OBERBERGISCHER KREIS
Einwohnerprognosen bereiten Bürgermeistern Sorgen
Oberberg - Die jüngst von IT.NRW herausgegebenen Schätzungen könnten negative Auswirkungen für die Region haben – Sinkenden Zahlen in der Statistik, wird Wachstum entgegengesetzt.
Von Leif Schmittgen
Wenn Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius auf die jüngst prognostizierten Einwohnerzahlen vom Statistischen Landesamt „IT. NRW“ schaut, bekommt er Kopfschmerzen. Denn was dort vorausgesagt wird, stimmt seiner Meinung nach, nicht mit der Realität in seiner Kommune überein. "Unsere Einwohnerzahl ist - zumindest in den kommenden fünf Jahren - steigend", ist sich das Gemeindeoberhaupt sicher. Aktuell leben in Nümbrecht 16.912 Einwohner, soweit stimmen die Werte noch überein. Eine Abweichung sieht der Bürgermeister aber in den Prognosen ab 2020.
Schon im kommenden Jahr geht die Schere auseinander: Ab dem kommenden Jahr stehen 16.859 Menschen (IT.NRW), 17.90 (Gemeinde) gegenüber. Redenius geht davon aus, dass die Bevölkerungszahl in Nümbrecht bis 2025 weiter ansteigt. "Alles darüber hinaus wäre Kaffeesatzleserei". Trotzdem widerspricht er den IT.NRW-Schätzungen von 16.074 Einwohnern im Jahr 2040, was einem Rückgang von knapp fünf Prozent entspräche. Er geht aufgrund der vorliegenden Zahlen von einer Stagnation oder einem minimalen Rückgang aus, allerdings nicht in dieser Höhe. Gefahr sieht der Bürgermeister vor allem für seine Gemeinde im Bereich der Flächennutzungsvergabeverfahren bei der Bezirksregierung. "Bei der Vergabe von Gewerbeflächen könnten wir leer ausgehen, weil wir als strukturschwach eingestuft werden", so Redenius.
Noch größer ist die Sorge beim Stadtchef von Gummersbach, Frank Helmenstein: „Hier geht es nicht um Eitelkeiten, wie viele Einwohner eine Stadt wirklich hat", betont er. Auch wenn die Zahl von 50.000 Menschen, Gummersbach den Titel "Mittelstadt" einbringe, hängt laut dem Stadtoberhaupt viel mehr daran. Zum Beispiel habe man in Gremien auf Landesebene weniger Mitspracherecht, aber auch die Finanzen bereiten dem Stadtoberhaupt Sorgen. Beim sozialen Wohnungsbau würde man weniger Tilgungszuschuss erhalten „Menschen sind auf der Suche, es gibt einfach zu wenig bezahlbaren Wohnraum“, weiß Helmenstein, der es absurd fände, wenn Gummersbach mittelfristig als „Leerraumkommune“ eingestuft würde.
Und auch bei der weiteren Stadtentwicklung sieht er Gefahrenpotenzial, durch die gestellten Voraussagungen. Schon die Ist-Zahlen klaffen in Gummersbach, anders als in Nümbrecht, weit auseinander, der Rathauschef spricht von rund 1.500 Einwohnern Differenz. Bei derzeit knapp über 50.000 Einwohnern, laut IT.NRW mit sinkender Tendenz, könnte das künftig das Zünglein an der Waage sein. Und Helmenstein hat auch einen Schuldigen für die Lücke ausgemacht: "Der Zensus von 2011, auf dem die aktuellen Zahlen beruhen, war einfach zu ungenau", bemängelt er, dass man damals nur etwa zehn Prozent der Menschen befragt habe. "Bei einer Volkszählung wären die Zahlen viel genauer gewesen", ist sich Helmenstein sicher.
Den sinkenden Prognosen setzt der Bürgermeister ganz klar den Städtebau der vergangenen 15 Jahren entgegen. „Meine Heimatstadt hat sich zu einem attraktiven Mittelzentrum, besonders für Familien entwickelt, nicht nur auf dem Steinmüllergelände". Hinzu würden etwa um die Hälfte günstigere Grundstückpreise - im Vergleich zur Rheinschiene - künftig deutlich mehr Menschen nach Gummersbach und die umliegenden Gemeinden ziehen. Somit geht er davon aus, dass die Bevölkerungszahl sogar ansteigt.
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