POLITIK

Aus Problembereich soll neue Mitte werden

lw; 28.03.2023, 13:43 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Das Gelände an der Mecklenburger Straße.
POLITIK

Aus Problembereich soll neue Mitte werden

  • 0
lw; 28.03.2023, 13:43 Uhr
Waldbröl – Investor plant in Eichen ein Pflege- und Wohnprojekt auf 20.000 Quadratmetern – Viel Lob für die Vision - Mögliche Kita sorgt aber für Diskussionen im Stadtentwicklungsausschuss.

Von Lars Weber

 

Ein Campus rund um die Themen Pflege und Wohnen soll in Eichen um die Thüringer Straße herum entstehen. Auch eine Kita soll auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal untergebracht werden, das im Moment inmitten des Wohngebiets vor sich hinvegetiert und an die Mecklenburger Straße grenzt. Das Projekt, das sich noch in einem frühen Planungsstadium befindet, ist gestern im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt worden. Die Mitglieder befürworteten generell das Vorhaben. Dass etwas an dieser Stelle passieren müsse, stand für sie außer Frage. Den Unternehmern und Architekten gaben sie trotzdem einige Hausaufgaben mit, bevor sie einstimmig die Verwaltung damit beauftragten, die weitere planungsrechtliche Prüfung voranzutreiben und einen Bebauungsplanentwurf zu erarbeiten. Der alte B-Plan würde bei einer Umsetzung hinfällig werden.

 

WERBUNG

Hinter dem „Pflegecampus Waldbröl“ steht die Secon Bau und Boden Gesellschaft aus Frankfurt. Deren Geschäftsführer Thomas Baumann skizzierte den anwesenden Ausschussmitgliedern die Planungen gemeinsam mit dem Architekten Daniel Ebert. Im Oberbergischen sei Secon bereits in Marienheide aktiv, wo im Sommer eine Pflegeeinrichtung übergeben werden soll. Über die Kontakte zum Oberbergischen Kreis sei Waldbröl als möglicher Standort eines weiteren Projekts in den Fokus genommen worden. Vor einem Jahr habe Secon das riesige Grundstück an der Thüringer Straße identifiziert, im Dezember 2022 wurde es gekauft, so Baumann.

 

Um die 20.000 Quadratmeter sinnvoll zu füllen, habe man sich für ein Konzept aus Pflege und Wohnen entschieden. Um die vorhandene Stichstraße zu nutzen, würden rundherum die Parkplätze angesiedelt. Direkt angeschlossen erstrecken sich nach jetziger Planung im Halbkreis fünf Gebäude mit Flachdach. Herzstück sollen zwei verbundene viergeschossige Bauten hin zum Schwalbenweg sein. Darin soll zum einen ein Pflegeheim untergebracht werden. Insgesamt 100 Plätze, davon jeweils zehn für Langzeit- und Kurzzeitpflege, soll es bieten. Mit potenziellen Betreibern stehe man bereits in Verhandlungen. Ebenfalls in diesen Komplex soll eine viergruppige Kita mit einem bis zu 1.000 Quadratmeter großen Außengelände. „Wir denken hier generationenübergreifend“, so Architekt Ebert. Eine Großküche würde sowohl die Heimbewohner als auch die Kinder frisch bekochen.

 

[Grafiken: Ebert Architekten/Secon Bau und Boden GmbH --- Im verbundenen Gebäudekomplex oben sollen Pflegeheim und Kita Platz finden, links daneben in den Bauten das Betreute Wohnen mit Tagespflege. Im unteren Bereich des Areals soll das Mehrzweckgebäude entstehen. Die Planungen können sich bis zu einem möglichen Baubeginn aber entwickeln.]

 

Neben dem Heim sollen zwei Gebäude für das Betreute Wohnen mit insgesamt 40 Wohneinheiten und 20 Tagespflegeplätzen entstehen. Mit „großzügigem Abstand“ zur Bebauung entlang des Birkenwegs soll weiter ein langgezogenes zweistöckiges Mehrzweckgebäude errichtet werden. Darin, so die Hoffnung des Investors und des Architekten, sollen Arztpraxen, Physiotherapie und eine Apotheke angesiedelt werden. Gerade was etwaige Arztansiedlungen angehe, wolle man aber keine Versprechungen machen. Ideal wäre auch eine Bäckerei oder ein Café, um die Infrastruktur aufzuwerten. Da die Innenstadt nicht um die Ecke ist, könnte ein Shuttle-Service des Heim-Betreibers auch mal Bewohner durch Waldbröl fahren.

 

Damit griffen Baumann und Ebert eine Anmerkung von Anne Pampus (SPD) auf, die darauf hingewiesen hatte, dass dort keine Geschäfte fußläufig zu erreichen seien. „Zentral findet man solche Grundstücke allerdings kaum noch“, sagte Baumann, sodass Betreiber häufig bereits Fahrdienste anbieten würden. Susanne Schneider-Jacobs (Sachkundige Bürgerin für die Grünen) kritisierte, dass die Parkplätze nicht den Mittelpunkt des Komplexes darstellen sollten. Besser wäre es, wenn die Aufenthaltsqualität an dieser Stelle stärker in den Vordergrund treten könnte, um tatsächlich eine "Mitte für Eichen" werden zu können.

 

Bei der Idee, den Verkehr besser aus der Anlage herauszuhalten, dachten die Ausschussmitglieder auch an die Kita und den Bring- und Holverkehr. Zumal die angedachte Einrichtung längst nicht die einzige in der Umgebung wäre. In direkter Nachbarschaft befindet sich das AWO-Familienzentrum, einige Meter weiter das VfsD-Familienzentrum und auch die evangelische Kita Wassertropfen ist nicht weit. Bei der Sitzung anwesend war Stephanie Heukamp, Leiterin der AWO-Einrichtung. Ihr konnte Architekt Ebert die Sorge nehmen, dass das Mehrzweckgebäude zu viel Schatten für die AWO spendet. Der Blick ins (wilde) Grüne würde bei einer Umsetzung der Pläne aber wohl der Vergangenheit angehören.

 

[Wie es einmal aussehen könnte - und wie es gerade aussieht.]

 

Abgesehen von der Verkehrsproblematik kam die Frage auf, ob das hohe Kita-Aufkommen in der Nachbarschaft wirklich sinnvoll sei. „Eltern müssen dann aus ganz Waldbröl dorthin fahren“, sagte beispielsweise Paul W. Giebeler (UWG). Dazu äußerte sich Fachbereichsleiter Jan Kiefer. „Waldbröl braucht dringend zwei Kitas.“ Es gebe eine „immense“ Nachfrage. Man stünde im Austausch mit dem Jugendamt des Oberbergischen Kreises dazu. Anderorts fehlten aber einfach die Flächen für solche Einrichtungen. Verschärft worden sei die Situation dadurch, dass die Pläne für den Bau einer Kita im Neubaugebiet Heidberg-Süd vom Investor nicht mehr verfolgt würden. Die Gründe: die Baupreisentwicklung und die Verkehrsproblematik in der dort vorgesehenen Einbahnstraße.

 

Nun ruhen die Hoffnungen auf die Pläne für Eichen. Wenn das B-Planverfahren ideal läuft, könnte die Baugenehmigung im Sommer 2024 vorliegen, hofft Baumann. Er rechne mit 15 Monaten Bauzeit für den Pflegecampus. Unsicher sei noch, ob die Planungen angrenzend zum Pflegecampus direkt an der Mecklenburger Straße so umgesetzt würden. Dort sehe man gerade Ein- oder auch kleinere Mehrfamilienhäuser vor. Ebert sagte aber, dass dies keinesfalls in Stein gemeißelt sei. Der Platz könnte am Ende auch anders genutzt werden.

 

[Blick von oben. Investor und Architekt betonten, dass sich das Gesicht des Areals im Laufe der Planungen noch verändern kann.]

 

Nicht nur die Ausschussmitglieder freuten sich über das Projekt für diesen Bereich, sondern auch Helmut Rafalski, der als Vorsitzender der Bürgergemeinschaft „Wir in Eichen“ die Pläne lobte. „Wir haben dort ein Riesenproblem mit Müll. Gut, dass etwas passiert.“ Er regte im Bezug auf mögliche Energiekonzepte das Gespräch der Investoren mit dem Besitzer der Mehrfamilienhäuser an der Mecklenburger Straße an, um gegebenenfalls ein Nahwärmekonzept zu prüfen, wie es auch der Ausschuss vorgeschlagen hatte.

 

Aus dem Ausschuss

Der Pflegecampus war nicht der einzige Tagesordnungspunkt, der ein Bauprojekt für den Ortsteil Eichen vorsieht. Grünes Licht gab der Ausschuss auch für den Beschluss über den Bebauungsplan „Eichener Straße“. Dort sind neun Wohnhäuser geplant. Die B-Plan-Satzung wird voraussichtlich bei der Ratssitzung am Mittwoch final beschlossen.

KOMMENTARE

0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG