MEINUNG

Dilettantische Rasenmäher-Methode

bv; 13.04.2021, 17:00 Uhr
MEINUNG

Dilettantische Rasenmäher-Methode

bv; 13.04.2021, 17:00 Uhr
Oberberg - Auch in unserer Region werden in einigen Tagen wieder die Geschäfte schließen, dabei wäre dies nicht zwingend nötig.

Von Bernd Vorländer

 

Nur noch wenige Tage, dann stehen wir in Oberberg vor der nächsten Brücke ins Irgendwo. Die Verabschiedung der bundesgesetzlichen Notbremse gegen die Corona-Pandemie ist nur noch reine Formsache. Ab einem Inzidenzwert von 100 sind dann die sowieso nur geringen Öffnungsversuche Makulatur. Alles wieder dicht - Notbetrieb. Wieder ein sogenannter Wellenbrecher-Lockdown. Die Worte ähneln denen vom November. Damals sollte nach vier Wochen wieder Normalität  einkehren. Für viele Ladenbesitzer, Selbständige und Arbeitnehmer ist der Ausnahmezustand aber inzwischen traurige, lang anhaltende Realität. Nach dieser Brücke, so die Schallmaienklänge, werde dann aber wirklich alles besser, heißt es. Dann werde durchgeimpft.

 

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Mit der Aussicht auf die schöne neue Welt im Sommer soll abgelenkt werden von hanebüchenen Fehlern und Versäumnissen wie von Beschlüssen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Der jetzige Lockdown geschieht nach der Rasenmäher-Methode - alles wird rasiert. Und das, obwohl man mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie immer noch nicht weiß, wo sich Menschen verstärkt anstecken. Sind die Schulen Haupttreiber, oder Arbeitsstätten, oder Gottesdienste? Nichts genaues weiß man nicht. Das ist dilettantisch. Die Verantwortlichen verhalten sich komplett wirklichkeitsfremd. Statt ein Problem mit der Zeit einzugrenzen und in der Folge entsprechende und zielführende Maßnahmen zu beschließen, versinkt man jetzt in kollektiver Hilflosigkeit.

 

Um es mal praktisch zu machen: Ist die Tasse Kaffee mit Abstand im Außenbereich einer Gastronomie gefährlicher als der Besuch im Supermarkt am Samstagnachmittag, wo sich die Menschen knubbeln? Oder: Wie viele Menschen haben sich denn in Läden angesteckt, wenn sie dort mit Test und bei Begrenzung der Besucherzahl eingekauft haben?

 

Solange man solche Fragen nicht beantworten kann, ist ein Lockdown - mit und ohne Brücke - kompletter Unfug. So wie im Übrigen auch die nächtliche Ausgangssperre. So etwas ist unangemessen, denn auch hier wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Man will ganz wenige private Partys verhindern - und trifft mit einem solchen Pauschal-Beschluss die gesamte Bevölkerung.

 

So sind wir auch in unserer Region von Normalität immer noch weit entfernt, manch einer muss schon nachdenken, um zu wissen, wie das früher, vor der Pandemie, war. Und die politisch Verantwortlichen? Machen weiter Symbolpolitik. Kein Wunder, dass die Akzeptanz der Maßnahmen fortschreitend abnimmt.

 

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