LOKALMIX

"Ohne Lebensmittel geht es nicht"

pn; 29.03.2020, 15:00 Uhr
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Archivfoto: Michael Gauger.
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"Ohne Lebensmittel geht es nicht"

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pn; 29.03.2020, 15:00 Uhr
Oberberg - Einreiseverbot für Saisonarbeitskräfte in der Corona-Krise trifft die oberbergische Landwirtschaft nicht - Franz Bellinghausen, neuer Vorsitzender der Kreisbauernschaft, macht sich für regionale Produkte stark.

Von Peter Notbohm

 

Das wegen der Corona-Krise von Bundesinnenminister Horst Seehofer erlassene Einreiseverbot für Saisonarbeitskräfte bringt deutschlandweit viele Bauern und Landwirte an ihre Grenzen. Die oberbergischen landwirtschaftlichen Betriebe sind hiervon allerdings weniger betroffen. Obst- und Gemüseanbau findet aufgrund der natürlichen Begebenheiten kaum statt, die hiesige Landwirtschaft ist vom natürlichen Grünland geprägt und produziert vor allem Nahrung für die Milch- und Fleischwirtschaft. „Hier sind sind wir nicht in dieser Form auf ausländische Erntehelfer angewiesen, sondern können das über Lohnunternehmen regeln“, berichtet Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Oberberg. Problematischer sieht dies auf der anderen Rheinseite aus, wo es viele Obst- und Gemüseanbaubetriebe gibt und die Bauern von den Maßnahmen knallhart getroffen werden – gerade Spargelstecher werden momentan händeringend gesucht.

 

Rund 35.000 Hektar werden im Oberbergischen landwirtschaftlich genutzt, nur 2.600 Hektar sind Ackerland, die restlichen 32.400 Hektar werden als Grünland genutzt, um Futter für die knapp 20.000 Kühe und Rinder herzustellen. Überwiegend handelt es sich um Familienbetriebe, die mit wenigen Helfern auskommen. „Aber natürlich gibt es auch hier Arbeitsspitzen“, sagt der Kreisvorsitzende, der selbst einen Milchviehbetrieb mit 130 Hektar Land in Engelskirchen führt. Mit einer großen Erntekrise rechnet er im Oberbergischen nicht, die hiesigen Betriebe sind auf die kontinuierliche Arbeit eingespielt. Der regionale Hofladen spielt im Bergischen eine untergeordnete Rolle und es gibt kaum Direktverarbeitung: Milch wird von Molkereien aufgekauft, das Fleisch geht ebenfalls an Händler. Die Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus werden aber auch hier generell eingehalten.

 

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[Foto: RLV --- Franz Bellinghausen ist seit 27. Februar der Nachfolger von Helmut Dresbach im Amt des Vorsitzenden der Kreisbauernschaft Oberberg.]

 

Auf ein Umdenken in der Bevölkerung setzt Bellinghausen in Zeiten der Corona-Krise dennoch: „Ich hoffe, den Menschen wird bewusst, wie wichtig die Landwirtschaft ist und dass es ohne Lebensmittel nicht geht.“ Vor allem heimische und regionale Produkte müssten dringend gestärkt werden und seien ein wichtiger Faktor. Die zuletzt entfachte Diskussion, die Preise für den Endverbraucher noch weiter zu senken, sieht er mehr als kritisch: „Es darf nicht sein, dass wir permanent nach dem Motto 'Geiz ist geil' leben. Unsere Lebensmittel haben einen hohen Standard und eine hohe Qualität. Das ist auch seinen Preis wert.“ Aktuell würde der Verbraucher etwa 14 Prozent seines Einkommens für Nahrung ausgeben: „Das darf nicht weiter sinken!“

 

Die Bauern sorgen mit ihrer Arbeit aber auch für den Erhalt der Landschaft, was auch dem Naturschutz und der Artenerhaltung diene. „Unsere Kulturlandschaft ist erhaltenswert“, weiß Bellinghausen, wie sehr die Menschen – auch überregional – die Region schätzen und kritisiert in diesem Zusammenhang die neue Düngeverordnung, die den Vertragsnaturschutz erheblich gefährde. „Obwohl die Nitratbelastung des Grundwassers im Bergischen im absolut grünen Bereich liegt, werden wir unter Umständen gezwungen sein, Flächen aus dem Naturschutz zu nehmen und intensiver zu bewirtschaften. Das kann nicht gewollt sein“, plädiert er für eine Spezifizierung der Verordnung auf einzelne Regionen.

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