POLITIK
Glasfaserausbau: Klage hier, Neustart dort
Waldbröl – Nach langer Winterpause möchte die UGG im März mit den Bauarbeiten im Stadtgebiet fortfahren – Währenddessen hat die GlasfaserPlus den Markt Waldbröl noch nicht abgeschrieben und rechtliche Schritte eingeleitet.
Von Lars Weber
Der Glasfaserausbau in Waldbröl sorgt weiter für viel Gesprächsstoff in der Marktstadt: Erst kamen bei so manchen Bürgern Zweifel auf, ob Unsere Grüne Glasfaser (UGG) den beabsichtigten Ausbau nicht schon kurz nach dem Start wieder aufgegeben hat – ein Trugschluss, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Dann flatterte im Januar im Rathaus eine Klage von GlasfaserPlus ins Haus, die unbedingt einen Teil des Waldbröler Glasfaserkuchens für sich beanspruchen möchte. Mit der Einleitung rechtlicher Schritte ist der Streit zwischen der Stadt und dem Unternehmen, hinter dem die Deutsche Telekom und der IFM Global Infrastructure Fund stehen, um ein weiteres Kapitel reicher.
Das Wichtigste für die Waldbröler zuerst: Die UGG, ein Joint Venture der deutschen Versicherungsgesellschaft Allianz und der spanischen Telefongesellschaft Telefónica, möchte weiterhin in der Marktstadt für Glasfaser sorgen. „Wir möchten der Stadt Waldbröl versichern: Wir bauen in jedem Fall.“ So wird der sogenannte Chief Commercial Officer von UGG, Jörn Schoof, in einer Pressemitteilung zitiert. „Uns ist bewusst, dass die Verlegung des zentralen Baulagers in das Gewerbegebiet Waldbröl zu einer Missinterpretation in Waldbröl geführt hat, jedoch lediglich aus organisatorischen Gründen notwendig war“, heißt es weiter.
Im Sommer vergangenen Jahres hatte die UGG die Ausbauarbeiten angefangen, nachdem bereits ein Jahr zuvor der symbolische Spatenstich stattgefunden hatte (OA berichtete). Erste Zuleitungen im Zentrum wurden in die Straßen gelegt, auch eine Verteilerzentrale sei installiert worden. Ans Netz angeschlossen wurde bislang nicht ein einziger Haushalt, obwohl die UGG jährlich 3.000 bis 5.000 schaffen wollte.
Im Herbst, die Stadt spricht auf Nachfrage von September oder Oktober, seien die Arbeiten ins Stocken geraten und schließlich eingestellt worden. Die UGG führt die Witterung als Grund dafür an. Zugleich wurde, auch weil laut Stadt ein neuer Subunternehmer die Aufgabe übernommen hat, das Lager aus dem Zentrum ins Hermesdorfer Gewerbegebiet verlegt. Und so war im Stadtgebiet plötzlich nichts mehr vom Glasfaserausbau zu hören oder zu sehen – und die Bürger fragten sich, ob es überhaupt noch weitergeht. Auch im Rathaus wurde nachgefragt, wie Stadtsprecher Felix Becher bestätigt.
Nun also die offizielle, öffentliche Beruhigung durch das Unternehmen. Der erneute Ausbaustart sei nun für März geplant, in Abhängigkeit von der Witterung, wie das Unternehmen betont. „Tiefbauarbeiten sind bei sehr kalten oder gar gefrorenen Böden einfach so gut wie unmöglich. Bis dahin bereiten wir alles vor, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten“, so Jörn Schoof. Die Reihenfolge der Straßen werde gerade erarbeitet, so Felix Becher auch Nachfrage. Hier sollen die Straßen veröffentlicht werden. Die Anwohner würden darüber hinaus per Post informiert. Auch Bauinfoabende sind für März geplant, die Termine finden sich ebenso auf der Seite der Stadt.
Ob das Ausbauziel – bis Ende 2026 sollen die Arbeiten fertig sein – gehalten werden kann, dazu gibt sich die Stadt verhalten optimistisch. Schließlich gehe es aber auch noch um zehn Prozent an Haushalten, die in schwer erschließbaren Ortslagen liegen. „Die Adressen befinden sich gerade in der Prüfung“, so Becher. Im Laufe des ersten Halbjahrs soll es dazu Ergebnisse geben, was möglich sein wird.
Gerade das Versprechen der UGG, eben diese Haushalte auch anzuschließen und nicht nur das Stadtgebiet, war ausschlaggebend dafür, dass sich Anfang 2023 Rathaus und Politik deutlich für die UGG ausgesprochen hatten – und es zum Beispiel der GlasfaserPlus schwer gemacht wurde, selbst Arbeiten aufzunehmen. Das Unternehmen hatte nämlich nie einen Hehl daraus gemacht, sich auf das Waldbröler Stadtgebiet konzentrieren zu wollen. Einen doppelten Ausbau mit multiplen Baustellen durch verschiedene Subunternehmen, in denen Straßen gegebenenfalls sogar mehrfach aufgerissen werden, das wollte die Stadt verhindern. Diese Einstellung hatte öffentlich bereits zu einem Schlagabtausch zwischen GlasfaserPlus und Bürgermeisterin Larissa Weber geführt (OA berichtete).
Nun hat das Unternehmen am 23. Januar Klage gegen die Marktstadt am Kölner Verwaltungsgericht eingelegt, wie Felix Becher vergangene Woche auf Nachfrage mitteilte. Damit möchte die GlasfaserPlus nun den Ausbau juristisch erzwingen. Laut einer Sprecherin des Verwaltungsgerichts geht es bei der Klage um eine Absage der Stadt an das Unternehmen, auf einer Strecke von etwa 4,5 Kilometern im Stadtgebiet unterirdisch eine Telekommunikationsleitung zu verlegen. Dadurch sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, etwa 150 Grundstücke ans Glasfasernetz anzuschließen, so die Sprecherin. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, sei unklar.
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