NüMBRECHT

Der Oberbergische Wald im Jahr 2050

us; 01.03.2020, 13:49 Uhr
Foto: Ute Sommer --- Konzentrierte, interdisziplinäre Fachkompetenz zur Frage der zukünftigen Waldbewirtschaftung: Dr. Mathias Niesar (v.l.), Heinz Kowalski, Prof. Dr. Carola Paul, Frank Herhaus (Umweltdezernent OBK), Eckhard Schulte, Jochen Hagt, Hans-Friedrich Hardt, Martin Schwarz, Frank-Christian Heute und Kay Boenig.
NüMBRECHT

Der Oberbergische Wald im Jahr 2050

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us; 01.03.2020, 13:49 Uhr
Nümbrecht - Beim Wald-Symposium "Fit für die Zukunft- Oberbergischer Wald im Jahr 2050" berieten Bürger, Akteure und Experten aus Forstwirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft über die Waldbewirtschaftung der Zukunft.

Von Ute Sommer

 

"Die Tatsache des Klimawandels ist unbestritten und seine Konsequenzen, bezüglich des oberbergischen Waldes, sind unübersehbar“, brachte Landrat Jochen Hagt die Herausforderungen für den Oberbergischen Wald auf den Punkt. Mit Hinweis auf großflächige Sturmschäden, die Dürre 2018, die Hitzeperiode 2019 und die daraus resultierende Borkenkäferplage, umriss er die immense Herausforderung, aufgrund derer der Kreis zur ersten Waldtagung in die Neue Orangerie nach Schloss Homburg geladen hatte.

 

Das hohe Schadholzaufkommen, niedrige Holzpreise und erheblicher Investitionsbedarf bei Wiederaufforstung würden zahlreiche Waldbewirtschaftende in eine existenzielle Krise stürzen. Als Waldeigentümer von rund 1.000 Hektar Wald sind auch 50 Prozent der Fichtenbestände des Oberbergische Kreises in erheblichem Maße geschädigt oder abgestorben. So bot sich mit der Veranstaltung im Rahmen des Programms "Klima-Umwelt-Natur Oberberg" für rund 200 Teilnehmende das Format, um mit Fachleuten unterschiedlichster Spezialgebiete über die Handlungsansätze zur Wiederaufforstung eines klimastabilen Waldes ins Gespräch zu kommen. In Kurz-Referaten analysierten Prof. Dr. Carola Paul (Forstökonomin, Universität Göttingen), Dr. Mathias Niesar, Martin Schwarz, Kay Boenig und Heiner Heile (alle Landesbetrieb Wald und Holz NRW), Hans Friedrich Hardt (Waldbauernverband NRW) Frank Christian Heute (Wildökologe), Heinz Kowalski (NABU-Landesverband NRW) und Eckhard Schulte (Forstwirtschaftliche Vereinigung Bergisches Land) den künftigen Waldumbau und die Rohstoffnutzung aus Sicht ihres jeweiligen Fachbereichs.

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Zur Halbzeit der Tagung bescheinigte Landrat Hagt der Diskussion konstruktive Emotionalität und dankte für die "Kennzeichnung der Konfliktlinien". "Die Gesamtentwicklung lässt in den nächsten Jahren einen drastischen Wandel des Landschaftsbildes in Oberberg erwarten", stimmte er mit den Fachleuten überein. Egal ob im Privatbesitz oder in staatlicher Hand, es gelte den Lebensraum Wald in ökonomischer, wie auch ökologischer Sicht für künftige Generationen zu erhalten und zu bewirtschaften. Angestrebtes Ziel sei die Schaffung eines klimaangepassten Erholungsraums, der wirtschaftlichen Ertrag bei gleichzeitig ökologischem Nutzen generiere. Dazu dient neben dem engen Austausch aller Betroffenen im Rahmen der Waldtagung auch die Einrichtung von Modellflächen im Kreiswald, die, wissenschaftlich begleitet, Lösungen zur zukunftsfähigen und nachhaltigen Wiederbewaldung liefern sollen.

Als Vertreter des Waldbauernverbandes NRW dankte Hans-Friedrich Hardt dem Kreis für die Organisation der Waldtagung, die Sorgen und Nöte der Waldbauern ernst nehme. Als Hindernisse für die Bewältigung der Klimawandelfolgen bezeichnete er die topografischen Besonderheiten des Oberbergischen, das keine einheitliche Waldbewirtschaftung zulasse, sowie die Kleinst-Privatwald-Besitzverhältnisse, mit deren Verkehrssicherungspflicht die Privatleute oft überfordert seien. In deren Sinne forderte er aktive Unterstützung von Kommunen und dem Landesbetrieb Straßen NRW, in Sachen Beampelung, Abholzung und Straßensperrungen.

Angesichts der hohen Schäden und des Handlungsdrucks für hunderte Kleinwald-Besitzer appellierte auch Kay Boenig für schnellere und unbürokratischen Hilfen seitens der Forstämter und des Landes. Zwar gebe es kein Patentrezept für die sukzessive Wiederaufforstung, aber der Risikostreuung müsse mit der Mischung von Baumarten, wie Buche, Eiche, Douglasie oder Küstentanne Rechnung getragen werden. Wegen des aktuellen Mangels an Jungpflanzen sollten die im Waldboden vorhandenen Nachwuchs-Ressourcen die Chance zum Aufwuchs erhalten. Zwar seien die NRW-Waldbestände überproportional vom Klimawandel betroffen, doch weigerte sich Heinz Kowalski vom "Waldsterben" zu reden. So habe sich die Nadelholz-Monokultur als falsch erwiesen, doch biete die jetzige Situation auch die Möglichkeit richtungsweisende Weichen für die Zukunft des Lebensraumes "Wald" zu stellen.

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