POLITIK

Damit die Füße trocken bleiben: Vision Seequartier nimmt Formen an

lw; 11.12.2025, 15:10 Uhr
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Visualisierungen: MUST Städtebau --- So stellt sich das Büro MUST den Blick ins Quartier vor. Für alle Visualisierungen gilt: Dies sind Ideen und Gestaltungsvorschläge. Wie sich das Gesicht des Seequartiers tatsächlich entwickelt, wird auch vom Investor abhängen.
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Damit die Füße trocken bleiben: Vision Seequartier nimmt Formen an

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lw; 11.12.2025, 15:10 Uhr
Wiehl – Die Rahmenplanung für das angestrebte Seequartier am Wiehlpark wurde im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt – Gebiet soll auch extremen Hochwasser trotzen – Grundlage für Investorengespräche schaffen.

Von Lars Weber

 

Seitdem über die rund zwei Hektar große Fläche direkt am Wiehlpark als sogenanntes Seequartier (OA berichtete) gesprochen wird, solange wird Bürgermeister Ulrich Stücker nicht müde zu betonen, dass dieser Aufschlag für die „Stadt der kurzen Wege“ sitzen soll. „Das Seequartier ist immanent wichtig für die Innenstadtentwicklung“, sagte der Bürgermeister nun auch bei der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Dienstagabend im Rathaus. Bei allen Restriktionen, von den Altlasten angefangen bis zum Thema Hochwasser, sollen die Grundstückserlöse bei künftigen Gesprächen mit Investoren keinen Vorrang haben. „Es gilt, gute Wohnungsbaupolitik zu betreiben.“ Er betonte in der Diskussion, auch den sozialen Wohnungsbau dabei im Auge behalten zu wollen. Doch noch ist das alles Zukunftsmusik, wenngleich sie langsam lauter zu vernehmen ist. Bei der Sitzung wurde durch das Büro MUST Städtebau die Rahmenplanung für das Seequartier vorgestellt, die die Grundlage bilden wird für Gespräche mit Investoren, aber auch für den Bebauungsplan.

 

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Im Zentrum des Vortrags von Julien Bitar stand die Herausforderung, das Areal hochwasserfest zu machen. Dafür bringt das niederländisch-deutsche Büro einige Erfahrung mit aus dem Nachbarland. In fünf Baufelder eingeteilt ist das Areal, dass von der Brucher Straße erschlossen werden soll, deren Verlauf dafür aber modifiziert werden muss. Damit Autos das Gebiet – hauptsächlich sollen hier Wohnungen entstehen, dazu kommen Büros und Dienstleistungen - nicht dominieren, sollen vier Tiefgaragen unter den Baufeldern entstehen. Hier geht es mit den Herausforderungen los. Zum einen benötigt es besondere Bauweisen, um keine Probleme mit dem Grundwasser zu bekommen, zum anderen sollen im Falle von Starkregenereignissen Schutzbarrieren an den Einfahrten der Garagen verhindern, dass diese geflutet werden können.

 

[Selbst bei einem extremen Wetterereignis soll das Seequartier nicht untergehen.]

 

Solche Überlegungen wurden für das gesamte Gebiet betrachtet. Generell werden Erdanschüttungen nötig sein, um das Niveau des Seequartiers zu erhöhen. Eingänge und Fenster werden nicht auf Bodenhöhe verortet sein, die Innenhöfe in den Baufeldern zum Wiehlpark hin werden ebenfalls höher liegen. Wenn das Wasser kommt, und damit rechnen die Verantwortlichen angesichts des Klimawandels, soll es deshalb mithilfe diverser Kniffe durch das Seequartier hindurchgeleitet werden. Die Zielsetzung: Das Areal nicht nur HQ100-resistent (HQ100 steht für 100-jährliches Hochwasser) zu machen, wie es vorgeschrieben ist, sondern noch eine Stufe weiterzugehen. HQextrem bezeichnet dabei einen Hochwasserabfluss, der etwa der 1,5-fachen Abflussmenge eines 100-jährlichen Hochwassers entspricht. Wichtig: Bei einem Hochwasserereignis kommt das Wasser von der Wiehl, bei einem Starkregenereignis aber von der anderen Seite, von Süden her.

 

Mulden und Straßen sollen das Wasser dann Richtung Wiehlpark und den Zuflusskanal zum Teich leiten. Hinzu kommen Zisternen, deren unterirdische Rohre ebenfalls in diese Richtung ableiten sollen. Julien Bitar zeigte Bilder einer Simulation, wo das Wasser an den Häusern vorbei fließt. Alle Wohnungen und Eingänge sollen zugänglich bleiben.

 

Viel Gestaltungsspielraum soll es bei Architektur, Dachformen, Materialien und der Raumgestaltung der Innenhöfe geben. Das Büro MUST sieht dort unterschiedliche Stile, die einen modernen Mix ergeben. In den aktuellen Überlegungen könnten sie sich bei dem Baufeld, wo keine Tiefgarage darunter liegt, einen naturnahen Spielplatz im Innenhof vorstellen. Ein paar Reihenhäuser brechen die Mehrfamilienhaus-Optik auf. Zur Wiehlparkseite verläuft ein Radweg am Seequartier vorbei.

 

[Der Blick in einen Innenhof, hier mit einem naturnahen Spielplatz.]

 

Beim Thema Energie habe sich die Stadt mit der AggerEnergie beraten. Es sei möglich, mit einem Abwasser-Wärme-Tauscher 87 bis 90 Prozent des Energiebedarfs im Quartier zu decken, für die Spitzenlastabdeckung könne eine Hackschnitzelheizung Abhilfe schaffen.

 

Parkplätze auf dem ehemaligen Promarkt-Areal

 

Nachdem das Fachmarktzentrum abgerissen und sich um die Altlasten gekümmert wurde, soll nun in den nächsten Monaten die entstandene Freifläche als provisorischer Parkplatz hergerichtet werden, berichtete Silvia Böhnke, stellvertretene Fachbereichsleiterin. Asphaltiert werde das Areal aber nicht. Um die Fläche aufzuwerten, sollen dabei auch zwei große Pflanzstreifen angelegt werden. Die Bäume, die dort wachsen sollen, sollen später im Seequartier Verwendung finden. Auf der Ecke am Wiehlpark soll zudem ein Ort vorgehalten werden, wo in den nächsten Jahren wie schon bei diesem Martinszug das große Martinsfeuer von der Feuerwehr veranstaltet werden kann.

 

Das alles – wie auch die Visualisierungen – sind freilich nur Ideen in dem Rahmen, der im Seequartier möglich sein soll. Entscheidend werden – und hier schließt sich der Kreis – die Investorenpläne sein. „Wir sollten die Latte hochhalten für diese Gespräche“, sagte Stücker, auch wenn beispielsweise Dominik Seitz (FDP) seine Zweifel hat, dass in diesem Gebiet mit all den baulichen Hürden tatsächlich zu einem Teil sozialer Wohnungsbau möglich sein wird. Die Pläne müssen sitzen, so Stücker. „Sonst bringt uns die Fläche nichts.“

 

Zurzeit erstellt das Büro BKR aus Aachen den Bebauungsplan für das Gebiet. Spätestens wenn dieser vorgestellt werden kann, wird das Seequartier die Politik wieder beschäftigen.

 

Baugebiet Auf der Höhe


Der Endbericht zum neuen Baugebiet Auf der Höhe (OA berichtete) ist fertig. Er soll in Kürze auch auf der Homepage der Stadt zum Download bereitstehen. Abstimmen über die Rahmenplanung soll die Politik im neuen Jahr. Parallel dazu soll die formelle Flächennutzungsplanänderung vorbereitet und durchgeführt werden. Bürgermeister Stücker erinnerte daran, dass zunächst nur der erste Bauabschnitt im Fokus stehe, der eine Anbindung an die bestehenden Strukturen Drabenderhöhes ermöglichen soll. Thomas Noss (CDU) und Dominik Seitz (FDP) mahnten, den bestehenden Ort und seine Angebote bei den Planungen nicht zu vergessen. Andre Lang (CDU) wiederum betonte, dass die Gewerbesteuer in diesem Gebiet ein Thema bleiben müsse, wofür er Zustimmung bekam von Bürgermeister Stücker und dem Ausschussvorsitzenden Sören Teichmann (CDU).   

KOMMENTARE

1

Die geplanten Gebäude schützt man am besten vor Hochwasser, indem man diese Flächen für eben dieses Hochwasser vorsieht und woanders baut.

Grütz Berthold, 11.12.2025, 18:58 Uhr
2

Ich bezweifel stark, dass es dort Wohnraum geben wird, welcher für Normalverdiener bezahlbar sein wird. Von sozialem Wohnungesbach ganz zu schweigen. Nicht nur wegen dem sehr anspruchsvollem Gelände, sondern auch weil die Investoren natürlich eine gute Rendite erwarten.

André, 11.12.2025, 19:57 Uhr
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