POLITIK

Corona-Kundgebung verlief störungsfrei

pn; 23.05.2020, 16:15 Uhr
Fotos: Peter Notbohm --- Statt der erwarteten 100 Teilnehmer kamen nur etwa 60 Menschen zur Corona-Kundgebung im Stadtgarten.
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Corona-Kundgebung verlief störungsfrei

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pn; 23.05.2020, 16:15 Uhr
Gummersbach – Etwa 60 Menschen versammelten sich auf dem Steinmüllergelände, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren - Weniger Teilnehmer als erwartet - Gegenprotest vor dem Seven.

Von Peter Notbohm

 

Um gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu protestieren, versammelten sich am heutigen Samstag etwa 60 Menschen zu einer Kundgebung im Stadtgarten des Gummersbacher Steinmüllergeländes. Die Versammlung angemeldet, hatte der Waldbröler Robin Purcz, der mittels seiner Facebook-Gruppe „Corona Widerstand 2020 Oberberg“ bereits die ersten Corona-Proteste in Form eines nicht angemeldeten „Spaziergangs“ durch die Gummersbacher Innenstadt vergangene Woche initiiert hatte.

 

[Organisator Robin Purcz (r.) und Rednerin Lisa Grieger (l.) kritisierten die Corona-Maßnahmen der Politik.]

 

Die Stadt Gummersbach hatte einen neuerlichen „Spaziergang“ wegen erheblicher Gefahr für die Gesundheits-sicherheit der Bevölkerung untersagt, da der erforderliche Sicherheitsabstand von anderthalb Metern aus Sicht von Polizei und Ordnungsamt nicht zu gewährleisten sei. Stattdessen trafen sich die Demonstranten dort, wo üblicherweise der Gummersbacher Wochenmarkt stattfindet. Aufgemalte Kreuze auf dem Boden sollten dafür sorgen, dass Abstandsregeln während der Kundgebung nicht verletzt werden – nur ein einziges Mal musste der Ordnungsdienst einige Teilnehmer kurz ermahnen, ansonsten verlief die Veranstaltung aus Sicht der Behörden vollkommen störungsfrei.

 

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Die Gummersbacherin Lisa Grieger hielt eine Rede, in der sie zur Rückkehr zur Normalität aufrief, dabei Kritik an „nutzlosen Masken“, Impfstoffpflicht, den Medien, der Politik und dem Virologen Dr. Christian Drosten äußerte. Nach einer weiteren spontanen Wortmeldung eines Teilnehmers endete die Kundgebung nach etwa einer Stunde mit dem Singen des Liedes „Die Gedanken sind frei“. Organisator Purcz, der im Vorfeld mit etwa 100 Teilnehmern gerechnet hatte, war zufrieden mit der Kundgebung: „Wir haben gesagt, was wir sagen wollten. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden.“ Er wolle die Demonstration künftig einmal im Monat anmelden.

 

[Nur wenige Meter von der Kundgebung entfernt, wurde eine Erklärung des Vereins "Oberberg ist bunt" verlesen. Auch mehrere Parteien unterstützen diesen Aufruf. Für die CDU Gummersbach waren unter anderem der Vorsitzende Volker Kranenberg sowie die Mitglieder des erweiterten Vorstands Petra Dehler und Jürgen Kleine anwesend.]

 

Auch Stefan Kirchner, Einsatzleiter der Polizei, zog ein positives Fazit: "Wir sind mit verstärktem Aufgebot erschienen, um den Spagat zwischen Coronaschutzverordnung und dem Versammlungsrecht zu gewährleisten." Probleme habe es aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht gegeben, mit Gewaltausbrüchen hatte die Polizei im Vorfeld nicht gerechnet. Zu einer Gegenkundgebung kam es vor dem Kino Seven. Dort wurde eine Erklärung des Vereins „Oberberg ist bunt“ verlesen, mit der man sich von den Inhalten und Ideologien der Corona-Kundgebung aufgrund seines rechten und verschwörungstheoretischen Weltbildes abgrenzen wolle. Unterstützung erhielt der Verein dabei von von den Parteien CDU, SPD, Grünen, FDP, Die Linke und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt der Religionen (DITIB).

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KOMMENTARE

1

Ja, wie wahr: Die Gedanken sind frei. Man kann jeden Unsinn denken, bedenklich wird es erst, wenn man dann auch noch glaubt, dass der Unsinn Realität ist und man ihn in Form einer Demonstation als Wahrheit verkauft. Mediziner, Virologen, Medienvertreter - in den Augen der Protestler alles Lügner. Das bitteschön soll glauben wer will, ich jedenfalls nicht.

Sven Jost, 23.05.2020, 18:37 Uhr
2

Sicherlich hat die Bundesregierung auch Fehler gemacht, doch vollkommen ist niemand. Man muß kein Freund dieser GroKo sein, doch wer halbwegs fair und aufmerksam ist, muß anerkennen, dass es gelungen ist, das Schlimmste zu verhindern - vorerst. Es ist nicht erkennbar, was die DemonstrantInnen bezwecken. Die Vorschriften werden allerorten gelockert, so what? Niemand sollte sich anmaßen, den alleinigen "Durchblick" zu haben und die ganz einfachen Lösungen zu kennen. Die gibt es nicht. Nicht in der Coronakrise und auch nicht anderswo, etwa bei der klar erkennbaren Klimakatastrophe. Man mag enttäuscht sein von Staat oder Gesellschaft, doch wer nicht bereit ist selber Änderungen, Unbequemlickeiten und auch Verzicht zu üben, der/die ist selbst das größte Ärgernis...

F Lothar Winkelhoch, 24.05.2020, 10:13 Uhr
3

Es ist definitiv noch zu früh für Normalität. Nichts gegen persönliche Freiheiten, aber die neuen Fälle aus Niedersachsen belegen,dass manche Menschen mit Eigenverantwortung nicht umgehen können.

Peter Noethen , 24.05.2020, 11:03 Uhr
4

Eins vorweg: ich war bei der Demo nicht dabei und kann nicht differenziert über die Inhalte sprechen. Aber: es kann doch nicht sein, dass man als Gegner der Maskenpflicht sofort in die rechte Ecke gestellt und als Weltverschwörungstheoretiker angesehen wird! Dies ist nämlich der einheitliche Tenor derzeit. Dadurch, dass wir eben so gut wie nichts über die Krankheit wissen, werden selbstverständlich auch falsche Entscheidungen getroffen - natürlich nicht mit Absicht, sondern nach bestem Wissen und Gewissen. Trotzdem muss es aber erlaubt sein, einige Entscheidungen in Frage zu stellen, ohne dass das Hinterfragen gleich mit Rechtsradikalismus oder Weltverschwörungstheorie gleich gesetzt wird. Nicht jeder Gegner der Maskenpflicht brüllt "Ausländer raus!" und "die Erde ist eine Scheibe!"

Oliver Achenbach, 25.05.2020, 08:25 Uhr
5

@Oliver Achenbach
Meiner Meinung nach ist das Problem, dass diverse Gruppierungen "Anti-Coronamaßnahmen Veranstaltungen" gezielt ins Augegefasst haben, um dort verunsicherten Menschen ihre Ideologien nahe zu bringen. Natürlich gibt es einiges an Kritik, welcher sich die untschiedlichsten Behörden auf allen Ebenen stellen müssen. Dies heißt aber für mich nicht, dass ich mich mit Verschwörungstheoretikern und Nazis solidarisiere und mit ihnen gemeinsame Spaziergänge unterneheme, denn das hieße, dass ich mich einer ständigen Flut an obstrusen halbwahrheiten Stellen müsste. Das führt bei vielen Menschen zu einer "Weichspülung" und erschwert das Differenzieren der Fakten beider Seiten (Verschwörungstheorie vs. Wissenschaft). Meiner Meinung gleicht dies einer selbst ausgesetzten Gehirnwäsche.

Es fehlt eine klare öffentliche Distanzierung bzw. eine klare Eingrenzung der zu diskutierenden Themen auf solchen Veranstaltung.

R Becher, 25.05.2020, 11:00 Uhr
6

Lieber Nachbar Olli, mit deinem Statement hast du durchaus Recht, obwohl in den großen Städten diese Art Demos gezielt von Rechten unterlaufen und missbraucht werden für ihre kranken Ideologien.
Aber lese deine Sätze selber noch einmal durch. Du schreibst, es wurden bestimmt Fehler gemacht, weil man sich mit dieser Pandemie mangels Erfahrung nicht auskennt. Auch da stimme ich dir zu. Woher bitte nehmen dann diese Demonstranten ihre Argumente und stellen ihre Sicht als das Maß der Dinge dar, wider aller wissenschaftlich bisher vorliegenden Erkenntnisse.
Es tut mit leid, rechtsradikal sind die bestimmt nicht in Gummersbach, aber ernst nehmen muss man diese Scharlatanerie auch nicht.

Thomas Hohleich-Albert, 25.05.2020, 13:53 Uhr
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