BLAULICHT
Kontrollen zum Schulbeginn: „Das Problem sind nicht die Kinder“
Oberberg – In Wegescheid hat die Polizei heute viele Fahrer aus dem Verkehr gezogen – Zusammen mit Schulkindern und Landrat Jochen Hagt haben sie zum Schulanfang zu mehr Vorsicht im Straßenverkehr aufgerufen.
Wenn man von der Polizei aus dem Verkehr gezogen wird, dann kann einem das Herz schon mal in die Hose rutschen. So ist es am Morgen wohl auch dem ein oder anderen Autofahrer in Gummersbach-Wegescheid ergangen, als er an der dortigen Kreuzung herausgewunken worden ist. „Ruhig atmen! Sie haben nichts falsch gemacht!“, riefen die Polizistinnen einigen Fahren zu, ehe sie mit den Hauptakteuren der Aktion zu den gestoppten Fahrzeugen gingen. Ausgestattet mit gelben Warnwesten waren es Kinder, die dann mit den Fahrern sprachen und sie – anlässlich des Schulbeginns – darum gebeten haben, vorsichtig zu fahren.
Die Aktion ist nicht neu, sondern findet schon seit vielen Jahrzehnten zum Schuljahresbeginn im Oberbergischen statt. Mit dabei war in diesem Jahr auch wieder Landrat Jochen Hagt. Er dachte dabei insbesondere an die i-Dötzchen, die nun erstmal daran gewöhnt werden müssen, ihren Schulweg sicher zu bewältigen: „Das ist für sie eine neue Situation. Die Kinder können Geschwindigkeit und Abstände noch nicht richtig einschätzen. Sie haben ein eingeschränktes Sichtfeld und reagieren oft spontan.“ Umso wichtiger ist es, dass die Menschen, die hinter den Steuern sitzen, dafür sensibilisiert werden und Rücksicht nehmen.
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[Ole (7) und Alaric (8) haben heute unter anderem mit Silvia Töpfer (r.) gesprochen.]
Die Polizei setzt die „Schulbeginnaktion“ zusammen mit der Verkehrswacht, der Kreisverwaltung und den Schulen um. An verschiedenen Kontrollstellen wird die Polizei heute und morgen gemeinsam mit Schulkindern präsent sein. Kreisweit soll es rund 600 Ansprachen geben, sagte Marc Coroly, der seit einigen Wochen die Dienststelle „Verkehrsunfallprävention“ leitet. Danach will die Polizei weiter verstärkt in der Nähe von Schulen kontrollieren. Dass man beim Fahren in Gedanken ist, kann schnell passieren – aber auch, dass man dabei einen (gravierenden) Fehler macht. Umso wichtiger sei die Aktion mit den Kindern, sagte Coroly: „Das bringt die Leute zum Nachdenken und ist nachhaltiger.“
Laut Landrat Jochen Hagt gab es im vergangenen Jahr insgesamt vier Schulwegsunfälle: „Jeder einzelne ist schlimm und tragisch. Aber es zeigt auch, dass die Arbeit der Verkehrsunfallprävention Früchte trägt.“ Doch die Verkehrserziehung beginnt nicht erst mit der Einschulung, sondern bereits im Kindergarten, sagte Ingo Sauerbier. „Die Kinder lernen: erst wenn alle vier Räder stehen, dann darf man gehen“, erzählte der Vorsitzende der Verkehrswacht Oberberg. Wichtig ist laut Sauerbier auch, nicht in Eile zu geraten, sondern sich lieber fünf Minuten früher auf den Weg zu machen. Aber „das Problem sind nicht die Kinder; es sind die Eltern, die [zum Beispiel] sagen: ‚Komm, wir gehen noch schnell rüber.‘“
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[Linda und Adam (beide 8) durften sogar in das Führerhaus eines Lastwagens klettern, um mit dem Fahrer zu sprechen.]
In Wegescheid haben heute 20 Drittklässler der Gemeinschaftsgrundschule Hülsenbusch an der Aktion teilgenommen. Unterstützt wurden sie dabei von Oberkommissarin Daniela Kindel und den Hauptkommissarinnen Ina Beyenburg und Kerstin Schinkovski. Mit dabei waren unter anderem Ole (7) und Alaric (8). Die beiden hatten richtig Spaß bei der Aktion, suchten sich die Autos aus, die ihnen am besten gefielen. Nach zwei BMW sollte es ein weißer Audi werden. Die beiden warteten vergeblich, pickten sich dann aber einen großen Mercedes heraus. „Heute werden viele Kinder eingeschult. Bitte fahren Sie vorsichtig“, sagten sie dem Fahrer. Zur Erinnerung gaben sie ihm dann noch ein kleines Foto von einem Schulkind mit, auf dem steht: „Pass bitte auf mich auf!“
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