BLAULICHT

Polizist hatte Bauchgefühl: Handyfotos führen zu mutmaßlichem Drogendealer

pn; 04.03.2023, 08:00 Uhr
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Foto: Peter Notbohm.
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Polizist hatte Bauchgefühl: Handyfotos führen zu mutmaßlichem Drogendealer

pn; 04.03.2023, 08:00 Uhr
Gummersbach – Vor dem Kölner Landgericht muss sich derzeit ein 26-jähriger Mann wegen bewaffneten Drogenhandels verantworten.

Von Peter Notbohm

 

Das gute Bauchgefühl eines Polizisten und vermutlich seine eigene Naivität haben dafür gesorgt, dass sich ein 26-jähriger Syrer nun wegen bewaffneten Drogenhandels vor dem Landgericht Köln verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft dem in Gummersbach lebenden Emre C. (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) vor, dass er neben 90,53 Gramm Marihuana auch eine PTB-Waffe und eine weitere Schreckschusspistole in seiner Wohnung hatte. Zudem fanden Beamte bei einer Hausdurchsuchung am 29. September des vergangenen Jahres auch einen Elektroschocker, ein Tierabwehrspray und ein Messer mit einer 14 Zentimeter langen Klinge. Das meiste soll unter seinem Bett versteckt gewesen sein, die Drogen lagerten in der Mikrowelle.

 

Der Gummersbacher stritt die Vorwürfe weitgehend ab. Lediglich den Besitz der beiden Pistolen und des Tierabwehrsprays räumte er ein. Das Cannabis und die restlichen gefährlichen Gegenstände würden einem Freund gehören, der tatsächlich mit Drogen handle und seine Wohnung als Zwischenlager nutze. So seien auch die Druckverschlusstüten und die Feinwaage zu erklären. Allerdings konnte er von dem vermeintlichen Freund nur einen recht geläufigen arabischen Vornamen nennen. Mehr habe er nie wissen wollen. Der Elektroschocker, der in einem Rucksack gefunden wurde, gehöre ebenfalls seinem Bekannten, genauso wie das Messer. Warum es unter seinem Bett lag, wo es allerdings nicht direkt griffbereit lagerte, konnte er sich nicht erklären.

 

Ebenfalls gefunden wurden zwei größere Geldbeträge (750 und 630 Euro). Die größere Summe sei das Geld, was er vom Oberbergischen Kreis zum Leben erhalten habe, die 630 Euro seien tatsächlich Drogengeld, das ebenfalls bei ihm gebunkert wurde, behauptete er. Eine fast schon logische Erklärung hatte er hingegen für das gefundene Potenzmittel in seinem Nachttisch: „Ich habe drei Freundinnen.“

 

Auf die Spur war die Polizei dem Mann durch eine Festnahme in Köln-Kalk gekommen. Im Rahmen eines Ladendiebstahls hatte ein Beamter sich auf sein Bauchgefühl verlassen und zwei nervös wirkende Passanten kontrolliert. Wie sich herausstellte, hielt sich einer der beiden Männer illegal in Deutschland auf und wurde daraufhin festgenommen. Bei einer Durchsuchung wurden zwei Handys bei ihm gefunden.

 

Einige Stunden später soll Emre C. mit dem zweiten Mann auf der Wache in Kalk aufgetaucht sein und laut dem Polizisten die Herausgabe eines der Handys gefordert haben, da es ihm gehöre. Auch hier verließ sich der Beamte allerdings auf seine Spürnase und ließ das Samsung-Gerät zunächst einmal entsperren. Bei der Sichtung einiger Fotos in der Galerie fand er Bilder von zwei Männern, die vermummt mit Waffen posierten, gegen einen Polizeiwagen urinierten und auf einem Bett umrundet von einer großen Menge Marihuana lagen. Anhand eines Tattoos habe er Emre C. als einen der beiden Männer identifizieren können und daraufhin die Durchsuchung der Wohnung in Gummersbach veranlasst, sagte der Polizist vor Gericht.

 

Für den Prozess sind zwei Verhandlungstage angesetzt. Bereits am Donnerstag soll das Urteil fallen. Bis dahin werden die Richter auch noch den Mann vorführen lassen, bei dem das Samsung-Handy in Köln-Kalk beschlagnahmt worden war. Er sitzt derzeit in der JVA Wuppertal und soll mehrere Alias und Pässe haben.

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