POLITIK

Es wird eng im Klassenraum

lw; 12.12.2023, 13:26 Uhr
Symbolfoto: Vidhyarthi Darpan auf Pixabay
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Es wird eng im Klassenraum

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lw; 12.12.2023, 13:26 Uhr
Waldbröl – Schulentwicklungsplanung wurde im Schulausschuss vorgestellt – Im Primarbereich muss sich schnell etwas tun, um Platz für die Kinder zu schaffen.

Von Lars Weber

 

Viel Lob und noch größere Hausaufgaben für die Stadt Waldbröl hat gestern Tilman Bieber vom Fachbüro Gebit aus Münster im Gepäck gehabt. Bieber stellte die aktuelle Schulentwicklungsplanung für die drei Grundschulen und die drei weiterführenden Bildungseinrichtungen der Marktstadt vor. Der bauliche Zustand der Gebäude sei generell hervorragend, so Bieber. „Davon könnten sich andere Kommunen eine Scheibe abschneiden.“ Auch in Sachen Digitalisierung sei Waldbröl überdurchschnittlich gut dabei. Trotzdem kommen auf Verwaltung und Politik große Aufgaben zu – erst in der Primar- und später dann in der Sekundarstufe. Sonst wird es zu eng in den Klassenräumen in Waldbröl.

 

Schon jetzt seien die Schülerzahlen an den Grundschulen Hermesdorf, Isengarten und Wiedenhof insgesamt im Steigen begriffen. „Dieses Jahr gab es mehr als 250 Einschulungen.“ 2020/21 waren es beispielsweise gerade mal 180. Die Prognosen von Bieber sprechen eine deutliche Sprache: „Die Zahlen werden insgesamt auch in den nächsten Jahren zulegen“, die Einschulungen bleiben auf hohem Niveau. Unter anderem eingerechnet worden sind dabei die neuen Wohngebiete wie Breuers Wiese, wodurch weitere junge Familien in die Marktstadt kommen werden, so die Rechnung von Stadt und auch dem Planer. Bis zum Schuljahr 2026/27 geht das Fachbüro davon aus, dass die Gesamtschülerzahl in der Primarstufe um mehr als 100 Kinder auf 974 Schüler anwächst – „das ist eine prallvolle einzügige Schule“.

 

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Die Strategie der Verwaltung sah bislang vor, die Schülerströme selbst zu steuern. Die Zahl der Einschulungen in Hermesdorf (zwei Eingangsklassen) und Isengarten (drei Eingangsklassen) wurden stabil gehalten, das Mehr an Kindern wurde an die Grundschule Wiedenhof umgeleitet. Diese verzeichnete zum aktuellen Schuljahr fünf Eingangsklassen. „Vielleicht zum ersten Mal überhaupt.“ Ursprünglich sah das Fachbüro vor, diese Strategie weiter zu verfolgen und die Grundschule Wiedenhof auszubauen. „Die Baufachleute sind nun aber zu dem Schluss gekommen, dass die Schule dafür nicht geeignet ist“, so Bieber.

 

Deshalb wird die Strategie ab dem Schuljahr 2025/26 geändert, und der Zuwachs an Kindern soll in Isengarten gebündelt werden. Die Schule solle in die Vierzügigkeit „hineinwachsen“, so Bieber. Damit verbunden sei dann auch ein Ausbau. Es werden bis zu sechs weitere Unterrichtsräume benötigt „Die Stadt muss rasch handeln.“

 

Damit nicht genug. Da im Laufe der vergangenen Jahre an den Grundschulen weitere Raumbedarfe entstanden sind – zum Beispiel durch Inklusion, Schulsozialarbeit, die Aufnahme von Kindern von Flüchtlingen oder auch die OGS-Betreuung –, existiere ein strukturelles Raumdefizit. „Die Zeit ist gekommen, dieses Defizit abzubauen“, so Bieber.

 

Betreffend diese „riesige Herausforderung“, wie Paul W. Giebeler (UWG) es nannte, liegt auch ein Antrag der SPD-Fraktion vor zum sukzessiven Neubau der Waldbröler Grundschulen, der zunächst bei der nächsten Ratssitzung im neuen Jahr eingebracht werden wird. Die Fraktionen wollen die vorgestellte Schulentwicklungsplanung zunächst intern diskutieren. Fakt ist aber, dass an den Grundschulen jetzt schon improvisiert werden müsse bei den Räumen.

 

Der immense Zuwachs an Schülern in der Primarstufe wird sinnigerweise etwas zeitverzögert auch Auswirkungen auf die Sekundarstufe haben. „Noch passt das räumlich, sowohl qualitativ, als auch quantitativ“, so Bieber über das Hollenberg-Gymnasium, die Realschule und die Gesamtschule. Gymnasium und Realschule können sogar noch einige Schüler verkraften. Anders ist dies bei der Geamtschule, die auf vier Züge gedeckelt ist und jetzt schon Kinder ablehnen muss, die entweder auf eine Waldbröler Schule ausweichen müssen, oder eben den Weg in die Nachbarkommunen antreten müssen.

 

„Dieses Problem wird sich verschärfen“, meint Bieber, wenn die Schülerzahl wie prognostiziert ansteigt. Mehrere Lösungen warf er in den Raum. Die Vergrößerung der Gesamtschule auf fünf Züge war eine davon. Auch die Realschule könnte in die Bresche springen und das eigene Angebot um einen Bildungsgang Hauptschule erweitern, was rechtlich bald schon ab der Jahrgangsstufe 5 möglich sein soll, allerdings eher eine ungeliebte Lösung für die Schulen darstelle.

 

Als drittes schlug Bieber vor, verstärkt das Gespräch mit den Nachbarkommunen zu suchen, um interkommunal nach Lösungen zu suchen. „Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht“, so Bieber. Da noch etwas Zeit bleibe im Sekundarbereich, sollte die Marktstadt zunächst abwarten und die Entwicklungen im Auge behalten, zugleich aber diese Gespräche beispielsweise mit Nümbrecht und Morsbach aufnehmen, was auch Bürgermeisterin Larissa Weber bekräftigte. „Die Bagger müssen für die Sekundarstufe noch nicht kommen“, sagte Bieber abschließend.

KOMMENTARE

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Mit mehr Platz und Schülern ist niemandem geholfen wenn die Kapazität der Lehrer nicht ausreicht!!!Man hangelt sich ja jetzt schon von einer Vertretungsstunde in die andere. Filme von 3 Stunden gezeigt um Zeit zu überbrücken. Da müssen dringend neue Ziele gesetzt werden. Die Reaktoren entsprechend angepasst werden!!

Wagner , 13.12.2023, 10:43 Uhr
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