FUSSBALL
Ein Wunder mit Signalwirkung
Gummersbach – Die Doku „Das Wunder von Taipeh“ beleuchtet die unglaubliche Geschichte der Fußballerinnen der SSG Bergisch Gladbach 09, die vor 42 Jahren die erste inoffzielle Frauen-WM gewannen - Zwei der damaligen Kickerinnen waren bei der Film-Vorführung im Kino SEVEN zu Gast.
Von Vera Marzinski
Die Volkshochschule Gummersbach hatte eingeladen zu ihrer Serie „Ganz schön Film!“. Diesmal gemeinsam mit „Forum XXelle“, der Veranstaltungsreihe, die von den
Gleichstellungsbeauftragten der Städte Gummersbach und Wiehl gestaltet wird. Anlässlich der vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland stattfindenden Fußball-WM der Frauen passte „Das Wunder von Taipeh“ natürlich hervorragend.
Regisseur und Journalist John David Seidler hatte den fast 90-minütigen Kino-Dokumentationsfilm 2019 gedreht, der von den Anfängen des Frauenfußballs in (West-)Deutschland erzählt - und dem fast unglaublichen Erfolg der SSG Bergisch Gladbach 09 im Jahr 1981. Die wollten nur eins: Fußball spielen. Und da lud Taiwan ein zum ersten (inoffiziellen) Weltpokal-Turnier. Nur: Deutschland hatte gar keine Nationalmannschaft. Das war nicht gewollt. Die Gladbacherinnen nahmen die Tortur jedoch auf sich. Die Kosten mussten sie selbst tragen, was zum Glück durch Spenden und Sponsoren gelang.
Ein Jahr danach wurde eine Frauen-Fußballnationalmannschaft gegründet, die 1989 die EM im eigenen Land gewann. Dafür bekam jede Spielerin ein Kaffeeservice vom DFB geschenkt. Das stehe auf dem Speicher, so Petra Landers, die in Taipeh dabei war von 1982 bis 1991 im Nationalteam kickte. Sie gründete vor zwei Jahren „Faces of Football“ - eine mobile Fußballschule in Ghana, mit der sie Mädchen von zwölf bis 16 Jahren in den afrikanischen Dörfern das runde Leder näherbringen möchte. „Fußball ist nicht nur Sport. Es ist Hingabe, Teamplay und Respekt“, sagte Landers.
Der Film bietet nicht nur einen Blick auf die neun Spiele in elf Tagen, die seinerzeit in Taiwan absolviert wurden, sondern auch auf den Liga-Alltag und die Rolle von Spielertrainerin Anne Trabant-Haarbach, die eine der prägenden Figuren des Frauenfußballs in Deutschland war. Auch mit welcher Bevormundung und welchen Scheinargumenten den Mädchen und Frauen seinerzeit das Ballspielen verboten wurde, zeigte die Doku von Seidler.
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[Barbara Brzozka (VHS Gummersbach, li.) und Nina Sommer (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gummersbach, re.) interviewten Petra Landers und Ex-Torfrau Hannelore Geilen nach dem Film.]
Interviewsequenzen machten deutlich, wie sehr die Frauen der 1981er-Mannschaft zum großen Teil heute noch dem Sport verbunden sind. Den Anstoß zu der Dokumentation gab übrigens Wolfgang Bosbach in einem Gespräch mit Seidler über den 1. FC Köln. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und gebürtige Bergisch Gladbacher wies den Journalisten darauf hin, dass aus seiner Heimatstadt Weltmeisterinnen kommen würden.
Nicht nur der Film war spannend, sondern auch der anschließende Publikumstalk. Petra Landers und Hannelore Geilen berichteten aus der damaligen Zeit und was sie auf sich nehmen mussten. Landers kündigte für die EM 1989 ihren Job und die leidenschaftliche Leichtathletin Geilen entschied sich für den Fußball anstatt für den Hochsprung. „Wir haben für uns gewonnen und hatten alle den Willen zu gewinnen“, betonten die beiden. Der gesamten Mannschaft sei die Freude am Spielen am wichtigsten gewesen. Eins ist auf jeden Fall deutlich geworden. Die Bergisch Gladbacherinnen leisteten Pionierarbeit und legten den Grundstein für die Gründung einer weiblichen Nationalmannschaft unter dem Dach des DFB, der Frauenfußball erst 1970 offiziell erlaubt hatte.
„Das Wunder von Taipeh“ war der letzte Film im Rahmen der „Ganz schön Film!“-Reihe für die erste Jahreshälfte, aber das Herbst-Programm ist druckfrisch herausgekommen. Am 2. August geht es mit „Maria träumt – Oder: Die Kunst des Neuanfangs“ weiter.
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