LOKALMIX

Zentimeter für Zentimeter: Tonnenschwere Eisenbahnbrücke ist an ihrem Platz

pn, mkj; 24.02.2024, 23:20 Uhr
Foto: Michael Kleinjung --- Die neue Eisenbahnbrücke in Loope wurde am Wochenende eingesetzt.
LOKALMIX

Zentimeter für Zentimeter: Tonnenschwere Eisenbahnbrücke ist an ihrem Platz

  • 0
pn, mkj; 24.02.2024, 23:20 Uhr
Engelskirchen – Die Sanierung der Bahnstrecke in Engelskirchen hat am Samstag einen Meilenstein genommen – Die neue Aggerbrücke wurde eingesetzt – Die RB 25 soll ab Anfang April wieder fahren.

Von Peter Notbohm

 

Schon die nackten Zahlen zeigen, dass es sich um ein Mammut-Projekt handelt. Etwa 53,5 Meter lang und 426 Tonnen schwer ist die neue Aggerbrücke im Engelskirchener Ortsteil Loope, über die ab Anfang April die RB 25 wieder in Richtung Köln fahren soll. Rund 750 Tonnen wiegt der Kran, mit dem das Bauwerk am Samstag Zentimeter für Zentimeter von den niederländischen Schwerlast- und Verschubexperten der Firma Wagenborg über die Agger gezogen wurde.

 

Zwischen sechs und zwölf Meter pro Stunde bewegte sich die Stabbogenbrücke in Richtung ihrer endgültigen Position, ehe sie final ausgerichtet und abgesenkt wurde. „Die Brücke und der Kran werden dabei immer wieder neu ausgerichtet“, erklärt Oberbauleiterin Jessica Kreiling – es geht um absolute Genauigkeit. Tags zuvor, am Freitag, war die tonnenschwere Stahlkonstruktion mit Hydrauliktechnik mittels Quer- und Längsverschub in Scheitelpunktlage gebracht worden.

 

WERBUNG

Auch für Projektleiter Daniel Barkling keine alltägliche Aufgabe: „Das wird eine der größten Eisenbahnbrücken im Aggertal. Für den Charakter der Strecke ist das eine große Brücke und vom Umfang her sind die Arbeiten aufwendig gewesen.“ Die Vorarbeiten zu dem Projekt, das laut Bahnangaben mindestens neun Millionen Euro gekostet hat, begannen bereits vor etwa sieben bis acht Jahren. Zahlreiche Gewerke sind in die Vorentwurfs- und Ausführungsplanungen involviert gewesen: von der Objektplanung, über die Tragwerksplanung und die Statik. Allein auf der Baustelle waren 20 bis 30 Bauarbeiter beschäftigt.

 

Ursprünglich sah der Zeitplan eine Erneuerung zwischen Juni und Oktober vor. Durch das Jahrhunderthochwasser mussten die Pläne aber noch einmal angepasst werden. Der Mittelpfeiler ist aus der Agger ersatzlos verschwunden, um einen höheren Durchfluss zu ermöglichen. Die vier Segmente der Brücke, die Hänger und der Gehweg wurden seit Mitte Oktober des vergangenen Jahres auf der benachbarten Montagefläche zusammengeschweißt. Das Bauwerk war bis vor etwa zwei Wochen noch komplett verhüllt, um den Korrosionsschutz sicherzustellen. Insgesamt wurden an der Baustelle neben den über 400 Tonnen Stahl auch rund 250 Kubikmeter Beton bewegt.

 

Ursprünglich sollten die Arbeiten schon am Donnerstag durchgeführt werden. Das Sturmtief 'Wencke' mit Orkanböen von bis zu 120 km/h hatte aber für eine zweitägige Verzögerung gesorgt. „Die statischen Berechnungen sind durchweg auf die Windgeschwindigkeit ausgerichtet. Ab Windgeschwindigkeiten von 9,2 Meter pro Sekunde fängt das Sicherheitsrisiko an“, erklärt Barkling. Der Kran schaltet sich ab 13,4 m/s automatisch ab. Für Donnerstag waren Windgeschwindigkeiten von etwa 22 m/s vorausgesagt worden. Für die Arbeiten benötigte man einen absehbaren Zeitraum, in dem man die Brücken bewegen kann, da sie auch am Kran nicht dauerhaft hängen durfte.

 

Für Tonwiedergabe bitte auf den entsprechenden Button im Video klicken.

 

Nachdem die Eisenbahnbrücke in ihre endgültige Lage gebracht worden war, musste die Verschubkonstruktion mit Radladern und Baggern zunächst weggebaut werden, ehe sie abgesenkt werden konnte. Nach dem Ausrichten wurden zudem die Lagersockel sofort vergossen. Die Brücke wird etwa 50 Zentimeter höher liegen als ihre Vorgängerin. Die Gleise mussten auf einer Länge von etwa 200 Metern in beiden Richtungen ebenfalls leicht angehoben werden. Diese und die weiteren Nacharbeiten und Rückbauarbeiten der Baustelle im Rahmen des Gleisbaus – auch an der Dickblech-Stahltrogbrücke an der Wohnwagensiedlung – sollen sich noch bis Ende März hinziehen. In Kalenderwoche 14 soll die Gleisbefahrbarkeit an die Deutsche Bahn gemeldet werden. Das Unternehmen geht nach jetzigem Stand davon aus, dass der Bahnverkehr auf der Strecke der RB 25 am 8. April wieder aufgenommen werden kann.

 

Begleitet wurden die finalen Bauarbeiten von zahlreichen Anwohnern und Schaulustigen, die bewaffnet mit Videokameras, Fotoapparaten und sogar Drohnen die Maßnahme vom Straßenrand verfolgten. Einen besonderen Beobachtungsspot hatte sich ein Paar direkt am Aggerufer ausgesucht, wo sie mit Campingstühlen einen besonderen Blick von unten auf die neue Brücke hatten. Auch der ansässige Frischemarkt Horsten hatte vorgesorgt und ein kleines Zelt für die vielen Schaulustigen aufgebaut, in dem Brückenbratwurst und Brückenbier verkauft wurden.

KOMMENTARE

0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG