BLAULICHT
Brandgeschichte wird in modernes Gewand gepackt
Marienheide - In Kempershöhe jährt sich das Großfeuer auf dem Hof von Wilhelm Steinert zum 50. Mal - Kommunenübergreifende Übung wird am Originalschauplatz durchgeführt.
Von Leif Schmittgen
Ab Abend des 31. Juli 1975 stand der Heuboden des Bauernhofs der Familie
Steinert in Vollbrand. Selbstentzündetes Heu hatte damals einen Schaden von rund 100.000 D-Mark angerichtet. Dachstuhl und Heuboden fielen den Flammen zum Opfer, die darunterliegenden Ställe samt Tieren konnten gerettet werden. „Die Feuerwehr war binnen Minuten vor Ort", erinnert sich der heute 75-jährige Wilhelm Steinert im Gespräch mit Oberberg-Aktuell zurück.
[Beide Planer schwegen zunächst im Feuerwehrhaus in Erinnerungen...]
Dabei war für ihn damals noch alles ganz neu. Denn er hatte den Hof zum 1. Januar desselben Jahres von seinem Schwiegervater übernommen und galt in Kempershöhe als Zugezogener. Stammte er doch aus Speckenbach, das damals genau wie Kempershöhe zur am 31. Dezember aufgelösten Gemeinde Klüppelberg gehörte. Ein Umstand, der heute wahrscheinlich für schmunzelnde Gesichter sorgen würde, war damals bitterernst: Während Kempershöhe Marienheider Gemeindegebiet wurde, kamen die übrigen Orte nach Wipperfürth. "Als die Einheit aus Klaswipper ebenfalls am Brandort erschien, wurden die Helfer rüde mit dem Argument weggeschickt, dass es sich nunmehr um eine andere Kommune handelte“, berichtet der heutige Löschgruppenführer der Kempershöher Einheit, Ralf Breloer. „Zumindest haben meine Kameraden beim Wiederaufbau geholfen“, erinnert sich Wilhelm Steinert, der damals wie heute ebenjener Einheit aus Klaswipper angehört.
[...ehe sie vor Ort die Übung planen.]
Inzwischen haben sich die Zeiten gewandelt: Zum einen gibt es vielerorts auch im Oberbergischen inzwischen interkommunale Kooperationen und die Löschmethoden sind großteils überarbeitet. Konkret bedeutet dies, dass an einer am Originalschauplatz zum 50. Jahrestag stattfindenden Übung sowohl Wipperfürther als auch Marienheider Einheiten Hand in Hand zusammenarbeiten.
Ein ähnliches Szenario wie anno 1975 hat Breloer für die 80 bis 90 Teilnehmer ausgearbeitet, allerdings wird in modernem Gewand geübt. „Heute würde man keine Leiter mehr direkt an die Hauswand lehnen, das ist wegen herabfallender Teile viel zu gefährlich", sagt der Löschgruppenführer beim Blick auf das historische Foto. „Atemschutz war damals ebenfalls ein Fremdwort“, nennt Breloer zwei Beispiele des Fortschritts. Eine Methode allerdings rettet Gebäude damals wie heute: So wurde mit der sogenannten Riegelstellung eine Wasserwand zum Wohnhaus sichergestellt, sodass es nahezu unversehrt blieb.
„Am nächsten Tag konnten wir wieder einziehen“, ist der Landwirt bis heute erleichtert. Sämtliches Inventar wurde nachts vorsorglich ins Freie geschafft. Ganz so weit geht es bei der rund einstündigen Übung nicht, der damalige Heuboden wurde zur Wohnung umfunktioniert. Die Kühe in den Ställen wurden durch Pferde ersetzt, die Räume aber werden durch die Wehrleute bespielt.
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[Der Stall blieb damals nahezu unbeschädigt und wird Teil des Übungsszenarios sein.]
Ganz exakt zum Jahrestag wird die Übung nicht durchgeführt. „Wir haben uns für Freitag, 1. August, entschieden, weil dann das Wochenende vor der Tür steht“, berichtet Breloer. Er freut sich neben dem Einsatz der Aktiven auf Kräfte von damals, die heute Mitglieder der Ehrenabteilungen sind und dem Spektakel als „Zaungäste“ beiwohnen werden.
