Bergneustadt - Die Feste feiert ihren 723. Stadtgeburtstag mit viel schmutziger Wäsche, einem neuen Stadtkommandanten und einem Umzug auf den Spuren der Gründungsväter - Dieter Kuxdorf erhält den Stadtdukaten.

Beim Höhepunkt des Bergneustädter Stadtgeburtstags, auf den sich die Bürger jedes Jahr besonders freuen, kam richtig Schwung in die Altstadt. Am „Losemundbrunnen“ gaben Minchen (Helga Sterling-Schmuck) und Jettchen (Antje Schnellenbach) als die „Waschweiber“ Tratsch und Klatsch über die Bergneustädter Obrigkeiten preis. Und das Duo hatte eine Menge „schmutziger Wäsche“ mitgebracht.

[Jettchen hatte sich schon mal ein passendes T-Shirt für die Cannabissause zugelegt.]

„Wie kommst du jetzt auf Lauterbach?“, fragte Minchen. „Hallo, der hat doch das Gesetz geändert wegen dem Cannabis und Bergneustadt springt direkt mit auf den Zug auf“, antwortet Jettchen. „Ich habe doch da was gelesen, um das Landschulheim ist schon alles gerodet für eine Cannabisplantage.“ – „Leider war das nur ein Aprilscherz. Dabei hätte das unser Vereinswesen dermaßen belebt, dass sich der Gartenbauverein vor lauter Anmeldungen nicht mehr hätte retten können.“  Viele weitere Sprüche ließen die Besucher schmunzeln.

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Es war ein wunderbarer Sonnentag am gestrigen 11. Mai, als in alter Tradition die Feierlichkeiten zum 723. Bergneustädter Stadtgeburtstag auf dem Hackenberg am Breslauer Platz begannen. Ein buntes Programm mit dem „Zirkus Orlando“ und weiteren Akteuren sorgten für ausgelassene Stimmung. An diesem Ort hatte sich der Legende nach am 13. Mai 1301, dem Servatius-Tag, der Droste Rutger von Altena mit seinen Mannen im Auftrag des Grafen Eberhard II. von der Mark versammelt, um hinunter zu dem Bergsporn zu ziehen, um dort die Stadtburg „Nyestadt“ zu gründen.

[Der Festumzug führte unter Kanonendonner auch an der neu errichteten "Pusteblume" am Kreisel am Deutschen Eck vorbei.]

Ein Festumzug folgte dem „Weg der Stadtgründer“ vom Berg hinunter in die historische Altstadt. Ein kleiner Schlenker führte noch an dem frisch erblühten Pusteblumenkreisel am Deutschen Eck vorbei. Just in dem Moment donnerte nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder die Kanone am Heimatmuseum. Gleich dreimal stieg dichter Rauch am Turm auf. „Der dritte Schuss ging nach Gummersbach“, rief jemand aus den Reihen des Bürgermeisters.

[In der Altstadt angekommen, begrüßte anschließend Bürgermeister Matthias Thul die Bergneustädter Bürger.]

Am Losemundbrunnen warteten die Bürger auf die Ankunft des Festzuges und den Beginn der Feierlichkeiten in der Altstadt. Begrüßt wurden die Besucher vom Vorsitzenden des Heimatvereins „Feste Neustadt“, Utz Walter, und Bürgermeister Matthias Thul. „Immer mehr Menschen ziehen in unsere schöne Stadt“, freute sich Thul. Die Verwaltung, die Politik und zahlreiche Ehrenamtliche seien damit beschäftigt, Bergneustadt schöner und vielfältiger zu machen und dabei gleichzeitig die guten Dinge zu bewahren, meinte der Bürgermeister. Er zog eine Bilanz des vergangenen Jahres zu den Baumaßnahmen in der "Neuen Mitte", der Altstadt und dem Talpark. Auch gab er einen Blick in die Zukunft. „In den nächsten Wochen werde ich den Kaufvertrag für das Extramarkt-Gelände unterschreiben und damit den ersten Schritt dahin gehen, diesen optischen Schandfleck zu beseitigen.“ Eine Mitteilung, die für viele Bürger neu war.

[Für Farbe und ein ausgelassene Karnevalsstimmung sorgte der Auftritt der „Belmicker Funkengarde“]

Als Überraschung betrat die stattliche Figur des seit 2001 amtierenden Stadtkommandanten Gerhard von Plettenberg (Bergneustadts Ehrenbürgermeister Gerhard Halbe) in traditionellen Gewändern gekleidet die Bühne. „Im Hinblick auf den 725. Geburtstag in zwei Jahren gab es auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger nur den einen Mann, der heute Bürgermeister ist“, erklärte der Amtmann und rief Matthias Thul, inzwischen ebenfalls entsprechend gekleidet, zu sich auf die Bühne. „Hiermit ernenne ich dich zum Amtmann über Stadt und das Amt Neustadt. So bekommst du ab heute den Namen Matthias Alf von der Leyen, Drost und Amtmann in Neustadt.“

[Ehrenbürgermeister Gerhard Halbe umgeben von Marketenderinnen.]

Umrahmt wurden die Feierlichkeiten von der Musikgruppe „Kurtzweyl“ mit Jürgen Körber, dem Spielweib Barbara Degener und dem Narren „Maxx“ Hoenow. Eine Diabolo-Vorführung und Feuershow des Zirkus Orlando hielt die Gäste in Atem und eine wahre Augenweide war der Auftritt der „Belmicker Funkengarde“.

[Dieter Kuxdorf (li.) wurde mit dem Stadtdukaten ausgezeichnet.]

Schließlich gab es noch die Verleihung des Stadtdukaten. „Das ist für viele hier einer der Höhepunkte des Stadtgeburtstages“, wurde der Bürgermeister förmlich. „Für mich ist es jedes Jahr eine ganz besondere Ehre, denn immerhin gibt es bislang keine größere Auszeichnung für die Verdienste um unsere geliebte Feste.“ Thul machte es spannend und gab kleine Hinweise auf den neuen Preisträger, der im Vorfeld nichts von seinem Glück wusste. Nach Anspielungen auf seine ehemaligen beruflichen Tätigkeiten und das Thema Sport, Gesang und Politik wurde schließlich deutlich, dass es sich um Dieter Kuxdorf handelte.

„Lieber Dieter Kuxdorf, du bist und du warst immer ein Streiter für Bergneustadt und hast unfassbar viel Zeit dafür gewidmet, dass Kinder und Jugendliche genauso wie Erwachsene die Möglichkeit haben, Sport zu treiben.“ Auch dass es über 6.000 Mitglieder in Bergneustädter Sportvereinen gibt, sei der Verdienst des ehemaligen Vorsitzenden des Stadtsportverbandes und des TV Bergneustadt.