POLITIK

Auch in Oberberg: Grün ist das neue Rot

bv, ls; 26.05.2019, 21:07 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Mit ihrem klar pro-europäischen Kurs und der Akzentuierung der Klimafrage waren die Grünen auch im Oberbergischen die klaren Wahlgewinner.
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Auch in Oberberg: Grün ist das neue Rot

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bv, ls; 26.05.2019, 21:07 Uhr
Oberberg - CDU und SPD verlieren bei der Europawahl in der Region dramatisch, Grüne können ihr Ergebnis gegenüber 2014 mehr als verdoppeln.

Von Bernd Vorländer und Leif Schmittgen

 

Oberberg ist keine Ausnahme - auch in der Region gab es nur einen Gewinner, aber mindestens zwei Verlierer. Die Grünen schafften auch zwischen Radevormwald und Morsbach den Sprung über die 20 Prozent, konnten ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln und holten in Lindlar mit mehr als 24 Prozent ihr bestes Ergebnis. Demgegenüber stehen geradezu erdrutschartige Verluste der oberbergischen Sozialdemokraten, die in den vergangenen Jahrzehnten noch nie ein schlechteres Ergebnis eingefahren haben und ihren Wert der vergangenen Europawahl 2014 mit damals rund 30 Prozent fast halbierten. Bei lediglich rund 17 Prozent im Oberbergischen und nur noch gut 15 Prozent auf Bundesebene lässt sich kaum noch von einer Volkspartei reden. Gerupft wurden in der Region auch die Christdemokraten. Ergebnisse von mehr als 40 Prozent, die für die erfolgsverwöhnte CDU im Oberbergischen früher die Regel waren, dürften endgültig der Vergangenheit angehören. Die CDU konnte noch nicht einmal ein Drittel aller Stimmen auf sich vereinigen und verlor zehn Prozent.

 

[Ein schwerer Wahlabend für den SPD-Ehrenvorsitzenden Friedhelm Julius Beucher und SPD-Kreis-Chef Thorsten Konzelmann.]

 

Die Bäume der AfD wachsen in Oberberg nicht mehr in den Himmel. Zwar konnte man gegenüber 2014 um fast vier Prozent zulegen, blieb jedoch unter dem Bundestagswahlergebnis von 2017. Die FDP freute sich über einen satten Zuwachs und erreicht sieben Prozent, die Linke spielt in Oberberg so gut wie keine Rolle. Erfreulich war, dass die Wahlbeteiligung auf fast 59 Prozent stieg. Am fleißigsten pilgerten die Bürger in Lindlar an die Urne (68,3 Prozent), am schwächsten war die Beteiligung in Waldbröl (51 Prozent).

 

Michaela Engelmeier (SPD), ehemalige Bundestagsabgeordnete, war fassungslos. "Das ist ein bitterer Wahlabend und ich kann es nicht nachvollziehen. Wir haben viele Abwanderer zu den Grünen. Uns hat sicherlich auch der parteiinterne Streit geschadet, der Zeitpunkt eine Woche vor der Wahl war mehr als unglücklich. Dazu werde ich morgen im Parteivorstand auch deutliche Worte sagen."  Auch Oberbergs CDU-Chef Dr. Carsten Brodesser zeigte sich zerknirscht: "Ich bin enttäuscht. Wir müssen unsere Kommunikation  verbessern. Besonders schwer wiegt, dass wir die Wähler unter 30 Jahren nicht mehr erreichen , da müssen wir dringend etwas tun."

 

Eitel Freude natürlich bei den Grünen. Helmut Schäfer, Fraktionschef der Grünen im Kreistag, sah einen grundlegenden Wandel in der Gesellschaft, die bei den Themen Klima und Umwelt endlich ein nachhaltiges Handeln  erwarte. "Es ist einfach fantastisch. Das ist ein Sieg für das Klima und gegen Rechts".  Professor Friedrich Wilke freute sich für die FDP über ein "ordentliches Ergebnis". Der Absturz der SPD tue ihm leid, für die Sozialdemokraten sei das ein trauriger Abend.

 

Gesamtergebnis Oberbergischer Kreis (jeweils auf- oder abgerundet)

CDU: 31,6 %

SPD: 17,5 %

Grüne: 20,8 %

AfD: 9,4 %

Linke: 3,6 %

FDP: 7,0 %

Sonstige: 10,3 %

 

Ergebnisse aus den Kommunen

 

Bergneustadt

CDU: 32,3 %

SPD: 18,4 %

Grüne: 16,6 %

AfD: 11,4 %

Linke: 3,5 %

FDP: 7,1 %

 

Engelskirchen

CDU: 29,1 %

SPD: 20,2 %

Grüne: 22,4 %

AfD: 7,7 %

Linke: 4,1 %

FDP: 6,6 %

         

Gummersbach

CDU: 30,3 %

SPD: 17,9 %

Grüne: 19,7 %

AfD: 10,7 %

Linke: 4,1 %

FDP: 7,0 %

 

Hückeswagen

CDU: 30,7 %

SPD: 17,0 %

Grüne: 22,8 %

AfD: 8,0 %

Linke: 3,5 %

FDP: 6,7 %

 

Lindlar

CDU: 33,8 %

SPD: 17,8 %

Grüne: 24,3 %

AfD: 5,6 %

Linke: 3,0 %

FDP: 6,6 %

 

Marienheide

CDU: 33,1 %

SPD: 16,7 %

Grüne: 20,8 %

AfD: 9,0 %

Linke: 3,3 %

FDP: 6,9 %

 

Morsbach

CDU: 35,2 %

SPD: 18,7 %

Grüne: 17,0 %

AfD: 9,6 %

Linke: 3,1 %

FDP: 7,2 %

 

Nümbrecht

CDU: 30,3 %

SPD: 17,3 %

Grüne: 22,2 %

AfD: 9,5 %

Linke: 3,2 %

FDP: 7,2 %

 

Radevormwald

CDU: 30,5 %

SPD: 16,1 %

Grüne: 21,4 %

AfD: 10,0 %

Linke: 3,5 %

FDP: 7,8 %

 

Reichshof

CDU: 30,2 %

SPD: 16,5 %

Grüne: 18,9 %

AfD: 11,2 %

Linke: 4,0 %

FDP: 7,0 %

 

Waldbröl

CDU: 29,7 %

SPD: 16,4 %

Grüne: 19,0 %

AfD: 12,6 %

Linke: 4,1 %

FDP: 6,7 %

 

Wiehl

CDU: 29,4 %

SPD: 19,4 %

Grüne: 20,8 %

AfD: 9,8 %

Linke: 3,6 %

FDP: 7,3 %

 

Wipperfürth

CDU: 39,7 %

SPD: 14,8 %

Grüne: 21,7 %

AfD: 5,7 %

Linke: 3,0 %

FDP: 6,8 %

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KOMMENTARE

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das Problem wird sein das die Grünen jetzt auch liefern müssen und nicht nur labern . . .ohne Deutschland das Messer an die Kehle zu setzten . . . ein paar Grüne hier im Ort kenne ich und halte sie für fähige Köpfe was lang nicht bei allen so ist . . warten wir´s ab ob wir Weinen oder Lachen die Zeit wird es uns zeigen

Werner Wagner , 27.05.2019, 06:35 Uhr
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