JUNGE LEUTE
Schüler fühlen (fast) allen Kandidaten auf den Zahn
Waldbröl – Bürgermeisterin Larissa Weber und Vertreter der kandidierenden Parteien und der Wählergemeinschaft stellten sich rund 350 Gesamtschülerinnen und -schülern – AfD-Kandidat erschien nicht.
Von Lars Weber
Für Schulleiterin Kirsten Wallbaum-Buchholz ist es eine der wichtigsten Veranstaltungen, die die Gesamtschule Waldbröl zu bieten hat: Die Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl am Sonntag. Rund 350 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen und der Oberstufe hatten sich dafür am Montagmittag in der Aula zusammengefunden, um Bürgermeisterin Larissa Weber – bei der Wahl ohne Gegenkandidaten – und Vertretern der kandidierenden Parteien auf den Zahn zu fühlen. Eingeladen waren CDU, SPD, Grüne, FDP, UWG und auch die AfD, die in Waldbröl nach der Wahl aller Voraussicht nach erstmals in den Stadtrat einziehen wird. Doch während Martin Wagner (CDU), Sascha Strutz (SPD), Roger Helzer (UWG), Sebastian Diener (FDP) und Bojan Radonic (Grüne) pünktlich zur Runde mit Schülersprecher Philipp Pulster und Lehrer Andreas Dohm erschienen, blieb der Stuhl von AfD-Kandidat Lucas Wingchen leer. Erst im Laufe der Veranstaltung erreichte Moderator Dohm eine Absage.
So bleiben die angestammten Parteien im Stadtrat noch einmal unter sich. Man kennt sich und arbeitet teils schon viele Jahre in den politischen Gremien miteinander. Einzig Bojan Radonic ist noch nicht lange Mitglied der Grünen und stellt sich erstmals zur Wahl – auf dem Podium war davon aber kaum etwas zu merken. Die Atmosphäre der Diskussion und die Kommunikation mit Bürgermeisterin Larissa Weber, die von sämtlichen vertretenden Parteien unterstützt wird, ist freundlich und produktiv – ähnlich wie (meistens) auch im Rat.
Die Bürgermeisterin durfte sich als erste dem Plenum vorstellen. Neben den gut vorbereiteten Pulster und Dohm durften natürlich auch die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen, entweder selbst oder sie notierten ihre Anliegen und übergaben an Alisa Beumer und Lilly Marie Sophie Kratz, die mit ihrem Mikro einige Meter machte an diesem Nachmittag. Viele von den anwesenden Jugendlichen werden am Sonntag das erste Mal ihre Stimme abgeben.
Weber gab den Schülerinnen und Schülern einen kurzen Crashkurs in Sachen Kommunalwahl und erklärte, wofür die Stadt und wofür der Kreis zuständig seien. Sie freute sich, dass unter anderem mit dem neuen Skatepark an der Klus oder auch dem neuen Parcours auf dem Merkurareal gerade erst einige Projekte ihren Abschluss gefunden haben, die die Jugendlichen durch ihren Input auch maßgeblich mitentwickelt hätten. In den kommenden fünf Jahren soll es auf dem Merkurareal weitergehen, weitere Radwege gebaut, im neuen Industriegebiet Hermesdorf III neue Arbeitsplätze geschaffen und im kommenden Jahr der Busbahnhof angepackt werden.
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[Larissa Weber erzählte, was die nächsten fünf Jahre in Waldbröl geplant ist.]
Die Schülerinnen und Schüler interessierten sich vor allem für die Entwicklungen an ihrem Schulzentrum. Weber erklärte ihnen das Ziel hinter der Schulstraße, die nach den Herbstferien eingerichtet wird, die zur Verkehrssicherheit rund um die Schulen beitragen soll. Sie erläuterte, dass die Stadt auf Förderpakete vom Land hoffe, um die Schulen bei der Anschaffung von Tablets unterstützen zu können, und dass jedes Jahr fünf Millionen Euro von der Stadt in die Schulen investiert werden für die Unterhaltung, neue Fachräume, die Schülerbeförderung und und und. Schulleiterin Wallbaum-Buchholz gab der Bürgermeisterin zudem auf den Weg, etwas gegen die Hitze in der Gesamtschule zu tun. An heißen Tagen sei es bereits vor 10 Uhr besonders im dritten Stock unerträglich.
Die Kandidaten Wagner, Strutz, Helzer, Diener und Radonic stellten sich zunächst vor, bevor es an die Fragen aus den Themengebieten Schule und Bildung, Freizeit und Jugendkultur sowie Verkehr und Mobilität ging. Besonders die Bus- und ÖPNV-Situation war von Interesse. Die Kandidaten mühten sich, Antworten zu geben, auch wenn hier nunmal der Kreis und die OVAG zuständig sind. Werbung machten sie aber für das neue On-Demand-Angebot des Waldbröler Bürgerbusses, das auch für junge Menschen interessant ist. Beim Thema Partizipation ermunterten die Kandidaten die Anwesenden, den Jugendbeirat stärker einzubeziehen und bei Themen und Vorschlägen auch selbst den direkten Kontakt zu den Parteien über Social Media zu suchen.
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[Die Kandidaten und die beiden Moderatoren (v.li.): Bojan Radonic (Grüne), Sascha Strutz (SPD), Roger Helzer (UWG), Schülersprecher Philipp Pulster, Lehrer Andreas Dohm, Sebastian Diener (FDP) und Martin Wagner (CDU).]
Weiter wünschen sich die Jugendlichen eine bessere Ausstattung des JUBS (in Trägerschaft des Internationalen Bunds), weitere Treffpunkte für Jugendliche (Wagner: „Wir haben das auf dem Ticket“) oder auch ein Kino. Letzteres wurde von den Kandidaten zwar als äußerst unwahrscheinlich bezeichnet. Sie verwiesen aber auf den neuen Veranstaltungsplatz auf dem Merkurareal, der dort noch entstehen wird oder auf die Möglichkeiten für Veranstaltungen wie Partys und Abifeiern in der geplanten neuen Markthalle.
Am Ende hofften alle Kandidaten, dass die jungen Wählerinnen und Wähler ihre Stimme am Sonntag nutzen werden. „Überdenkt gut, wen ihr am Sonntag wählt“, so Roger Helzer. Die Schüler entschieden mit, welche Richtung in Waldbröl die kommenden Jahre einschlagen wird. Ob die Diskussionen dann weiter so harmonisch geführt werden, wie an diesem Nachmittag, wird das Wahlergebnis zeigen.
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