OBERBERGISCHER KREIS

Kaum noch Fahrten im Oberbergischen

ls; 26.03.2020, 20:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung (Titelfoto, Text 1) /Julian Kurtz (2) --- Dort wo sonst Taxis auf Fahrgäste warten, , herscht dieser Tage gähnende Leere.
OBERBERGISCHER KREIS

Kaum noch Fahrten im Oberbergischen

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ls; 26.03.2020, 20:00 Uhr
Oberberg – OA hat sich nach der Lage von Taxi- und Mietwagenunternehmen erkundigt - Die Lage ist prekär, Firmen befinden sich in extrem schwieriger Situation.

Von Leif Schmittgen

 

Die schwierige wirtschaftliche Situation während der Coronakrise schlägt sich auch bei den Oberbergischen Taxi- und Mietwagenunternehmen nieder: Über die prekäre Lage sprach OA mit zwei betroffenen Branchenkennern.

 

Taxi Lang

 

Roger Lang betreibt ein großes Taxi- und Schülerfahrtenunternehmen in Nümbrecht und bietet in vielen Oberbergischen Kommunen seine Fahrten an. Er ist verantwortlich für rund 320 Mitarbeiter, um dessen Existenz er sich sorgt. „Für die festangestellten Kollegen habe ich bereits in der vergangenen Woche Kurzarbeitergeld beantragt“, berichtet er. Viele der Minijobber musste er schon freistellen. Wie alle Taxiunternehmer ist Lang dazu verpflichtet, den ständigen Betrieb aufrecht zu erhalten. Und genau das macht er auch, allerdings in „absoluter Notbesetzung“.

 

Sind beispielsweise in „normalen Nächten“ vier bis fünf Fahrer unterwegs, ist es derzeit ein Auto, das über die Oberbergischen Straßen rollt. „Ob die Fahrt dann auch tatsächlich stattfindet, wird im Einzelfall abgewogen“, berichtet Lang. Er freut sich über das große Verständnis seiner Kunden, dass nicht unbedingt notwendige Touren aus wirtschaftlichen Gründen auch ausfallen dürfen. „Sollte jemand nachts dringend zum Arzt müssen, fahren wir natürlich trotzdem“, betont der Taxiunternehmer und appelliert an seine Kunden, sogenannte nächtliche Vergnügungsfahrten nicht anzutreten.

 

Auch das Gastronomiegeschäft findet fast nicht mehr statt. Schon jetzt verzeichnet er im Tagesgeschäft rund 75 Prozent Umsatzrückgang, bei den Nachtfahrten sind es sogar geschätzte 90 Prozent. Der meist mit Kleinbussen durchgeführte Schülerverkehr und der Transport von Menschen mit Behinderung sei selbstredend völlig zum Erliegen gekommen. „Viele Fahrzeuge habe ich bei der Versicherung bereits auf ruhend gestellt“, so Lang, der versucht zumindest einen kleinen Teil der laufenden Betriebskosten zu senken.
 

Mit Blick in die Zukunft schätzt Roger Lang, dass er den laufenden Betrieb in dieser Form noch bis Ende April aufrechterhalten kann. „Danach wird es schwierig“, meint er. Auch in Hinblick auf seine Mitarbeiter, hofft er auf schnelle und vor allem unbürokratische Hilfen aus der Politik. „Taxifahrer verdienen sowieso nicht allzu üppig und müssen durch das Kurzarbeitergeld weitere Einbußen in Kauf nehmen“, sorgt sich Lang nicht nur um die eigene Existenz.

 

StadtRuf

 

Andreas Fischer betreibt in Gummersbach das Mietwagenunternehmen „StadtRuf“ und hat sich mit seinen Mitarbeitern auf Krankenfahrten spezialisiert. „Viele Krankenkassen empfehlen den Patienten jetzt, mit dem eigenen Auto zum Behandlungsort zu fahren“, sagt Fischer. Wenige Dialysefahrten oder die Beförderung von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht hinters Steuer dürfen, bleiben ihm noch als Stammkunden erhalten.

 

Bereits jetzt – so schätzt der Unternehmer – bedeutet die Coronakrise für ihn einen Umsatzrückgang von etwa 70 Prozent. Zwölf Menschen, davon fünf in Festanstellung, beschäftigt er. Anders als Taxiunternehmen darf Fischer mit seinen Fahrzeugen keine „Laufkundschaft“, zum Beispiel von der Straße, aufnehmen. Es muss immer ein Auftrag von  der Zentrale zur Beförderung erfolgen, bevor ein Gast zusteigen darf. „Da die Gastronomie geschlossen ist, gibt es kaum noch Anrufe von Fahrgästen, die wir nach Hause bringen können“, beklagt Fischer – wie Roger Lang - in diesem Geschäftsbereich einen starken Auftragsrückgang.

 

Normalerweise seien seine Autos bis etwa 1 Uhr in der Nacht im Einsatz, nun ende die Schicht spätestens um 19 Uhr, berichtet Fischer. Der Unternehmer, der außerdem Inhaber eines Autohauses ist, sorgt sich um die wirtschaftliche Existenz seiner Betriebe. „Ich stehe in sozialer Verantwortung“, macht sich Andreas Fischer vor allem um die Minijobber Gedanken, die nun nicht mehr auf ihre Stunden kommen und zudem keine Trinkgelder mehr erhalten.

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KOMMENTARE

1

Ich finde die Information von Oberberg aktuell wirklich sehr gut

Peter Wondra, 27.03.2020, 09:44 Uhr
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