FUSSBALL
Die Landesliga ist nur eine Durchgangsstation
Lindlar – Aufsteiger Eintracht Hohkeppel plant den direkten Durchmarsch - Manuel Glowacz und Tayfun Pektürk als Toptransfers - Die Offensive ist das Prunkstück.
Am ersten September-Wochenende soll es so weit sein: Der Meisterschaftsbetrieb in den Amateurligen beginnt - nach einer mehrmonatigen Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie. Es kehrt also langsam Normalität ein, wenngleich die Vereine weiterhin strenge Hygiene- und Abstandsvorschriften einzuhalten haben. Aber: Fußball unter Wettkampfbedingungen ist wieder erlaubt, sogar vor Zuschauern. Oberberg-Aktuell stellt die oberbergischen Mannschaften vor. Heute: Landesligist Eintracht Hohkeppel.
Kommen und Gehen
Die Sommer-Wechselperiode war bei der Eintracht in der Vergangenheit stets von einer großen Fluktuation geprägt, diesmal wurde weniger rotiert. Allerdings hatte der Klub bereits in der Winterpause nachgelegt, unter anderem mit Telmo Pires Teixeira und Walid Sekkour. Zwei Neuzugänge stechen heraus: Manuel Glowacz und Tayfun Pektürk. Glowacz kommt vom Regionalligisten Alemannia Aachen. Der 32-Jährige bringt als Expertise über 370 Einsätze in der Regionalliga, NRW-Liga und Oberliga mit und dürfte auf der rechten Offensivseite gesetzt sein.
Pektürk ist der zweite „Königstransfer“ (Trainer Abdullah Keseroglu) des Bezirksliga-Meisters. Seine letzte Station war der türkische Drittligist Inegölspor. Für die SpVgg. Greuther Fürth kam der gebürtige Wermelskirchener in der Saison 2012/2013 sogar dreimal in der 1. Bundesliga zum Einsatz. Zudem haben die Schwarz-Gelben mit Selcuk Alagöz vom künftigen Ligarivalen FV Bonn-Endenich einen Defensivmann mit Landesliga-Erfahrung verpflichtet. Mihail Ciftcioglu kennt der Coach aus gemeinsamen Zeiten bei der SG Worringen.
Komplettiert wird das fast 30-köpfige Aufgebot von fünf Youngstern, die langsam herangeführt werden sollen. „Die Jungs hängen sich richtig rein“, freut sich Keseroglu über das Engagement des Quintetts. Einzig der Wunsch nach einem dritten Keeper ging nicht in Erfüllung. Sieben Fußballer haben den Klub verlassen beziehungsweise ihre Karriere beendet, darunter der seit einigen Jahren von schweren Verletzungen gebeutelte Robin Theisen. Diverse Comebacks scheiterten, weshalb der Linksverteidiger seine Stiefel an den Nagel gehängt hat.
[Trainer Abdullah Keseroglu nimmt die Mittelrheinliga ins Visier.]
Die Mannschaft, Spielsystem, Taktik
Der Trainer kann sich angesichts der überragenden Auswahl an Topspielern erlauben, eine Liga höher nicht von seiner Philosophie abzurücken. Er ist ein Verfechter des Offensivfußballs. „Der Kader gibt das her“, betont er. Die Abteilung „Attacke“ ist so prominent bestückt, dass selbst mancher Mittelrheinligist neidisch nach Hohkeppel blickt. Engin Ekrem, Manuel Glowacz, Tayfun Pektürk, Mahmut Temür, Telmo Pires Teixeira – allein diese fünf Akteure sind absolute Ausnahmekönner.
Einen Freifahrtschein Richtung Aufstieg hält die Eintracht indes nicht in den Händen. Die Konkurrenten haben eine andere Kragenweite. Die meisten sind taktisch diszipliniert, können zwischen verschiedenen Spielsystemen wechseln und sind im Umschaltspiel brandgefährlich - ein möglicher Knackpunkt.„Es ist uns bewusst, dass wir mit Risiko spielen und mit Kontern gegen uns rechnen müssen“, nimmt der Coach eine gewisse Anfälligkeit bei schnellen Gegenangriffen in Kauf und fügt hinzu: „Ich gewinne lieber 5:2 oder 5:3 als 1:0.“ Keseroglu wird an seiner bewährten Formation (3-5-2 beziehungsweise 3-6-1) vermutlich nicht rütteln. „Wir agieren mit einer Dreierkette, um im Mittelfeld Überzahl zu schaffen, sind darauf aber nicht festgelegt.“
In der Vorbereitung wurde daher auch die Viererkette erprobt. „Ob wir darauf zurückgreifen, hängt vom Personal und vom jeweiligen Gegner ab“, verdeutlicht Keseroglu. Mit den bisherigen Eindrücken ist er weitgehend zufrieden. „Wir haben kaum Verletzte und eine hohe Trainingsbeteiligung. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg.“ Derzeit noch ohne Fahrschein sind die verletzten Ali Elyaqine und Carsten Gülden sowie Kasra Ghareh Chaee und Narciso Lubaca (beide Aufbautraining). In den Tests gab es neben Kantersiegen gegen Heiligenhaus (Bezirksliga/8:2) und Biesfeld (Kreisliga A/7:1) eine Nullnummer gegen Flittard (Bezirksliga) sowie Niederlagen gegen den Mittelrheinligisten Siegburg (2:3) und die Bundesliga-U19 von Bayer 04 Leverkusen (2:6). Im Kreispokal steht man nach Erfolgen gegen Lindlar (3:1) und Bröltal (6:2) im Achtelfinale.
Saisonziel, Einschätzungen zur Liga
Keseroglu wird nicht müde zu betonen, dass die Landesliga für den ambitionierten Klub aus dem Lindlarer Westen lediglich eine Durchgangsstation darstellt. „Wir wollen aufsteigen und ich bin überzeugt, dass wir dieses Ziel auch erreichen, wobei natürlich viel Arbeit auf uns wartet. Die Qualität ist höher als in der Bezirksliga. Trotzdem glaube ich, dass einige Mannschaften gegen uns abwartend spielen werden und sich hinten reinstellen.“
Exquisit besetzte Nebenbuhler um den Platz an der Sonne - aller Voraussicht nach löst lediglich der Tabellenerste das Aufstiegsticket - sind reichlich vorhanden, namentlich der SV Schlebusch, der SSV Merten, der 1. FC Spich, der FV Bonn-Endenich und der SC Rheinbach. Nur wenn es den Hohkeppelern gelingt, die Matches gegen die Mitbewerber positiv zu gestalten und die Zahl der Ausrutscher gegen vermeintlich Schwächere in Grenzen zu halten, kann der Traum vom Durchmarsch in Erfüllung gehen.
„Wir bekommen nichts geschenkt“, weiß Keseroglu, dass das Angebot an Edel-Kickern allein keine Garantie für den Sprung an die Spitze ist. „Über die individuelle Klasse im Kader sind wir sehr froh, doch wenn wir es nicht schaffen, als Team zu wachsen, wird es für uns schwierig.“ Die Eintracht ist kein „normaler“ Landesliga-Debütant und wird definitiv ganz oben mitmischen. Dass es jedoch nicht leicht ist, der Favoritenrolle und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, haben die gescheiterten Anläufe bei der Eroberung des Bezirksliga-Gipfels gezeigt. Erst der dritte Versuch war erfolgreich.
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[Abdullah Keseroglu (2.v.re.) mit den Neuzugängen Niklas Rudat, Selcuk Alagöz und Manuel Glowacz (v.li.).]
Zugänge
Tayfun Pektürk (Inegölspor), Manuel Glowacz (Alemannia Aachen), Selcuk Alagöz (FV Bonn-Endenich), Mihail Ciftcioglu (Germania Geyen), Rifat Saglam (SG Türkischer SV Düren), Issa Agrien (zuletzt FV Wiehl U19), Niklas Rudat (eigene Jugend), Phillip Otto (eigene Jugend), Oliver Feldhoff (eigene Jugend)
Abgänge
Yusuf Kilic (IG Bönen), Felix Haas (Umzug nach Hamburg), Keisuke Mizushima (Rückkehr nach Japan), Nicolas Clever (VfL Alfter), Amir Ali Mostowfi (Laufbahn beendet), Robin Theisen (Laufbahn beendet), Timur Millitürk (Ziel unbekannt)
Der Kader
Tor
Tom Brauer, Daniel Zanucco
Abwehr
Selcuk Alagöz, Niklas Rudat, Bünyamin Koyuncu, Ethem Kayis, Eiki Nikaido, Walid Sekkour, Muhammet Akdeniz, Ali Elyaqine, Issa Agrien
Mittelfeld
Oliver Feldhoff, Mihail Ciftcioglu, Severin Brochhaus, Rifat Saglam, Manuel Glowacz, Phillip Otto, Carsten Gülden, Engin Ekrem, Mahmut Temür, Narciso Lubaca, Telmo Pires Teixeira, Murat Turan
Angriff
Babu Sylla, Fadi Jfeily, Thomas Tomanek, Kasra Ghareh Chaee, Tayfun Pektürk, Krystian Zawistowski
Trainer
Abdullah Keseroglu
Co-Trainer
Serkan Dalman, Daniel Karl
Torwarttrainer
Mihail Sabuncuoglu
Betreuer
Ralf Bernau
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