Gummersbach - Beim THW Kiel will der VfL Gummersbach befreit aufspielen - Einsatz von Miro Schluroff noch fraglich - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

THW Kiel - VfL Gummersbach (Donnerstag, 19 Uhr).

 

Schon am 2. Spieltag der noch jungen Saison haben die Planer der Handball-Bundesliga einen besonderen Leckerbissen für alle Handballfans in petto. Am morgigen Donnerstagabend kommt es um 19 Uhr in der Kieler Wunderino Arena zur nächsten Neuauflage des Handballklassikers zwischen dem THW Kiel und dem VfL Gummersbach. „Wir freuen uns riesig auf dieses Spiel“, kann VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson seine Vorfreude kaum verbergen. Es sind nach wie vor die Duelle mit den absoluten Topteams der Liga, die dem isländischen Coach ein besonderes Lächeln ins Gesicht zaubern.

 

In Ehrfurcht erstarren wollen Gummersbachs Handballer zwar auch diese Saison nicht, dennoch hört man den Respekt, den Sigurdsson dem Rekordmeister entgegenbringt aus jedem Wort heraus. „Das ist der amtierende deutsche Meister, der einfach über einen unglaublichen Kader verfügt. Wir wollen dieses Spiel genießen“, sagt der VfL-Coach, hätte aber auch wenig dagegen einzuwenden, wenn sein Team in der Anfangsphase der Saison für die erste echte Sensation sorgen würde.

 

Die Kieler waren im Sommer zum Umbruch gezwungen: Mit dem Norweger Sander Sagosen (Kolstad IL) und dem wahrscheinlich weltbesten Torhüter Niklas Landin (Aalborg) verloren die Zebras zwei langjährige Aushängeschilder ihres Kaders. Auch Miha Zarabec (Plock), Yannick Fraatz (Bergischer HC) und Nachwuchstorwart Philip Saggau (TSV Altenholz) suchten sich neue Clubs. THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi war im Sommer aber keineswegs untätig und verpflichtete vier Spieler. Der langjährige französische Nationalkeeper Vincent Gerard kam von St. Raphael Var HB. Aufgrund seiner aktuellen Verletzung wird zudem das aus der eigenen Akademie hochgezogene Nachwuchstalent Magnus Bierfreund schneller Bundesligaluft schnuppern als gedacht.

 

Mit der Verpflichtung des Spaniers Eduardo Gurbindo reagierte der THW im August auf die personellen Probleme im rechten Rückraum, nachdem dort mit Steffen Weinhold und Herni Pabst zwei Spieler über mehrere Monate ausfallen. Der Königstransfer dürfte allerdings Elias Ellefsen á Skipagøtu sein. Der 21-jährige Fähringer kommt vom schwedischen Topteam IK Sävehof und dürfte vor einer großen Karriere stehen. Auch Sigurdsson, der den Spieler schon seit mehreren Jahren beobachtet, ist begeistert von dessen Talent und beschreibt ihn als unheimlich spielintelligent und brandgefährlich: „Er ist ein überragender Handballer, der nur noch besser wird. Im Prinzip kann er alles und ist auf dem Weg zur Weltklasse.“ In seinem ersten Ligaspiel erzielte „Skippy“, wie die Kieler ihn getauft haben, bereits sieben Tore aus acht Versuchen – die Liga staunte nicht schlecht.

 

Wie gut Kiel den Umbruch schon verkraftet hat? Im Supercup wurden die Rhein-Neckar Löwen mit 37:36 besiegt, zum Ligaauftakt war Aufsteiger Balingen bei der 25:36-Heimniederlage chancenlos, obwohl Trainer Filip Jicha mit Hendrik Pekeler (Fersen-Operation), Steffen Weinhold (Schulter-Operation), Sven Ehring (Kreuzbandriss) und den Neuzugängen Gérard (Adduktoren) sowie Gurbindo (muskuläre Verletzung im Oberschenkel) gleich auf fünf Spieler verzichten musste. „Bei ihnen fällt ein Weltklassespieler aus, dafür rückt ein anderer Weltklassespieler nach“, meint Sigurdsson.

 

Dass sein Team mit dem 30:27-Auftakterfolg gegen den TBV Lemgo Lippe nicht minder gut in die Saison gestartet ist, bezeichnet der Isländer als wichtig: „Die zwei Punkte geben uns ein gutes Gefühl, auch, dass wir vor unseren Fans so performt haben.“ Gleichzeitig sagt er aber auch, dass man die Anfangsnervosität doch ein wenig gespürt habe. Das habe man an unüblichen Ballverlusten, aber auch den drei verworfenen Siebenmetern vor der Pause gemerkt. Eine Sonderschicht Strafwürfe gab es unter der Woche übrigens nicht: „Das machen wir ohnehin vor jedem Training.“

 

Lobende Worte fand er vor allem für seine Defensive: „Wir waren geduldig und haben gegen einen routinierten Gegner wie Lemgo viele Bälle gewonnen. Da muss ich dann auch mal zufrieden sein. Schließlich hatten wir nach der Pause ein überragendes Tempospiel in der zweiten Welle.“

 

An die Kieler Förde wird Gummersbach bereits heute reisen. Ob dann auch Miro Schluroff im Bus sitzen wird, war noch unklar. Der Shooter ist unter der Woche zwar wieder ins Training eingestiegen, endgültige Gewissheit wird aber erst das Abschlusstraining, verriet Sigurdsson am Dienstag: „Ich werde mit unseren Ärzten und Physios sprechen. Am Ende müssen wir abwarten, wie sein Körper auf die Belastung reagiert.“ Für Ersatz wäre gesorgt: Bei einem Ausfall Schluroffs würde Moritz Köster erneut im Kader stehen.