POLITIK

Die Wahl im Detail

pn; 27.09.2021, 14:50 Uhr
Symbolfoto: blickpixel auf Pixabay
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Die Wahl im Detail

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pn; 27.09.2021, 14:50 Uhr
Oberberg - Oberberg-Aktuell hat sich das Wahlergebnis für den Kreis genauer angesehen und zeigt Auffälligkeiten und Besonderheiten in den Gemeinden und Wahlbezirken.

Der Bürger hat votiert: Nach der Bundestagswahl am Sonntag steht auch für den Oberbergischen Kreis (Wahlkreis 99) das vorläufige amtliche Endergebnis fest. Dr. Carsten Brodesser erhielt zwar erneut das Direktmandat, insgesamt folgte die oberbergische CDU in den 13 Kommunen aber dem Bundestrend und verlor massiv an Zuspruch. Auch an der einen oder anderen Stelle gab es Auffälligkeiten und Besonderheiten in den Gemeinden und Wahlbezirken.

 

Wahlbeteiligung
 

Die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 noch einmal gestiegen. Waren es vor vier Jahren rund 75 Prozent gaben am Sonntag 160.158 Wähler der 206.640 wahlberechtigten Oberberger (77,51 Prozent) ihre Erst- und Zweitstimme ab.

 

Besonders vorbildlich waren die Bürger in Lindlar (82,67 Prozent), Wipperfürth (80,11) und Engelskirchen (80,03). In Lindlar wurden zudem mit 99,25 (Erststimmen) und 99,41 (Zweitstimmen) die meisten gültigen Stimmen abgegeben.


Am schwächsten fiel die Wahlbeteiligung erneut in Waldbröl aus. Nur 72,09 Prozent der dortigen Bevölkerung gaben ihren Stimmzettel ab – immerhin aber vier Prozent mehr als noch bei der Wahl 2017. Die AfD holte hier erneut ihr stärkstes Ergebnis im Kreis: Mit 15,86 Prozent wuchs der Zuspruch sogar ein wenig an. Auch dieBasis, eine Partei, die aus der Querdenker-Bewegung entstanden ist, holte in der Marktstadt mit 3,04 Prozent ihr bestes Ergebnis.

 

Die wenigsten gültigen Erst- und Zweitstimmen wurden in Gummersbach im Wahlbezirk Alten- und Jugendzentrum Bernberg mit gerade einmal 93,55 Prozent abgegeben. In den sechs Wahlbezirken Rommersberg (Engelskirchen), Lichtenberg I sowie Holpe (Morsbach), Helling (Lindlar) und Egen sowie Niederwipper (Wipperfürth) waren alle abgegebenen Erst- und Zweitstimmen gültig.

 

Durch die Corona-Pandemie war die Briefwahl in diesem Jahr besonders beliebt. In Morsbach verzichteten über 50 Prozent der Wähler auf den Gang zur Urne. 3308 der 6270 abgegebenen Stimmen wurden per Post eingeschickt. In jeder oberbergischen Kommune wurde mindestens jeder dritte Stimmzettel per Briefwahl abgegeben. Schlusslicht ist Waldbröl: 3.593 der 10.185 abgegebenen Stimmen entfielen auf die Briefwahl.

 

Erststimmen

Dr. Carsten Brodesser (CDU) zieht erneut in den Bundestag ein. Mit einem Ergebnis von 33,91 Prozent (53.757 Stimmen) verlor er im Vergleich zu 2017 (43,7 / 67.603) aber massiv an Zuspruch. Holte er damals noch in allen Gemeinden mindestens 40 Prozent der Stimmen, erreichte er dieses Ergebnis nun nur an seinem Wohnort Lindlar (40,72 Prozent). In Hückeswagen fuhr er mit 28,08 Prozent seinen schwächsten Wert ein.


Herausforderin Michaela Engelmeier (SPD) wird erneut nicht über die Landesliste in das Parlament einziehen. Ihr Ergebnis blieb relativ konstant. Nach 26,7 Prozent (41.306 Stimmen) vor vier Jahren, konnte sie am gestrigen Sonntag 26,79 Prozent (42.461) der Stimmen auf sich vereinigen. Nur an ihrem Wohnort in Engelskirchen erhielt die ehemalige Bundestagsabgeordnete mit 31,76 Prozent mehr als 30 Prozent.

 

Als Gewinnerin der Wahlen im Oberbergischen darf sich Sabine Grützmacher (Bündnis 90/Die Grünen) fühlen. Die Nachfolgerin von Michael Braun (6,14 Prozent) holte nicht nur 12 Prozent (19.015 Stimmen), sondern zieht auch über die Landesliste der Grünen in den Deutschen Bundestag ein.

 

Bernd Rummler (AfD) erhielt ähnlich viel Zuspruch wie sein Vorgänger Stefan Zühlke. Er verlor mit 9,51 Prozent (15.071 Stimmen) etwa 550 Stimmen im Vergleich. Besonders hohen Zuspruch genoss er in seinem Heimatort Lieberhausen, wo er mit 20 Prozent beinahe Michaela Engelmeier von Platz zwei verdrängte.

 

Zu den großen Verlierern der Wahl muss man Diyar Agu (DIE Linke) zählen. Der Gummersbacher Jung-Politiker, der 2017 mit 5,17 Prozent (7.999 Stimmen) ein für Westdeutschland recht gutes Ergebnis geholt hatte, verlor beinahe die Hälfte. Nur noch 2,89 Prozent (4.587) aller oberbergischen Wähler gaben ihm die Stimme.

 

Zweitstimmen

Mit 27,74 Prozent erzielte die CDU auch im Oberbergischen ein historisch schlechtes Ergebnis und liegt nur noch knapp über dem Bundesergebnis. Die meisten Zweitstimmen holten die Christdemokraten erneut in Wipperfürth, aber auch hier stürzte das Ergebnis von 44,9 Prozent auf 33,31 Prozent ab. Prozentual die geringste Zustimmung erhielt die Partei mit 25,26 Prozent in Wiehl.

 

Während ihre Bundestagskandidatin nahezu unverändert viele Stimmen erhielt, konnte die SPD sich über deutliche Zuwächse freuen. Mit 26,79 Prozent verbessert man das Ergebnis von vor vier Jahren nicht nur um über vier Prozent, sondern liegt auch leicht über dem Bundesergebnis. In Bergneustadt, Engelskirchen, Gummersbach, Hückeswagen und Wiehl holte man mehr Stimmen als die CDU. Das beste Ergebnis fuhren die Sozialdemokraten in Engelskirchen (30,19 Prozent), das schlechteste in Waldbröl (24,3) ein.

 

Während die Grünen ihr Ergebnis von 6,45 auf 12,56 Prozent fast verdoppeln konnten, mussten Linke (6,38 → 3,25), AfD (10,59 → 9,59) und FDP (13,77 → 12,58) Verluste hinnehmen.

 

Sonstige Parteien

Neben den etablierten Parteien mobilisierten von den insgesamt 27 Parteien auf dem Wahlzettel die Querdenker-Partei dieBasis (2.805 Stimmen), die Tierschutzpartei (2.426 Stimmen) und die Satirepartei Die PARTEI (1.622 Stimmen) die meisten Wähler.

Nur ganze 15 Stimmen oder 0,01 Prozent bekam die Deutsche Kommunistische Partei (DKP).  Auch die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) mit 25 Stimmen, die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP) mit 28 Stimmen, die Liberal-Konservative Reformer (LKP) mit 34 Stimmen, die HipHop Partei du. mit 78 Stimmen und die V-Partei³ mit 89 Stimmen blieben zweistellig.

 

Wahlbezirke mit hohen AfD- und dieBasis Ergebnissen

In fast allen Wahlbezirken gingen die meisten Erst- und Zweistimmen an die CDU oder die SPD. Allerdings konnte die AfD in sieben Wahlbezirken die meisten Stimmen holen. In Waldbröl-Maibuche bekam die Partei 43,43 Prozent der Erststimmen und 42,81 Prozent der Zweitstimmen. Ebenfalls die meisten Erst- und Zweistimmen bekam die AfD im Alten- und Jugendzentrum Gummersbach-Bernberg mit 34,48 Prozent und 35,63 Prozent.

 

dieBasis spielte in den meisten Wahlbezirken eine untergeordnete Rolle, allerdings knackte die Partei in Marienheide-Wette, in Alsberg, Lützingen und Wiedenhof (alle Waldbröl) sowie in Wipperfürth-Egen jeweils die Fünf-Prozent-Hürde. Im Reichshofer Wahlbezirk Brüchermühle II erzielte sie mit 7,62 Prozent und 7,64 Prozent ihr bestes Ergebnis bei Erst- und Zweitstimme.

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