den Bürgern aus dem Kreis. Ich möchte Politik gemeinsam gestalten und die Experten in Form von Akteuren und Funktionären z.B. Vereine, Verbünde etc.  an den Tisch holen – nicht für pro forma Stellungnahmen, sondern auf Augenhöhe mit ihrer Expertise. Anders werden wir gerade die sozialen Fragen hier nicht gelöst bekommen. Eine vermeintliche Schwäche sehe ich als große Stärke: Ich bin als Politikerin aus der Nachbarschaft nah genug am Kreis „dran“, bringe aber zusätzlich den Blick aus der Vogelperspektive mit und kenne natürlich auch Erfolgsmodelle aus meinem Kreis, die ich hier einbringen kann.

 

Hagt: Ich arbeite seit mittlerweile 27 Jahren für den Kreis und seine Bürger, die letzten fünf Jahre als verantwortlicher Landrat. Ich habe nach meiner eigenen Wahrnehmung mehrfach, gerade auch bei der aktuellen Corona-Pandemie unter Beweis stellen können, dass ich die Kreisverwaltung und die Kreispolizeibehörde effizient führen und großen Herausforderungen weitsichtig und mit vollem Einsatz begegnen kann. Mir ist es wichtig, dass wir in enger Zusammenarbeit mit allen hiesigen Akteuren weiterhin die besten Rahmenbedingungen für ein gutes Leben und Arbeiten in Oberberg bieten. Hierzu habe ich klare Vorstellungen, einen sehr guten Überblick über das große Aufgabenspektrum der Kreisverwaltung und kenne die Strukturen in Oberberg.    

 

Was fehlt dem Wahlkampf durch Corona?

 

Durdu: Die intensivere Nähe zu den Bürgern, was für mich jederzeit ein wichtiges Gut ist. Die Möglichkeit, viele Akteure vor allem zu sozialpolitischen Fragen an einen Tisch zu holen und persönlich zu sprechen.

 

Hagt: Die unmittelbare Begegnung und das direkte Gespräch mit den Menschen bei  größeren Veranstaltungen waren insbesondere zu Beginn der Corona-Pandemie nur schwer möglich.    

  

Gibt es auch Vorteile durch die besondere Situation?

 

Durdu: Wir haben neue Ideen entwickelt, um die Menschen zu erreichen - abseits des klassischen Wahlkampfes. Wir sind kreativer geworden.

 

Hagt: Die Corona-Pandemie hat -wie in so vielen Bereichen- auch für einen Digitalisierungsschub bei der parteipolitischen Arbeit gesorgt. Die CDU führt z. B. mehr Videokonferenzen durch, wir haben unsere Online-Präsenz ausgebaut und bieten die Teilnahme an Online-Veranstaltungen an. Dies ist aber oftmals kein gleichwertiger Ersatz für das persönliche Gespräch, bei dem man Meinungen auf Augenhöhe austauschen und besser interagieren kann.

 

Das erste Thema, was sie nach der Wahl (neben Corona) angehen werden, ist…?

 

Durdu: …Mobilität und Wohnen. Ich stehe in intensivem Austausch mit Trägern der freien Wohlfahrtspflege und alle bestätigen mir, dass der Wohnungsmangel die soziale Frage darstellt. Hier gibt es viele Lösungsansätze. Der Kreis kann hier auch nicht alles allein schaffen, aber durch kommunenübergreifende Modellprojekte Wege aufzeigen, von Genossenschaftswohnungen über Konzeptvergaben bis hin zu Ideen wie Tauschbörsen. Mit Blick auf die Wohnungen, die jährlich aus der Mietpreisbindung des sozialen Wohnungsbaus verschwinden, ist mir unbegreiflich, warum nicht längst Modellprojekte laufen. Die Verbesserung der ÖPNV-Anbindung und die Mobilitätsmöglichkeiten insbesondere auf den Dörfern werde ich schnell aufgrund meiner beruflichen Expertise angehen können.

 

Hagt: …die Konstituierung des Kreistags und die Vorbereitung des nächsten Haushaltes. Hier werden die Weichen für die inhaltliche Arbeit der nächsten Jahre gestellt. Es gilt, klug und vorausschauend zu überlegen, wo wir Schwerpunkte in unserer Arbeit setzen und Investitionen in die Zukunft tätigen wollen - und wie diese angesichts der sich verschlechternden Gewerbesteuereinnahmen der Kommunen finanziert werden können. Die von mir initiierten Projekte wie z. B. die gemeinsame „Ordnungspartnerschaft Sicherheit“ mit den Kommunen und der Kreispolizeibehörde, das Programm „Klima, Umwelt, Natur Oberberg“ oder unsere Projekte im Rahmen der REGIONALE 2025 werde ich weiterentwickeln. 

 

Tülay Durdu

 

Alter: 46

 

Familienstand: verheiratet, zwei Kinder

 

Wohnort: Rösrath

 

Beruf: Referentin für Marketing & Vertrieb beim TÜV Rheinland – InterTraffic GmbH

 

Bisheriger politischer Werdegang: SPD-Mitglied, Kommunalpolitikerin als Ratsfrau, Ortsvereinsvorsitzende und sachkundige Bürgerin in Rösrath

 

Wann sind Sie zuletzt im Oberbergischen Bus gefahren und wohin?

 

Durdu: Am 7. August den ganzen Tag bei einer Bustour mit meinen Bündnispartnern durch den Kreis. Auf der Fahrt haben wir Gespräche mit den Fahrgästen gehabt. Wir haben immer zu hören bekommen, dass das Thema Mobilität sehr schwach in Oberberg ist. Viele würden Bus und Bahn lieber als Verkehrsmittel in Anspruch nehmen, aber die Attraktivität ist nicht vorhanden. Jugendliche haben sich über die Aussage bei der letzten Fridays for Future Demo in Gummersbach geärgert, bei der geäußert wurde, es könnte nicht jedes Dorf zufriedenstellend an den ÖPNV angebunden werden. Auch Radwege und das Erreichen der Dörfer wurden bemängelt. Aber das ist ja allen Oberbergern bewusst, dass hier in den letzten Jahren nichts zum Vorteil der Menschen gemacht wurde.

 

Hagt: Im Herbst letzten Jahres von meinem Wohnort Gummersbach-Elbach in die Innenstadt von Gummersbach.         

 

Mussten Sie lange warten?

 

Durdu: Lange warten nicht direkt - aber lange fahren.

 

Hagt: Nein. Ich habe vorher in den Fahrplan geguckt.

 

Wäre es mit dem Rad nicht schneller gegangen?

 

Durdu: Wenn sichere Radwege vorhanden wären, dann vielleicht.  Toll wäre eine Kombination von Rad und Wiehltal-Bahn, das wäre meine Wunsch-Tour für die Zukunft für einen Sonntagsausflug.

 

Hagt: Eindeutig nicht.  

 

Eine medizinische Beratung per Videochat, vorausgesetzt die Internetverbindung auf dem Land steht: Ist das die Zukunft der ärztlichen Versorgung im Kreis?

 

Durdu: Videokonferenzen zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Pflegediensten können die Zusammenarbeit verbessern, bedürfen aber des Willens zur Zusammenarbeit und entsprechende Organisation bei zeitlich starker Beanspruchung. Zur Wahrheit gehört aber auch: Neben einer Digitalisierung der medizinischen Versorgung brauchen wir auch reale Ansprechpartner, vor allem für die pflegenden Angehörigen vor Ort und eine Stärkung der Angebote, sei es Beratung, Kurzzeitpflegeplätze usw.. Auch ich möchte die Möglichkeit einer telemedizinischen Zusammenarbeit zwischen Praxen und Pflegeeinrichtungen und mit qualifiziertem Personal von Arztpraxen, wie es Gegenstand der Landesförderung ist, verstärken. Dieses kann OberbergFAIRsorgt sehr gut ergänzen.

 

Hagt: Die ergänzenden telemedizinischen Möglichkeiten werden zukünftig gewiss häufiger in Medizin und Pflege genutzt werden. Ich unterstütze dies für unseren Kreis aktiv. Bereits im Jahr 2018 habe ich eine Kooperationsvereinbarung Telemedizin mit der AGewiS, dem Klinikum Oberberg, der TH Köln und weiteren Beteiligten auf den Weg gebracht. Wir haben in Oberberg bereits Ärzte, die das vorbildlich praktizieren. Die Behandlung erfolgt aber nicht allein über den Videochat: Neben dem digitalen Gespräch mit dem Arzt kommt z. B. eine medizinische Fachangestellte ins Haus, die aufgrund ihrer digitalen Ausstattung wichtige Daten direkt an den Arzt übermitteln kann. Das entlastet die Ärzte, bietet aber gleichzeitig eine hervorragende medizinische Versorgung.

 

Und was, wenn dafür die Internetverbindung nicht langt?

 

Durdu: Dafür werde ich schon sorgen, das ist meine Aufgabe. Es ist nicht zu verstehen, dass sich Deutschland weitabgeschlagen auf Platz 34 international tummelt. Das muss sich ändern und ich werde es für Oberberg in Angriff nehmen, was ja in den letzten Jahren leider nicht gemacht wurde.

 

Hagt: Der Oberbergische Kreis und die kreisangehörigen Kommunen verbessern ständig  die Breitbandversorgung für ihre Bürger mit unterschiedlichen Partnern. Auf einem einmal erreichten Standard ruhen wir uns nicht aus, wir haben immer schon die nächste Ausbaustufe im Blick. Die Technik entwickelt sich gerade in diesem Bereich mit einer enorm hohen Geschwindigkeit. Wir müssen hier unentwegt am Ball bleiben. Für diese wichtige Aufgabe beschäftigen wir seit mehr als zwei Jahren einen Breitbandkoordinator, der den gesamten Prozess begleitet und sich vor allem um das umfangreiche Förderverfahren kümmert.

 

Haben Sie schon einmal einen Baum umarmt?

 

Durdu: Schon als Kind habe ich das gemacht. Jetzt lehne ich mich gerne an einen Baum, gerade im Sommer, und genieße den Baumschatten und das Rauschen der Blätter.

 

Hagt: Ich sitze gerne im Schatten eines Baumes, umarme aber lieber meine Frau.           

 

Und was muss noch dringend für die Natur getan werden?

 

Durdu: Leider wurde die Natur vernachlässigt und wir sind in der Pflicht, das schnellstmöglich wieder gut zu machen. Ich brauche Wald, Luft und Wasser zum Überleben, wir alle brauchen das. Das dürfen wir niemals vergessen! Wo waren wir in Zeiten des Lockdowns? Im Wald! Deswegen dürfen wir hier keine grüne Kosmetik betreiben, sondern müssen Klimaschutz und Umweltschutz als Querschnittsziele begreifen. Sinnbild dafür, dass das in der Vergangenheit nicht passiert ist, ist der Ausstieg aus dem Klimabündnis 1996, hier brauchen wir ein „Comeback“. Mit meinen Bündnispartnern werden wir das Aufbauprogramm mit der Zielsetzung und Durchführung zu den Zielfeldern Klimaschutz, Waldwirtschaft, Trinkwasser, Boden und Artenschutz umsetzen.

 

Hagt: Da reicht eine Maßnahme nicht aus. Die Zusammenhänge sind komplex. Die Kreisverwaltung hat daher Ende 2019 unter dem Namen „Klima – Umwelt – Natur Oberberg“ erstmalig ein komplettes Programm erarbeitet, das zukünftig fortgeschrieben werden soll. Ich möchte damit ein strukturiertes und nachhaltiges Handeln fördern. Wir alle müssen eine Vielzahl von Projekten umsetzen. Zur Förderung der Lebensraum- und Artenvielfalt sowie zum Klimaschutz und hinsichtlich der Frage, wie wir mit den Schäden des Klimawandels umgehen. Alles gehört zusammen. Die Bedeutung dieses in NRW bislang einmaligen Programms wird von vielen Partner-Organisationen, darunter auch die Naturschutzverbände im Oberbergischen Kreis, hervorgehoben. Ich freue mich auf die kooperative Zusammenarbeit.

 

Jochen Hagt

 

Alter: 63

 

Familienstand: verheiratet, eine Tochter, eine Enkelin

 

Wohnort: Gummersbach-Elbach

 

Beruf: Jurist, seit 1993 bei der Kreisverwaltung in verschiedenen Funktionen, Landrat des Oberbergischen Kreises seit 2015

 

Bisheriger politischer Werdegang: seit 1982 Mitglied der CDU, dort in verschiedenen Funktionen tätig

 

Wie viele Menschen werden aufgrund der Corona-Krise ihren Job im Oberbergischen verlieren?

 

Durdu: Die Arbeitsmarktzahlen zeigen: Die Arbeitslosigkeit im Kreis steigt. Es werden mit Sicherheit weitere Menschen ihren Job verlieren und diejenigen, die keinen Job haben, werden unter Umständen länger nach einem neuen suchen müssen. Hier müssen gerade die kleinen Unternehmer gestärkt werden, damit sie diese Zeit halbwegs gut überstehen. Besonders beachten müssen wir Familien, wo Erwerbslosigkeit in der zweiten oder dritten Generation erlebt wird. Hier fühlen sich Menschen abgehängt. Auch sie brauchen eine Perspektive. Ich betrachte es als Aufgabe aller – von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der IHK bis zu den Sozialverbänden – Vorschläge zu entwickeln, wie wir diese Familien aktivieren, Jugendliche in Ausbildung bringen können.

 

Hagt: Ich hoffe, unsere leistungsstarken Unternehmen aus der Industrie und unsere vielen Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe werden sich von der Corona-Krise erholen. Die Kurzarbeiterregelungen verhindern, dass Entlassungen erfolgen. Das hat sich schon in der Finanzkrise 2009 sehr bewährt. Oberberg war dadurch schnell über den Berg, und es wurden neue Jobs geschaffen. Ich bin optimistisch, dass sich diese Entwicklung wiederholen kann – wenn auch nicht so schnell und sicherlich in Abhängigkeit von der jeweiligen Branche. Was wir tun können, ist weiterhin unsere heimische Wirtschaft tatkräftig zu unterstützen und ihr eine Entwicklungsperspektive zu geben. Nur mit einer starken Wirtschaft werden wir die Folgen der Pandemie bewältigen können.

 

Der schönste Platz im Oberbergischen?
 

Durdu: Es gibt so viele schöne Plätze – aber die Bever-Talsperre hat es mir angetan.

 

Hagt: Für mich Schloss Homburg. Eine tolle Kulisse, ein tolles Ambiente, ein interessantes Museum. Und eine anheimelnde Atmosphäre.

 

Die größte Stärke des Kreises?

 

Durdu: Aus meinen vielen Begegnungen der letzten Monate schließe ich, die größte Stärke liegt nicht in der Infrastruktur oder der Ausstattung mit Produktionsmitteln. Die größte Stärke erlebe ich hier täglich in den vielen agilen, initiativen und engagierten Menschen, sie sind die Seele und die Zukunft dieser Gesellschaft. Außerdem haben wir noch eine schöne Natur und sollten hier dringend überlegen, wie wir Naherholungskonzepte voranbringen, um sanften Tourismus, Gastronomie usw. zu stärken.

 

Hagt: Die Akteure im Oberbergischen Kreis sind eng vernetzt und arbeiten nach meinem Empfinden vertrauensvoll mit mir zusammen. Dadurch lassen sich viele Projekte schneller und erfolgreicher umsetzen. Besonders bemerkenswert ist auch das Engagement unserer zahllosen ehrenamtlich Tätigen, deren Mitwirkung in vielen Bereichen zur Steigerung der Lebensqualität so vieler Menschen hier im Oberbergischen beiträgt.

 

Die größte Schwäche?

 

Durdu: Mobilität, Wohnraumsituation und Umweltthemen.

 

Hagt: In einem solchen Flächenkreis wie dem Oberbergischen Kreis ist es eine große Herausforderung, die entsprechenden Infrastrukturen für alle gleichermaßen bereitzustellen. Wir müssen unsere Angebote daher gezielt bündeln.

 

Und das Mittel, aus der Schwäche eine Stärke zu machen?

 

Durdu: Diesen oben genannten Menschen zuzuhören, zu diskutieren, Ideen zu selektieren und vielversprechende Initiativen an relevanten Stellen die Unterstützung zu geben, die sie für nachhaltige Verbesserungen brauchen. Dazu gehören infrastrukturelle Rahmenbedingungen ebenso wie konsequentes und pro-aktives Fördermanagement und gewissenhafte Vorsorge. Menschen müssen bei ihren Initiativen die Gewissheit haben, dass niemand zurückbleibt. Und für diese Solidarität, auch mit den Schwächsten unserer Gesellschaft, werde ich sorgen. Erfolg ist keine Frage der Eliten, nur gemeinsam schaffen wir wirkliche Veränderung. Transparente Erfolge, auf die wir alle stolz sein können und werden.

 

Hagt: Wir müssen auf innovative Konzepte setzen, um den Herausforderungen zu begegnen, so etwa beim Thema Mobilität. Daher erarbeitet die Kreisverwaltung derzeit z. B. ein Mobilitätskonzept, das verschiedene Mobilitätsformen, vom Auto über Bus und Zug bis hin zum Fahrrad, berücksichtigt und miteinander verzahnt. Hierzu gehört auch der zukünftige Einsatz von erneuerbaren Energiequellen wie Wasserstoff im ÖPNV. Zusätzlich werden neue, zum Teil digitale Angebote für die Bürger geschaffen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Wiehl erproben wir z. B. aktuell den Einsatz eines On-Demand-Busses. Auch die Nutzung von Car-Sharing und einer Ride-Sharing-App, einem digitalen Angebot für Mitfahrgelegenheiten, ist in Vorbereitung.

 

 

Aktuelle Sitzverteilung im Kreistag:

  • CDU: 25 Sitze
  • SPD: 16 Sitze
  • Bündnis 90/Die Grünen: 5 Sitze
  • FDP: 3 Sitze
  • AfD: 3 Sitze
  • Die Linke: 2 Sitze
  • FWO/DU: 1 Sitz
  • Piraten: 1 Sitz
  • UWG: 1 Sitz
  • Parteilos: 1 Sitz
 

Zur Wahl am 13. September treten folgende Parteien an:

  • CDU
  • SPD
  • FDP
  • Bündnis 90/Die Grünen
  • Die Linke
  • AfD
  • UWG
  • FWO/DU

 

Was kann der ländliche Raum von der Stadt lernen?

 

Durdu: Aus der Raumnot der Metropolen können wir lernen, unseren Flächenfraß zu stoppen, indem wir konsequent Brachflächen erfassen, klassifizieren und sie entsprechend nutzen. Die Metropolregionen sind schon durch die Enge der Räume und die Bevölkerungsstruktur mehr als wir auf gute Kommunikation und Teamarbeit angewiesen. Als besonders vorbildlich ist zum Beispiel das „InnovationCity Management“ zu nennen, das zukunftsweisende bürger- und klimafreundliche Stadtplanungen erarbeitet. Dabei sind die kommunalen Aktivitäten keine Einbahnstraßen, sondern laufen flüssig zwischen Bürgern, Unternehmen und Verwaltung und ermöglichen Best-Practice-Beispiele, die im Kontakt der Kommunen untereinander die Effizienz der kommunalen Entwicklung enorm steigern.

 

Hagt: Stadt und Land haben eine sehr enge Bindung zueinander und funktionieren nur gemeinsam. Zum Beispiel gibt es zwischen Oberberg und der Rheinschiene oder im Nordkreis zum Bergischen Städtedreieck eine enge Verflechtung. In der Stadt werden oftmals Strukturen, etwa für neue Wohnformen oder Mobilitätslösungen, entwickelt und erprobt, die aber angepasst auf den ländlichen Raum auch hier funktionieren können. Wir müssen offen für Neues sein und voneinander lernen. Viele gute Beispiele für den klugen Umgang mit Nachnutzungen, schonendem Flächenverbrauch und Nutzungsmischungen können innovative Impulse für unsere Ortskerne liefern. Hier sehe ich durch die Zunahme an Home-Office-Arbeitsplätzen viel Potential für Oberberg als Wohn- und Arbeitsstandort.

 

Und was die Stadt vom ländlichen Raum?

 

Durdu: Im Gegensatz zu den Metropolen sehen wir hier jeden Tag die Folgen des Klimawandels. Wir wissen, welchen Einfluss Wälder und Seen nicht nur auf das Klima, sondern in Zeiten von Hitzewellen auch auf die Durchschnittstemperatur haben. Uns ist der gesundheitliche Aspekt eines Waldspaziergangs und der Vielfalt in der Natur vertraut. Wenn wir in den nächsten Jahren meiner Idee einer „Gesundheitsregion Oberberg“ nachkommen, werden die Bewohner der umliegenden Metropolregionen diese Verbindung zwischen Natur und Lebensqualität in unseren Hotels und Reha-Kliniken kennen und schätzen lernen. Die einen mögen diese Erfahrungen bei uns mit in ihre Städte nehmen, andere sich eingeladen fühlen, ihre Wohnorte oder Unternehmen hier zu uns zu verlegen.

 

Hagt: Mit der REGIONALE2025 wollen wir „das Beste aus beiden Welten“ vereinen und die Vorzüge des Oberbergischen Kreises stärker hervorheben. Der OBK hat eine hohe Lagegunst und bietet Erholungs- und Wohnqualität. Daneben haben wir hier viele kreative Unternehmen, denen wir Raum für Innovationen lassen. Mit dem Innovation Hub, unserem ersten REGIONALE-Projekt mit dem begehrten A-Stempel, wollen wir dies weiter fördern. Die Stadt kann aber auch von unserem besonders gut funktionierenden ehrenamtlichen Engagement und unseren gelebten Traditionen lernen. Der Zusammenhalt auf dem Land ist, geprägt durch unsere vielen lebendigen Vereine in den Dörfern, sehr groß.

 

Warum sollten Sie (wieder) Landrat/rätin werden?

 

Durdu: Ich liebe diesen Landkreis, die Vielfalt und das Engagement in Oberberg. Ich brenne dafür, mein Bestes für die Menschen hier zu geben und bin überzeugt, dass nur der Blick nach vorne Oberberg weiterbringt, keinesfalls das konservative "weiter so". Ich stehe für Veränderung, für ein zukunftsfähiges Oberberg, dass für die Herausforderungen, gerade in Anbetracht der vor uns liegenden Jahre unausweichlicher, tiefer struktureller Veränderungen, gewappnet ist.

 

Hagt: Ich werde die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Akteuren in und für unseren Kreis fortsetzen. Ich habe nach wie vor große Freude daran, die Dinge hier vor Ort aktiv mitzugestalten! Gemeinsam haben wir bereits viel Positives erreicht. Doch wir müssen nach vorne schauen. Es wird bestimmt nicht einfacher werden, da die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf so viele Bereiche noch nicht abzusehen sind. Auch zukünftig müssen wir also vielen Herausforderungen begegnen. Begonnene Projekte, etwa im Bereich der gesundheitlichen Versorgung oder der Kreisentwicklung, werde ich weiter engagiert vorantreiben, damit die Region, ihre Bewohner und Arbeitgeber in eine starke Zukunft gehen können. 

KOMMENTARE

1

Anstatt die Telemedizin , die auch " nur " kurz angesprochen wurde , erweitern zu wollen, mit Hinblick auf die Erweiterung des Internetbreitbrand Angebotes, sollte man sich zuerst um die medizinische/ pflegerische Versorgung kümmern! Eine adäquate, qualitative pflegerische Versorgung unserer Patienten im Klinikum Oberber muss gewährleistet sein und gefördert werden ! Durch einen akuten Mangel von Pflegefachkräften , geschuldet der Politik , mangels Bereitstellung von finanziellen Mitteln den Krankenhäusern gegenüber , sollte dies in Angriff genommen werden, anstatt die Mobilität oder die Infrastruktur! Die Versorgung von Menschen steht hier im Vordergrund. Die Krankenhäuser Waldbröl und Gummersbach versorgen den ganzen Oberbergischen Kreis und den halben Rhein Sieg Kreis!

David Mletzko , 03.09.2020, 19:24 Uhr
2

Warum soll Mobilität die größte Schwäche im OBK sein Frau Durdu ?

Glauben Sie ernsthaft in einem Landkreis wie es der OBK ist etwas grundlegendes bei der Mobilität zu verändern? Da ist maximal Kosmetik möglich,wenn wir ehrlich sind. (es soll ja hoffentlich bezahlbar bleiben)

Wir leben hier nicht in einer Großstadt. Nur zur Info!

Als größte Schwäche sehe ich eindeutig die schlechte Versorgung mit Hausärzten,
von der Zukunft ganz zu schweigen.



Lichtenberger, 03.09.2020, 20:26 Uhr
3

Hier muss bzgl. einem neuen Landratsamt, mal völlig neuer sehr moderner denkender Wind rein, anstatt auf altbekanntes weiterhin zu bauen werden durch den Hr. Hagt !!

Somit ist die Neubewerberin für den Landratssitz, Fr. T. Durdu, dazu aktuell wohl sehr positiv geeignet!!

Klaus Herden, 04.09.2020, 14:13 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG