POLITIK

„Ehrlich und authentisch sein!“

lw; 03.10.2020, 08:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung.
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„Ehrlich und authentisch sein!“

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lw; 03.10.2020, 08:00 Uhr
Bergneustadt – Der künftige Bürgermeister spricht im Interview über das Wahlergebnis und seine Ziele nach seinem Amtsantritt.

Von Lars Weber

 

Mit 63,5 Prozent der Stimmen ist Matthias Thul (CDU) am vergangenen Sonntag zum neuen Bürgermeister von Bergneustadt gewählt worden. Den SPD-Kandidaten Thomas Stamm ließ er dabei klar hinter sich. Trotzdem war nicht alles Gold, was glänzt. Die Wahlbeteiligung ließ mit 37,7 Prozent zu wünschen übrig. Über dieses Thema sprach Matthias Thul im Interview ebenso wie über Noch-Bürgermeister Wilfried Holberg, der im Moment noch sein Chef ist. Natürlich blickte der jetzige Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters auch auf seinen Amtsantritt und die Aufgaben, die vor ihm liegen.

 

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OA: Herr Thul, ein paar Tage sind seit der Wahl vergangen: Haben Sie schon alles realisiert?

Thul: Tatsächlich hat es einen Moment gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich ab dem 1. November Bürgermeister bin.

 

OA: Das Ergebnis war deutlich, die Wahlbeteiligung aber niedrig bei der Stichwahl: Woran machen Sie das fest, hat der endgültige Ausgang die Bergneustädter nicht mehr interessiert?

Thul: Die Wahlbeteiligung von nur etwas mehr als 37 Prozent ist außerordentlich bedauerlich. Es hilft auch nicht darauf zu verweisen, dass dies ein landesweites Phänomen ist. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Corona ist ein Teil der Erklärung, allgemeines Desinteresse vielleicht ein anderer Teil. Auch die Parteien mit ihren Kandidaten müssen sich fragen, warum ihre Botschaften und Inhalte im ersten und im zweiten Wahlgang nicht alle Bürger in der Art erreicht haben, dass deutlich mehr zur Wahl gehen.

 

OA: Wie können Parteien und auch die Verwaltung das ändern?

Thul: Das Mittel, um hier Interesse zu steigern, ist die Kommunikation zu den Inhalten. Daher setze ich darauf, dass Politik und Verwaltung zukünftig noch breiter informieren und darüber hinaus echte Partizipation ermöglichen. Hierzu wird das Bürgerbeteiligungs-Portal ausgebaut, deutlich mehr Umfragen dort gestartet und auch die Präsenz in sozialen Medien seitens der Verwaltung verstärkt. Außerdem wird momentan innerhalb der Verwaltung geprüft, wie Kinder und Jugendliche an Entscheidungen teilhaben können, damit hier in Zukunft auch Interesse an politischen Entscheidungsprozessen geweckt wird.

 

OA: Was gibt es bis zum Amtsantritt für Sie zu erledigen, was passiert mit Ihrem jetzigen Posten?

Thul: Die Funktion des Allgemeinen Vertreters wird mit dem 1. November frei. Daher möchte ich eine vorübergehende Funktionsübertragung am 4. November in den neuen Rat bringen. Allerdings wird diese Stelle, wenn es nach meinen Vorstellungen geht, zeitnah öffentlich ausgeschrieben. Bis dahin gilt es, die Voraussetzungen für die papierlose Ratsarbeit zu schaffen, verschiedenste Projekte weiter zu bearbeiten und die Übergabe zwischen dem Bürgermeister und mir zu regeln. Die wird reibungslos funktionieren.

 

[Matthias Thul wartete am vergangenen Sonntag gemeinsam mit seinem Konkurrenten Thomas Stamm auf das Ergebnis der Stichwahl.]

 

OA: Sie haben eng mit Wilfried Holberg zusammengearbeitet, was konnten Sie von ihm lernen?

Thul: Bürgermeister Wilfried Holberg war nah dran an den Vereinen und den Bürgern. Das habe ich beobachtet und von ihm „gelernt“. Auch das unermüdliche Engagement in den Szenarien für die Innenstadt, Altstadt, die Gewerbegebiete und vieles mehr habe ich beobachtet und werde das weiterführen. Was ich konkret gelernt habe, ist schwierig zu beantworten. Das würde ja beinhalten, dass Fähigkeiten vorher nicht vorgelegen haben. Ich habe allerdings viel beobachtet und bin stark einbezogen worden. Da schaut man sich auch Dinge ab. Vor allem in der Kommunikation und in der Art, wie der Bürgermeister den Menschen Wertschätzung zeigte. Bei alle dem hat sich gezeigt, dass vor allem steht: Ehrlich und authentisch sein!

 

OA: Sie kennen die Verwaltung und die Abläufe, es kann also sofort losgehen im November. Was wollen Sie als erstes anpacken?

Thul: Es gibt derzeit einige Digitalisierungsprozesse, die kurz vor dem Abschluss stehen. Hier möchte ich im November schon deutliche Akzente setzten. Außerdem steht die E-Bike-Verleihstation im Fokus, damit auch dieses Jahr die Baumaßnahmen mindestens begonnen, hoffentlich schon abgeschlossen werden können. Ziel ist die vollständige Inbetriebnahme im Frühjahr. Die Einstellung des Klimaschutzmanagers steht ebenfalls an. Sofern der Rat dieses Ansinnen unterstützt und beschließt, sind hier Förderanträge zu stellen und Stellenausschreibungen zu fertigen. Dann wird es im November auch darum gehen, für das geplante Gewerbegebiet Dreiort in Vertragsverhandlungen einzusteigen.

 

OA: Zum Schluss ein kurzer Blick in die Glaskugel in das Bergneustadt in fünf Jahren. Warum wird dort gerne gelebt und gearbeitet?

Thul: … weil hier Fachkräfte wohnen, weil es hier lebenswert ist, weil wir ein gutes Miteinander leben.

 

OA: Wie sehen die Stadtfinanzen aus?

Thul: ... deutlich besser als heute. Wir müssen es schaffen, dass die städtischen Einnahmen dauerhaft ausreichen, um die Ausgaben zu decken und darüber hinaus wieder Spielraum für sogenannte „freiwillige Aufgaben der Stadt“ haben.

 

OA: Wie hoch ist die Grundsteuer?

Thul: Deutlich niedriger als heute!

KOMMENTARE

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Politik ist einfach nicht ehrlich, und da müssen sie ansetzen. Wenn sie jetzt schon sagen das ihr Vorgänger ehrlich und authentisch und buergernah war, bereue ich es schon jetzt sie gewählt zu haben. Das bedeutet ja das PPP weitergeht. Politik muss für den Bürger wieder attraktiv gemacht und kommunikativ gemacht werden, da geb ich ihnen Recht und sehe Ansätze, aber das Rathaus muss auch wieder offener für die Bürger gemacht werden und eingezogene Arroganz abgelegt werden. Meiner Meinung nach muss der Bürgermeister buergernah sein und weniger selbstverliebt auf Show aus sein.
Bindet die Bürger ein, denn die Stadt hat viel zu bieten.

, 03.10.2020, 14:03 Uhr
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