LOKALMIX
Radreifenwechsel am Kraftprotz
Gummersbach – Im Lokschuppen im Eisenbahnmuseum wird derzeit eine 85 Jahre alte Dampflok der Baureihe 011104 auf Vordermann gebracht, die bundesweit unterwegs ist – In Dieringhausen sind die technischen Voraussetzungen für den Schnellzugriesen optimal.
Von Leif Schmittgen
Die ölbetriebene Dampflokomotive der Baureihe 011104 hat beeindruckende Modelmaße (siehe Kasten) und im Schuppen des Eisenbahnmuseums Dieringhausen - ihrer Größe wegen- einen Unterschlupf bekommen. Denn das ist hierzulande nicht mehr selbstverständlich, sind die meisten Wartungsanlagen für die historischen Dampfrösser doch längst Relikte der Vergangenheit.
Im ehemaligen Bahnbetriebswerk sind dagegen sogenannte Hebebockanlage, die für extreme Gewichte ausgelegt ist, vorhanden und auch die Deckenhöhe ist ausreichend, denn die Schnellzuglok wird bis zu zwei Meter in die Luft gehoben, um die Achsen zu demontieren. Das 85 Jahre alte Schätzchen bekommt turnusmäßig neue Radreifen. Auftragnehmer für diese Arbeiten ist Andreas Voll mit seiner Firma „Aggerbahn“.
[Mit Hebebockanlagen wird das Dampfross in den Schwebezustand versetzt.]
Der Wiehler hat die Immobilien vor gut drei Jahren gekauft (OA berichtete). Vor Ort ist auch Armin Schmolinske vom Verein „Faszination Dampf“, der bundesweit Fahrten mit der 011104 anbietet. Schmolinske wohnt in Hamburg, die weiteren etwa 15 Enthusiasten sind aber in ganz Deutschland verteilt. Er beschreibt auch das Wirken seines Vereins: „Wir sind ein Wanderzirkus und schlagen überall dort auf, wo wir angefragt werden." Schmolinkse unterstützt die Reparateure ehrenamtlich, kümmert sich vereinsintern unter anderem auch um den Verkauf von Fahrkarten und fotografiert als ehemaliger Profi die Ausfahrten des Kolosses. Rund eine Million Euro hatte der Verein in die 13-jährige Restaurierung investiert.
Sie wurde nach ihrer Ausmusterung 1975 bei der Deutschen Bundesbahn von einem Engländer gekauft und sovor der Verschrottung gerettet. In den 2000er-Jahren gelangte sie über Umwege in Vereinsbesitz und wurde seit 2008 restauriert. Aufgrund der hohen Investitionskosten habe das Fahrzeug erst einmal Geld „einfahren“ müssen, um den nun fälligen Radreifenwechsel zu finanzieren. Das geschah in den vergangenen zwei Jahren. „Das kostet mehrere 10.000 Euro“, so Schmolinske.
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[Die Dampflock hat sehr große Radreifen.]
Läuft alles glatt, soll der Kraftprotz Anfang September „aufgeachst“ werden und anschließend aus dem Lokschuppen auf die Strecke rollen. Am Samstag, 13. September, steht eine Fahrt vom Niederrhein an die Mosel mit Halt um 9:19 Uhr) in Köln-Süd an. Fahrkarten gibt es hier.
Zahlen und Fakten
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Baujahr: 1940
Gebaut von: BMAG, Berlin Wildau
Modernisierung mit neuem Kessel: 1954
Umbau auf Ölhauptfeuerung: 1957
Restaurierung: 2010 bis 2023
Gewicht: 177 Tonnen
Länge: 24 Meter
Höhe: 4,50 Meter
Wasservorrat: 38.000 Liter
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Leistung: 2.470 PS
Brennstoffverbrauch: 1.200 Liter/100 km
Wasserverbrauch: 250 Liter/Minute
Laufleistung: 4,2 Millionen Kilometer
Zuggewicht: 600 Tonnen
Historisches Einsatzgebiet: Bundesweiter Schnellzugdienst

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