POLITIK

336: Vom Problemkind zur Vorzeigelinie?

Red; 22.11.2023, 10:03 Uhr
Foto: Leif Schmittgen.
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336: Vom Problemkind zur Vorzeigelinie?

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Red; 22.11.2023, 10:03 Uhr
Oberberg – Strecke wird komplett überarbeitet – Mehr Verlässlichkeit ein Ziel – Personalmangel verhindert schnelle Umsetzung der Pläne.

Von Lars Weber

 

Groß war die Freude beim Oberbergischen Kreis und der OVAG, als zu Beginn des Jahres verkündet wurde, dass aus dem Förderprogramm „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur innerhalb von drei Jahren mehr als zehn Millionen Euro in den Oberbergischen Kreis fließen werden. Ein besserer ÖPNV führt zu weniger CO2-Emmissionen, so die erhoffte Gleichung. Im Rahmen von „OFT! – Oberberg fährt im Takt!“ (OA berichtete), so tauften Kreis und OVAG das Programm, bildet die Neustrukturierung der Linie 336 von Gummersbach nach Remscheid-Lennep einen Schwerpunkt. Im Kreisentwicklungsausschuss sind die Pläne nun erstmals vorgestellt worden. Klar ist schon jetzt, dass der aktuelle Busfahrermangel auf das Projekt Auswirkungen haben wird. Die Verbesserungen werden wohl nur nach und nach umzusetzen sein.

 

Null Konstanz attestierten Christoph Marquardt (Fachbüro Mobile Zeiten aus Oldenburg) und Herbert Eidam (Planungsbüro VIA aus Köln) der bisherigen Linie 336. Die Linie sei aufgrund ihrer Länge ohnehin betrieblich schwierig. Momentan gebe es keine klare Vertaktung, stattdessen fährt sie zu vielen unterschiedlichen Zeiten und auch über den genauen Linienweg sollten sich Fahrgäste vorher genau informieren, da er einige Lücken aufweist. Vor allem auf die Bedürfnisse der Schüler sei der Plan zugeschnitten. Ein großes Problem seien viele Verspätungen im Verlauf der langen Linie. Das Ziel sei, die 336 endlich auch für andere Fahrgäste attraktiv zu machen – und das soll mit einem Taktfahrplan mit punktuellen Abweichungen im Schülerverkehr erreicht werden.

 

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Betrachtet und analysiert wurde aber nicht nur die Struktur und die Probleme der Linie 336, sondern der gesamte Linienkorridor, den die 336 von Gummersbach aus über Marienheide und Wipperfürth und Hückeswagen bis hin nach Remscheid-Lennep bedient. Zentral sind dabei zum Beispiel die Zug-Anschlüsse in Marienheide an die RB25 oder in Remscheid-Lennep Richtung Wuppertal, Solingen und Düsseldorf, aber auch wichtige Busverbindungen, zum Beispiel von Wipperfürth nach Lindlar. Die 336 weise demnach eine sehr komplexe Knotenstruktur mit vielfältigen zu berücksichtigen Anschlüssen auf.

 

Auf der Suche nach Lösungen schied ein Schnellbus aus. Aufgrund der Linienführung könnte dieser in der Theorie gerade mal bis zu acht Minuten schneller am Ziel sein. Wirklich zügiger wären die Fahrgäste nur, wenn wichtige Haltestellen wegfielen und mehr auf Bundesstraßen und Ortsumfahrungen gesetzt werden würde. Eine Aufteilung der Linie hätte ebenfalls eher den Effekt, dass sich die Fahrgäste abwenden würden, da die Fahrgastströme sich über den gesamten Linienweg überlappen. Bedeutet: Wenn die Linie unterbrochen werde und die Menschen müssten umsteigen, um weiterzukommen, verliere die Linie eher an Attraktivität.

 

Stattdessen sollen der Linie nun realistische Pufferzeiten an zentralen Haltestellen verpasst werden, sodass die Pünktlichkeit signifikant erhöht werden kann, was weiter dazu führen soll, dass die Fahrgäste auch ihre Anschlüsse erreichen. Ganz nebenbei wird so auch von den Fahrern Druck genommen. Die höchste Nachfrage auf der Strecke geben es zwischen Gummersbach und Hückeswagen, weshalb dort ein 30-Minuten-Takt angestrebt werde.

 

Drei verschiedene Varianten haben die Planer erarbeitet: zwei mit dem Knoten Marienheide im Mittelpunkt, eine mit dem Knoten Wipperfürth. Letztere Variante würde bedeuten, dass ein Bahnanschluss an die RB25 nur noch über Gummersbach möglich sei. Der Ausschuss befürwortete auch deshalb – wie die Planer, der Kreis und die OVAG auch - die Variante 1a.   Sie beinhaltet unter anderem den Anschluss an die RB25 in Marienheide und den RE47 in Remscheid-Lennep. Zudem soll ein langsamer und ein schneller Bus zwischen Gummersbach und Marienheide verkehren, der langsamere bildet als 322 die stündliche Direktverbindung nach Müllenbach. Angebunden werden soll zudem das Gebiet Talbecke-Niedernhagen mit der Linie 367.

 

Bis der 30-Minuten-Takt erreicht wird, dauert es aber noch. Dafür müssen die personellen Voraussetzungen bei der OVAG geschaffen werden. Ein solch enger Takt sei momentan nicht zu schaffen. Deshalb soll bis Sommer 2024 zumindest der bestehende Fahrplan im 60-Minuten-Takt-Raster optimiert werden und anschließend auch aktiv werden. Der Rest der Planung solle dann sukzessive umgesetzt werden.

KOMMENTARE

1

Wie schon beschrieben ist die Strecke für den Bus zu lang. Es gab mal eine Alternative auf der Schiene. Von Gummersbach über Wipperfürth nach Remscheid Lennep. Hier sieht man mal wieder was eine fehlgeleitete Verkehrspolitik für Auswirkungen hat. Eine Busverbindung auf einer solchen Distanz ist nicht attraktiv, egal wie man sie vertaktet. Eine Reaktivierung der Bahn wird aufgrund der kurzsichtigen Stadtplanung einiger Städte auch nicht mehr möglich sein, da die Trasse teilweise schon überbaut ist. Dafür herzlichen Dank an die Verkehrspolitiker.

Gast, 22.11.2023, 13:31 Uhr
2

Eine Anpassung an die jeweiligen Schulzeiten wäre mal was. Das ist zum Beispiel in Wipperfürth am EvB absolut schlecht gelöst.

A.S., 22.11.2023, 15:48 Uhr
3

Der "Gast" spricht mir aus der Seele.
Was waren die Wipperfürther seinerzeit stolz, als der damalige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke die Empfehlung aussprach einen Antrag auf Entwidmung der Trasse zu stellen.
Gruß
Walter Mutz

Walter Mutz, 23.11.2023, 07:15 Uhr
4

Wenn die Linie mal fahren würde wäre ja schon viel erreicht. Erst heute morgen wieder musste ich die kinder an der Haltestelle abholen im sie dann selbst in die schule zu fahren. Unterwegs sah ich viele Eltern die das gleiche gemacht haben.
Es kann doch nicht sein das busse zur schulzeit ausfallen und die kinder dann blöd da stehen. Auch die ständig überfüllten busse sind nicht tragbar.

Paula, 23.11.2023, 08:16 Uhr
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