POLITIK

Am Auto führt kaum ein Weg vorbei

lw; 21.11.2023, 14:00 Uhr
Fotos: Lars Weber (4), Archiv (1), Daria Obymaha auf Pixabay
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Am Auto führt kaum ein Weg vorbei

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lw; 21.11.2023, 14:00 Uhr
Oberberg – Erste Ergebnisse des Mobilitätskonzepts für den Oberbergischen Kreis wurden im Kreisentwicklungsausschuss vorgestellt – Deutliche Statistik untermauert den Status des motorisierten Individualverkehrs.

Von Lars Weber

 

Vertreter aus Städten und Gemeinden, Mobilitätsbetrieben, Verbänden und anderer Organisationen kamen im März in Lindlar zusammen, um das Thema Verkehr in den Blick zu nehmen. Es war der Startschuss für das Integrierte Mobilitätskonzept für den Oberbergischen Kreis (OA berichtete). Damit sollen Wege aufgezeigt werden, wie über die Grenzen der Kommunen hinweg die Mobilität im Kreis zu verbessern ist, sei es per Auto, per Rad oder auch im ÖPNV. Einen Zwischenstand hat im Kreisentwicklungsausschuss Lennart Bruhn des beauftragten Büros „stadtVerkehr“ präsentiert. Klar wurde dabei: Auch wenn das Auto für die Oberberger immer wichtig bleiben wird, sollten die Alternativen trotzdem attraktiver und mehr werden.

 

Ausgewertet wurden zum einen die Ergebnisse aus den Workshops der Auftaktveranstaltung und zum anderen eine Online- sowie eine schriftlich-postalische Haushaltsbefragung. An der Onlinebefragung beteiligten sich im Zeitraum von rund einem Monat 405 Nutzer mit insgesamt 1.264 Anmerkungen. Dies sei kein repräsentativer Wert gemessen an der Bevölkerungszahl des Kreises, aber dennoch ein beachtliches Ergebnis, so Bruhn. Die meisten Eingaben erfolgten zum Thema Radverkehr (426), gefolgt vom Autoverkehr (298) sowie vom Bus- und Bahnverkehr (291). Bei der Haushaltsbefragung nahmen von den angeschriebenen Haushalten insgesamt 1.792 teil, diese verteilen sich quer über den Kreis. Die Mindeststichprobengröße von einem Prozent für eine 95-prozentige statistische Sicherheit sei mit 1,3 Prozent erreicht worden.

 

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Vor allem anhand der ausführlichen Ergebnisse der teilnehmenden Haushalte der postalischen Befragung kann das Büro ein Bild davon zeichnen, wie sich die Oberberger bislang fortbewegen. Insgesamt werden täglich rund 830.000 Wege unternommen. Drei Prozent nimmt die Fortbewegung per Pedelecs beziehungsweise E-Bikes ein, der ÖPNV-Anteil beträgt acht Prozent (sechs Prozent mit dem Bus, zwei Prozent mit dem Zug). Die meisten Oberberger nehmen aber ihr Auto oder das Motorrad: 591.000 der Wege werden so zurückgelegt. Weitere Erkenntnisse: Der ÖPNV spielt erst bei den Wegen, wo die Kreisgrenzen überquert werden, eine etwas größere Rolle. Im wahrsten Sinne des Wortes ausbaufähig ist der Radverkehr zwischen den Kreiskommunen, der momentan gar keine Rolle spiele.

 

Der Nabel des Oberbergischen Kreises ist sozusagen Gummersbach. Die Kreisstadt ist häufigster Ausgangs- und auch Zielpunkt des Verkehrs. Die meisten Wege werden täglich zwischen Gummersbach und jeweils Wiehl, Bergneustadt, Marienheide und Engelskirchen zurückgelegt. In Radevormwald haben die Bürger keinen großen Drang, die Kommune zu verlassen. Der Binnenverkehrsanteil liegt dort mit etwa 84 Prozent am höchsten, in der Gemeinde Reichshof beträgt er hingegen nur etwa 32 Prozent.

 

Auf Grundlage aller Workshop-Ergebnisse und Eingaben aus den Umfragen definierte das Fachbüro eine Reihe von Handlungsfeldern und Zielvorstellungen für den Oberbergischen Kreis. Dort gebe es durchaus ein Spannungsfeld zwischen Anspruch und Realität, so Bruhn. Die Maßnahmen sollten nicht nur realistisch sein, sondern auch praktikabel und zum ländlichen Raum passen. Darüber hinaus ist natürlich auch die Finanzierbarkeit wichtig. Das Mobilitätskonzept sollte letztlich als strategische Ausrichtung des Oberbergischen Kreises und als Leitfaden fürs zukünftige Handeln empfunden werden.

 

Sechs Handlungsfelder stellte Bruhn vor. Drei von ihnen beschäftigen sich unmittelbar mit den Verkehrsarten. Für den motorisierten Individualverkehr schlägt das Büro vor, Alternativen zum Zweitwagen zu schaffen in der Annahme, dass das Erstauto für die Oberberger weiter eine wesentliche Rolle spielen wird. Positiv könnte sich beispielsweise die Verbesserung der Versorgungsinfrastruktur auf den Dörfern auswirken, aber auch die Schaffung von Carsharing-Angeboten. Für den ÖPNV-Bereich ist die Ausweitung des monti-Angebots vorstellbar, wie bereits für Nümbrecht und Marienheide vorgesehen beziehungsweise schon umgesetzt. Auch der Ausbau der Oberbergischen Bahn ist ein wichtiger Faktor. Eine Verringerung des Individualverkehrs könne weiter durch eine bessere Anbindung der Gewerbegebiete an den ÖPNV gelingen. Der Radverkehr solle durch die Schaffung einer Radwegeinfrastruktur an klassifizierten Straßen gestärkt werden, hier soll das existierende Radwegeinfrastrukturkonzept „Bergisches Rheinland“ helfen.

 

Das Mobilitätskonzept ist noch nicht fertig. Im nächsten Jahr wird es weitere Abstimmungs- und Beteiligungsformate geben, um die Handlungsfelder und Maßnahmen weiter zu schärfen. Auch zu den Kosten und Fördermöglichkeiten soll es dann Informationen geben. Der Abschluss des Projekts ist Ende 2024 geplant.

KOMMENTARE

1

In diesem Zusammenhang sollte aber auch die Infrastruktur, wie Straßen, Radwege, Busspuren und vor allem auch unsere Ampelsysteme überprüft werden.
Ich denke nur die Sicht auf die über die Jahre vermehrten Fahrzeuge ist nicht der richtige Ansatz und verfehlt nachher das Ziel. Es wäre niemandem geholfen, wenn das neu überlegte Mobilitätskonzept genau so in dem Verkehrschaos stecken, wie die Fahrzeuge die vielleicht aktuell zu viel sind. Kreisverkehre und eine smarte Ampelschaltung könnten hier schon viel Abhilfe schaffen, darüber hinaus wäre eine Gemeinschaftliche Bauabschnittsplanung für den Oberbergischen Kreis gleichermaßen ratsam!

, 21.11.2023, 15:54 Uhr
2

"Auch wenn das Auto für die Oberberger immer wichtig bleiben wird...."

Selbstverständlich! Was sonst? Weiter so! Was soll das überhaupt sein: Klimazerstörung? Freie Fahrt für das Auto! Das geht einfach nicht anders! Da müssen zukünftige Generationen eben sehen, wie sie mit der Erderhitzung klar kommen, wenn es die überhaupt gibt! - SARKASMUS -

Cornelia Lang, 22.11.2023, 09:26 Uhr
3

Ein sehr gutes Beispiel sind die stillgelegten Haltestellen an der Westtangente. Zum Beispiel in Steinenbrück an der Fußgängerbrücke. Von dort wären schnelle Busverbindungen Richtung Wiehl und Dieringhausen/Engelskirchen/Overath möglich. In die andere Fahrtrichtung nach Marienheide.

stelau, 25.11.2023, 22:44 Uhr
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