OBERBERGISCHER KREIS

Archäologietour: Faszinierende Zeitreise ins Mittelalter

us; 10.10.2019, 18:25 Uhr
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Fotos: Ute Sommer --- Dr. Jens Berthold (v.l.), Dr. Erich Claßen und Alexandra Ziesché orientieren sich anhand des Grundriss-Plans auf dem Gelände des Adelsgeschlechtes "Derer von Bellinghausen".
OBERBERGISCHER KREIS

Archäologietour: Faszinierende Zeitreise ins Mittelalter

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us; 10.10.2019, 18:25 Uhr
Oberberg - Im Mittelpunkt der dritten LVR-Archäologietour stehen in diesem Jahr fünf sehenswerte Bodendenkmäler der Region - Erstmals mit dabei ist die Burg Bellinghausen bei Wiehl.

Von Ute Sommer

Am Sonntag, 20. Oktober, lädt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Bergisches Land, der biologischen Station Oberberg und dem Team der Aggertalhöhle Ründeroth, zwischen 10 und 18 Uhr, ein zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit der hiesigen Kulturlandschaft. Im Rahmen einer Busexkursion zum Bergbaugebiet Grube Silberkaule, zur Ründerother Aggertalhöhle, der Brüderstraße bei Nümbrecht-Marienberghausen und der Burgruine Neuenberg, bei Lindlar bieten Fachleute aus Paläontologie und Archäologie wissenswerte Fakten zu den im Mittelalter entstandenen Bodendenkmälern. In der Grube Silberkaule informieren Altertumsforscher über Schmelzplätze und die, anhand von Keramikfunden ins 13. Jahrhundert datierte, Bergknappensiedlung.

[Der 1929 angefertigte Grundriss der Burganlage zeigt Hauptburg, Torhaus, Schmiede und Stallungen umgeben von einer Mauer.]

Einblicke in Bildung, Geologie und Fossilien der 390 Millionen Jahre alten Aggertalhöhle geben vor Ort anwesende Paläontologen. Als Hohlwege haben Teile der mittelalterlichen Brüderstraße im Wald zwischen Marienberghausen und Nümbrecht überdauert und geben Zeugnis über deren Nutzung als Pilgerroute und Handelsstraße. Die Höhenburg Neuenberg bei Scheel aus dem 12./13. Jahrhundert repräsentiert als typische Burgruine ein stattliches Zeugnis mittelalterlicher Wehrtechnik. "Unser Anliegen ist es, Unbekanntes ans Licht zu holen, was der Laie so nicht erkennt, wenn er es nicht gezeigt bekommt", erläuterte Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, bei der Programmvorstellung bei Niederbellinghausen, das als fünfte Station der Archäologietour einen faszinierenden Höhepunkt zu bieten hat: Hier an Wiehls Stadtgrenze tritt bei der derzeitigen Ausgrabung der Burganlage des "Adelsgeschlechtes derer zu Bellinghausen" gerade Unbekanntes und Aufsehenerregendes zu Tage. Unter Leitung der Grabungstechnikerin Alexandra Ziesché haben Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege hier seit Ende September Teile von Befestigungen und Gebäuden der ehemaligen Wasserburg freigelegt.

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Bereits im Jahr 1929 stieß man auf der Suche nach Wasserquellen für die Gemeinde Bielstein auf Grundmauern einer Burganlage, die von Hermann Conrad, dem Gründer des Museums des Oberbergischen Landes, freigelegt wurden. Dem Grabungsleiter zu Folge bestand die Gesamtanlage aus einer 16 x 20 Meter großen Hauptburg mit drei Rundtürmen und einer Mauerstärke von 1,60 Metern, einem vorgelagerten Torhaus von fünf Quadratmetern Fläche, einer Vorburg mit zwei Gebäuden, sowie Schmiede und Stallungen, die allesamt von einer Umfassungsmauer gegen feindliche Angriffe geschützt waren. Außerhalb der Mauer befand sich ein Wirtschaftshof, dessen Existenz auch in historischen Überlieferungen belegt ist.

[Fundamente einer der drei Rundtürme, mit denen die Hauptburg gegen Angreifer bewehrt war.]

Zusammen mit seinen Helfern förderte Conrad seinerzeit Eisenteile, Waffen, Ketten, Schlösser und Keramikscherben ans Licht, doch sind die Artefakte und Originalunterlagen zu den Altgrabungen unauffindbar und nur durch mündliche Überlieferungen und Recherchen des Bergischen Geschichtsvereins bekannt. "Zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert war dieser herrschaftliche Adelssitz für die Mikroregion ein wichtiges Zentrum", stellte Dr. Jens Berthold als Leiter der LVR-Außenstelle Overath fest. Im Vergleich mit dem 1929 ausgefertigten Grundriss der Burg, zeigen sich im digitalen Geländemodell große Übereinstimmungen und Berthold hofft auf weitere Ausgrabungsfunde, die Rückschlüsse auf das Leben im Hochmittelalter zulassen. Ein gerade entdecktes Stück Bauholz wird gerade im Labor auf sein Alter untersucht. "Vielleicht können wir am 20. Oktober schon nähere Erkenntnisse weitergeben". Nach sorgfältiger wissenschaftlicher Dokumentation wird das faszinierende Bodendenkmal "Burgruine Bellinghausen" nach dem 20. Oktober wieder verfüllt, um es für künftige Generationen zu bewahren.

 

Weitere Informationen unter archaeologietour-bergischesland.lvr.de oder Tel.: 0 22 06/90 30 0.

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