LOKALMIX

Impfnachfrage: In manchen Praxen bricht die Telefonleitung zusammen

lw; 19.05.2021, 14:45 Uhr
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Impfnachfrage: In manchen Praxen bricht die Telefonleitung zusammen

lw; 19.05.2021, 14:45 Uhr
Oberberg – Für Patienten ist es nicht einfach, sich einen Termin beim Hausarzt zu besorgen – Hausärzteverband fordert verlässliche Angaben zu Liefermengen.

Von Lars Weber

 

Die Impfkampagne in Deutschland läuft inzwischen auf Hochtouren. Immer mehr Personengruppen dürfen sich wahlweise im Impfzentrum oder den Hausärzten melden. Die Impfpriorisierung soll im Juni offiziell fallen. Rund läuft aber längst nicht alles, wie Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des Hausärzteverbands Oberberg und in Gummersbach niedergelassener Arzt, sagt. Während die Hausärzte einen entscheidenden Anteil zur Eindämmung der Pandemie leisten wollen, stellt sie die Situation aber auch vor einige Herausforderungen.  

 

Eine davon sei, allein alle Patientenanfragen zu beantworten. „Die Nachfrage ist gewaltig. In manchen Praxen ist sogar die Telefonleitung zusammengebrochen.“ Geduld ist also gefragt. Bei Dr. Krolewski läuft alles zum Thema Impfen deshalb nur noch über Mail, ein Luxus, den nicht jede Praxis leisten kann. Fälle aggressiven Verhaltens oder dass ein Kollege sich aufgrund des enormen Aufwands von der Aufgabe der Corona-Impfungen zurückgezogen hätte, um sich auf die Regelversorgung zu konzentrieren, seien ihm aber nicht bekannt im Oberbergischen.

 

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Dabei gebe es einige Dinge, die den Praxen das Leben erleichtern würden, meint Dr. Krolewski. „Die Angaben zu den Liefermengen der verschiedenen Impfstoffe sind sehr unzuverlässig.“ Er nennt ein Beispiel: „Bei mir in der Praxis gab es vor vier Wochen 36 Dosen Biontech, dazu bekam ich 100 Dosen AstraZeneca aus dem Impfzentrum. Diese Woche waren es nur sechs Dosen Biontech und gar keine von AstraZeneca.“ Die Nachfrage auf Grundlage einer verlässlichen Basis zu erfüllen, sei so gar nicht möglich. Zumal die Ärzte schon allein mit den hohen bürokratischen Hürden (Insgesamt 14 Blätter Formulare sind pro Impfung nötig) viel zu tun haben.

 

Das wurde auch dadurch nicht einfacher, als das Bundesgesundheitsministerium ein verkürztes Intervall für die Zweitimpfung mit AstraZeneca ins Spiel brachte. „Das ist nicht nur medizinisch bedenklich, weil der Impfstoff so weniger wirksam ist.“ Es führte auch zu noch mehr Anrufen bei den Hausärzten von Menschen, die ihre zweiten Impftermine verschieben wollten, um noch vor dem geplanten Urlaub durchgeimpft zu sein. „Die Menschen drängeln in die Praxen. So können wir Ärzte nicht in Ruhe arbeiten.“

 

Ein weiteres Problem sei die verfügbare Kapazität bei den oberbergischen Hausärzten auch auszuschöpfen. Theoretisch seien laut Dr. Krolewski 48.000 Impfungen im Monat möglich, davon würden im Moment maximal ein Drittel abgerufen, weil nicht genug Impfstoff da ist. Der vorhandene Impfstoff wiederum ist innerhalb der Kommunen ungleich verteilt, da jeder impfende Hausarzt eine bestimmte Menge Impfstoff bekommt, unabhängig davon, wie viele Patienten er versorgen muss. In Kommunen mit geringen Praxisdichten wie Gummersbach oder Bergneustadt für dies dazu, dass diese Städte und Gemeinden im Vergleich mit anderen Kommunen beim Impfstoff benachteiligt würden, so der Vorsitzende des Kreisverbands.   

 

Aktuelle Impfzahlen

 

133.881 Impfungen gab es laut den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im Oberbergischen Kreis seit dem Start der Impfkampagne. Die meisten von ihnen wurden im Gummersbacher Impfzentrum durchgeführt. 76.624 Erstimpfungen gab es dort, die zweite Impfung haben 27.368 Personen erhalten. In Hausarztpraxen gab es 28.584 Erstimpfungen und 1.305 Zweitimpfungen. Die Zahlen sind vom gestrigen Dienstag.

 

Inwiefern die Aufhebung der Impfpriorisierung die Hausärzte weiter belastet, sei noch schwer zu prognostizieren aufgrund der unklaren Liefermengen bis dahin. „Die Situation droht aber, noch schärfer zu werden.“ Immerhin geht Dr. Krolewski davon aus, bei sich in der Praxis bis zur Aufhebung am 7. Juni alle Patienten der Kategorien zwei und drei, die sich auch impfen lassen möchten, einmal geimpft zu haben. Bei allen Patienten, die sich dann für Impfungen meldeten, müsse der Arzt selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge er die Liste abarbeiten möchte. „Schon jetzt kommen viele auch mit Arbeitgeberbescheinigungen zu uns, die im Impfzentrum nicht anerkannt werden.“ Von daher begrüßt der Vorsitzende die Einbeziehung der Betriebsärzte in die Impfkampagne. „Das wird uns etwas entlasten.“

 

Entscheidend für den weiteren Erfolg der Impfkampagne sieht Dr. Krolewski die Diskussion über die Möglichkeit, dass die niedergelassenen Ärzte auch Massenimpfungen durchführen können. Die personellen Ressourcen seien da. „Wir haben in den Praxen 600 Leute, die mithelfen können.“ Aber die räumlichen Kapazitäten seien nicht gegeben, man müsse ausweichen auf Sporthallen oder vergleichbares. „Darüber müssen wir jetzt reden, um dies früh planen zu können.“ Wenn die nötigen Mengen Impfstoff da seien, könne es dann ganz schnell gehen.

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