OBERBERGISCHER KREIS

Vor- und Nachteile der Hitzewelle

pn, ls; 26.06.2019, 18:30 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung (Titelfoto, Textfoto 4, Galerie)/Leif Schmittgen (Textfoto 1, 3)/Privat (Textfoto 2) --- In den Freibädern, wie in Bergneustadt, herrscht derzeit viel Betrieb, andere leiden unter der Hitze.
OBERBERGISCHER KREIS

Vor- und Nachteile der Hitzewelle

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pn, ls; 26.06.2019, 18:30 Uhr
Oberberg - Was gibt es bei der aktuellen Wetterlage zu beachten und wie geht man bei verschiedenen Institutionen mit der Hitze um? OA gibt einen Überblick.

Von Peter Notbohm und Leif Schmittgen

 

Die aktuelle Hitzewelle macht nicht nur dem Menschen zu schaffen, auch die Natur leidet derzeit, andere genießen die Sonne. OA hat sich bei verschiedenen Institutionen umgehört, die von der Wetterlage profitieren oder darunter leiden.

Deutsches Rotes Kreuz (DRK)

Die Sorgenfalten bei Hildegard Kranenberg, Assistentin des Vorstandes in der DRK Kreisgeschäftsstellein Gummersbach, werden angesichts der Hitzewelle größer. Sie rechnet, schaut sie auf die Zahlen von 2018, mit einem drastischen Einbruch bei den Blutspendezahlen. Im Vorjahr gab es einen Rückgang um acht Prozent. Um den befürchteten Rückgang möglichst  zu verhindern, werden derzeit die "Stammkunden" verstärkt zum Spenden des wertvollen Lebenssafts aufgerufen und über viele öffentliche Kanäle Werbung geschaltet. "Mehr können wir derzeit nicht tun", sagt Kranenberg. Der Blutspendedienst West befürchtet landesweit sogar einen Spenderrückgang von bis zu 25 Prozent und steuert - ebenfalls öffentlichkeitswirksam - gegen den befürchteten Trend.

 

Damit die ehrenamtlichen Helfer bei ihren (Rettungs-) Einsätzen keinen Kollaps erleiden, werden diese aufgefordert, möglichst viel zu trinken. "Kalte Flüssigkeiten regen das Schwitzen an. Besser sind lauwarme Getränke. Das gilt natürlich für alle", sagt die Expertin. Mindestens drei Liter seien Pflicht. Außerdem solle man flüssigkeitsreiche, leichte Kost zu sich nehmen.

 

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[Viele Bäume leiden derzeit unter "Hitzestress".]

 

Biologische Station Oberberg (BSO)

 

Der Agraringenieur Olaf Schriever von der Biologischen Station Oberberg
gewinnt der derzeitigen Wetterlage Positives, wie Negatives ab. Die großen
Wiesenflächen bereiten ihm Kopfschmerzen. "Dort ist es schon jetzt viel
Trockener als im vergangenen Jahr", hat Schriever bei Spaziergängen
festgestellt. Außerdem beobachtetet man viele Baumkronen, die nicht grün, sondern braun gen Himmel ragen.  Die Wurzeln bekommen nicht genügend
Wasser. "Die Bäume haben Hitzestress", beschreibt er die Situation, die sich aus seiner Sicht momentan auch nicht verbessern wird. Das bedeute zwar nicht den sofortigen Tod eines Baumes, allerdings geht er davon aus, "dass Einige auf der Strecke bleiben werden". Die aktuelle Situation trage zudem nicht zur Regeneration der Pflanzen bei. "Dafür müsste es mehrere Wochen durchregnen", wünscht sich der Experte "typisch Oberbergisches Wetter". Allerdings sieht er bei den Temperaturen jenseits der 30 Grad auch eine "Sonnenseite". "Durch das Klima vermehren sich die Insekten", sagt Schriever und vermutet besonders bei Hummeln und Bienen einen Populationsanstieg, der wiederum für mehr Bestäubung der
Pflanzen sorgen würde.

 

Tierheim Wipperfürth

 

[Die Hunde freuen sich über den kühlen Fliesenboden und viel Feuchtigkeit.]

 

Im Tierheim Wipperfürth herrscht dieser Tage weitestgehend Spaziergangs- und Ausgehverbot für die Hunde. „Sie sollen keinen Hitzeschlag bekommen“, sagt die Auszubildende zur Tierpflegerin, Alicia Bosbach. Auf dem kalten Fliesenboden im Zwinger geht es den Vierbeinern bestens. Auch bei den Katzen sorgen Bosbach und ihre Kollegen dafür, dass immer genügend Wasser für die Fellnasen vorhanden ist. Die Mitarbeiter haben einen Gang zurückgeschaltet: „Wir haben keine Klimaanlage. Deswegen machen wir ausnahmsweise etwas länger Pause“, sagt die Auszubildende mit einem Schmunzeln.

 

[Die ersten Ernten der Landwirte sind bereits "eingefahren".]

 

Landwirtschaftskammer

 

Während in Teilen Deutschlands die Landwirtschaft bereits von starken Ernteausfällen spricht und unter der Hitzewelle leidet, sieht es im Oberbergischen Kreis nach aktuellem Stand noch entspannt aus, wie Ursula Jandel auf Nachfrage mitteilt. „Die ersten beiden Ernten haben für Entspannung gesorgt“, berichtet die Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer für den Oberbergischen Kreis, Rheinisch-Bergischen Kreis und Mettmann. Besonders die Heuernte hätte für gute Futtervorräte in den oberbergischen Silos gesorgt. Zudem gebe die Qualität Anlass für zufriedene Gesichter.

 

„Wir erwarten noch zwei, vielleicht sogar drei weitere Ernten“, hofft Jandel weiter auf gute Quoten. Diese seien nach dem vergangenen Sommer allerdings auch notwendig. Die Futtervorräte wurden 2018 aufgebraucht und müssen nun neu aufgebaut werden. In der Regel sorgen Landwirte für ein Jahr vor. Aber auch der Mais wachse nach anfänglichen Problemen mit der Kälte mittlerweile sehr gut. Die vielen Niederschläge der ersten Jahreshälfte sowie die kurzen Regenphasen vor zwei Wochen hätten ihren Teil dazu beigetragen. Besonders der Weizen sei auf Flüssigkeit in den kommenden Wochen angewiesen, um weiter wachsen zu können. Im Gegensatz zu anderen Kommunen könne man im Oberbergischen Kreis insgesamt aber von einer entspannten Lage sprechen. „Ein paar Tage darf das schöne Wetter gerne noch anhalten, dann muss es aber regnen.

 

 

[Groß und Klein genießen derzeit das kühle Nass.]

 

Freibäder

 

Nutznießer der heißen Temperaturen sind die Freibäder: „Die Gäste rennen uns in den vergangenen drei Tagen die Bude ein“, berichtet Eberhard Klein vom Förderverein des Freibads Bielstein. Täglich über 1.000 Menschen hatten seitdem das Bad besucht. Besonders mittags suchen viele Jugendliche nach dem Schulschluss eine Abkühlung im kühlen Nass.

„Wir sind nicht traurig, wenn das Wetter weiter anhält“, schmunzelt Klein, der zudem froh ist, dass die Wiesen umliegenden Wiesen derzeit in perfektem Grün strahlen. Zufrieden mit den letzten Tagen ist auch die Sprecherin des Freibads Bergneustadt, Ilona Häck: „Seitdem es so heiß ist, wird unser Bad sehr gut besucht.“ Das große Schwimmbecken und die 85 Meter lange Rutsche hätten am Sonntag ebenfalls über 1.000 Besucher angelockt. Angeschafft hat man Sonnenschirme, um den Besuchern mehr Schatten zu bieten.

 

Feuerwehr

 

Nicht erst der Waldbrand zwischen Frömmersbach und Unnenberg zeigt, dass die derzeit herrschenden Temperaturen auch zur Gefahr für die hiesigen Wälder werden kann. Aktuell weist der Waldbrandindex des Deutschen Wetterdienstes die Gefährdungsstufe drei und damit die mittlere Gefahr für weite Teile von Nordrhein-Westfalen aus. Bis zum Wochenende wird dieser Wert im Kreisgebiet voraussichtlich auf Stufe vier (hohe Gefahr) klettern. „Das lässt uns aber noch keine speziellen Vorkehrrungen treffen“, sagt Kreisbrandmeister Wilfried Fischer. Die Feuerwehren seien im Ernstfall bestens aufgestellt und könnten bei bedarf auch in Nachbarkommunen aushelfen.

 

Bereits zu Jahresbeginn hatte der Kreisfeuerwehrverband sich mit der Landesbehörde „Wald und Holz“ abgestimmt, wo es zu Problemen mit der Wasserversorgung im Brandfall kommen könnte. Auch die Revierförster seien hierzu mit ins Boot geholt worden. Sollte die Lage kritischer werden, können zur Früherkennung "Waldbrandstreifen" eingesetzt werden, die entsprechenden Beobachtungsstellen besetzt werden oder Überwachungsflüge stattfinden.

 

Aber auch für Waldspaziergänger hat Fischer einen Rat: „Ab Stufe vier sollte man sehr wachsam sein. Bei vermeintlich auftretendem Rauch sollte lieber einmal mehr, als einmal zu wenig, der Notruf angerufen werden.“ Auch auf das bestehende Rauchverbot in Wäldern weist er eindringlich hin, Kippen sollen keinesfalls aus Autos geschmissen werden. Ebenfalls tabu ist offenes Feuer, Glasgefäße sollte man nirgends liegenlassen, da sie durch Reflektionen Feuer auslösen können.

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