POLITIK

Wer beerbt Peter Koester?

pn; 02.09.2020, 12:15 Uhr
Fotos: Sarah Calicchio und Achim Bursche.
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Wer beerbt Peter Koester?

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pn; 02.09.2020, 12:15 Uhr
Waldbröl - Oberberg-Aktuell stellt die Bürgermeister-Kandidaten der Marktstadt vor und sprach mit ihnen über ihre politischen Ziele.

Von Peter Notbohm

 

Eigentlich hatten sich CDU, SPD, UWG und Grüne vergangenes Jahr darauf verständigt, mit Thorgai Wilmsmann einen gemeinsamen Kandidaten für die Nachfolge des amtierenden Bürgermeisters Peter Koester bei der Kommunalwahl im September dieses Jahres antreten zu lassen. Doch nach dessen überraschenden Rückzug im vergangenen Oktober wurde aus dem gemeinsamen Kandidaten nun doch wieder ein Zweikampf um das Waldbröler Rathaus. Während SPD, FDP und UWG sich auf die parteilose Larissa Weber verständigten, die bereits 2014 zur Wahl stand und damals 37,95 Prozent der Stimmen bekam, geht für CDU und Grüne Achim Bursche ins Rennen. OA hat mit beiden Kandidaten gesprochen, sie nach ihren politischen Zielen, den Stärken der Marktstadt und ihrer persönlichen Motivation befragt.

 

Larissa Weber (parteilos)

 

Wenn Larissa Weber über Waldbröl spricht, nutzt sie häufig das Wort Heimat. „Das ist meine Stadt und sie ist mir wichtig“, sagt sie. Seit Kindertagen lebt sie im Süden des Oberbergischen Kreises, entsprechende Bedeutung haben aus ihrer Sicht die Zukunftsthemen Bildung, Stadtentwicklung und Wirtschaft. Für die 41-Jährige gehört Bildung zum A und O der Gesellschaft. Zwar sei das Rathaus nicht zuständig für die Einstellung von Lehrern oder Unterrichtsinhalte, „aber als Bürgermeisterin würde ich die Schulleiter in allen Belangen unterstützten und ihren Themen mehr Gewicht verleihen.“. Diese Investitionen würden sich langfristig auszahlen, zu mehr Arbeitskräften und mehr ehrenamtlichen Engagement führen. Zudem will sie den Standort Waldbröl wieder als Einkaufsstadt für die 64 umliegenden Ortschaften stärken.

 

„Der Online-Handel und Fehlentscheidungen in der Vergangenheit haben dafür gesorgt, dass wir keine Mitte mehr haben. Ich möchte die Stadt wieder mit Leben füllen“, sagt sie. Ein großes Problem seien die zu hohen Mieten. „Da müssen wir mit den Vermietern sprechen und nach Lösungen suchen.“ Aber auch Industrie möchte sie in die Kommune locken. „Derzeit haben wir durch die Gewerbesteuer den höchsten Hebesatz in NRW. Das ist ein Thema, das wir durch Einsparungen oder neue Einkunftsmöglichkeiten anpacken müssen.“ Die finanzielle Situation der Marktstadt sei zwar angespannt, Weber will bei der Entwicklung in den kommenden Jahren aber unbedingt anpacken. „Meine Stärken liegen in diesem Bereich und ich habe durch meine Arbeit in Reichshof viele Erfahrungen gesammelt und musste als Leiterin des Ordnungsamtes häufig auch unangenehme Entscheidungen treffen.“

 

An der Arbeit von Bürgermeister Peter Koester kritisiert sie, dass dieser durch sein Parteibuch häufig in der Bredouille gesteckt habe, seiner Partei gerecht zu werden. „Viele Informationen flossen dort schneller“, sagt sie. Aus ihrer Sicht müssen aber alle Mitglieder des Rates gleichbehandelt werden und über denselben Kenntnisstand verfügen, um unnötige Streitereien zu vermeiden. Der große Unterschied zu ihrem Konkurrenten Armin Bursche sei ihr bereits vorhandenes Netzwerk. Während Weber durch Leben und Beruf im Oberbergischen verwurzelt ist, müsse sich ihr niederrheinischer Gegenkandidat zunächst einarbeiten. „Unsere Stadt hat aber nicht die Zeit, dass sich jemand ein Netzwerk erst aufbauen muss“, meint sie. Zudem sei sie noch jung und müsse die Entscheidungen des Rates auch selbst tragen. „Waldbröl ist mir einfach nicht egal und ich möchte, dass nicht nur ich, sondern auch meine Kinder und alle Bürger hier ein langes und glückliches Leben führen können“, will sie langfristig an der Zukunft der Marktstadt arbeiten.

 

Steckbrief

 

Alter: 41

 

Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder (9 und 11 Jahre alt).

 

Wohnort: Waldbröl, seit 31 Jahren

 

Beruf: Leiterin des Ordnungsamtes Reichshof

 

Bisheriger politischer Werdegang: parteilos, aktiv als sachkundige Bürgerin für SPD und FDP in politischen Ausschüssen in Waldbröl, wird unterstützt von SPD, FDP und UWG.

 

Vereinszugehörigkeiten: Miteinander unter dem Regenbogen, Förderverein Hermesdorf für Grundschulen und Kindergärten, Presbyterium evangelische Kirche Waldbröl.

 

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Achim Bursche (parteilos)

 

Achim Bursche hat sich seit seiner Nominierung im März viel Zeit genommen, Waldbröl und seine 64 Ortschaften kennenzulernen. Momentan lebt der Geschäftsführer einer Kommunal- und Unternehmensberatung noch im niederrheinischen Willich, ist aber nahezu täglich im Süden des Kreises und würde im Falle eines Wahlsieges umgehend nach Waldbröl ziehen. Eines der wichtigsten Themen der kommenden fünf Jahre ist für ihn die Gestaltung einer attraktiven Innenstadt, einhergehend mit einer Neukonzeption des Einzelhandels, um diesen zu stärken. „Wir wollen die Marktstadt als Marke wieder nach vorne bringen“, sagt er. Überhaupt ist das Thema Wirtschaft für den studierten BWLer enorm wichtig. Momentan hat Waldbröl einen der höchsten Gewerbesteuersätze in NRW, durch die Ansiedlung neuer Unternehmen soll dieser gesenkt werden.

 

„Der neue Industriepark bietet hierfür reichlich Kapazitäten und wir wollen zukunftsträchtige und innovative Unternehmen anlocken, die auch Arbeitsplätze mitbringen“, so Bursche, der den Service der Stadt stärken und unbürokratischer machen möchte. Zudem soll Waldbröl auch als Tourismusstandort weiter gestärkt werden. Der Naturerlebnispark Panarbora verfüge über eine enorme Strahlkraft, die es zu nutzen gelte, um mit weiteren Konzepten, die Menschen und ihre Kaufkraft in die Innenstadt zu locken. Auch der Gewerbe- und Industrieverein sei ein Pfund über das andere Kommunen in dieser Form nicht verfügen würden. „Neben der topographischen Lage und dem Erholungswert sind gerade die Menschen die enorme Stärke von Waldbröl“, meint Bursche, der im Wahlkampf alle Ortschaften erwandert hat und sich mit zahlreichen Gesprächen bürgernah zeigte. „Ich habe dabei viel Power erlebt und Menschen kennengelernt, mit denen man vorangehen und andere mitziehen kann.“

 

Die Arbeit von Amtsinhaber Peter Koester lobt Achim Bursche ausdrücklich: „Er hat viel bewegt – besonders beim Straßenbau und der Infrastruktur. Ich würde ein Erbe antreten und dieses fortführen wollen, um die Stadtentwicklung weiter nach vorne zu bringen“. Im Unterschied zu Larissa Weber, die mit dem Thema eine Waldbrölerin für Waldbröl werbe, betreibe er keine Bauchnabelschau, sondern bringe viel Erfahrung aus seinem Berufsleben in der Kommunalverwaltung und als Selbstständiger mit. „Ich möchte nun direkt für die Menschen etwas bewegen und für sie da sein“, beschreibt er die seine Motivation, seinen Beruf aufgeben zu wollen und wieder in die Verwaltung zu wechseln.

 

Steckbrief

 

Alter: 57

 

Familienstand: Verheiratet, ein 16-jähriger Sohn.

 

Wohnort: Willich

 

Beruf: Geschäftsführer einer Kommunal- und Unternehmensberatung

 

Bisheriger politischer Werdegang: parteilos. Erfahrung in der politischen Arbeit im Rahmen der Kommunalberatung, wird unterstützt von CDU und Bündnis 90/Die Grünen.

 

Vereinszugehörigkeiten: -

 

 

Der Waldbröler Rat nach der Wahl vom 25. Mai 2014 (Wahlbeteiligung 49,18 Prozent):

Der Rat der Stadt Waldbröl hat 34 Mitglieder und folgende Sitzverteilung (Stand 2014):

  • CDU: 15 Sitze
  • SPD: 9 Sitze
  • UWG Waldbröl: 4 Sitze
  • Bündnis 90/Die Grünen: 3 Sitze
  • FDP: 3 Sitze

 

Zur Wahl am 13. September treten folgende Parteien an:

  • Bündnis 90/Die Grünen
  • CDU
  • FDP
  • SPD
  • UWG Waldbröl

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