HANDBALL

Spiel für die Geschichtsbücher: Das Tor nach Europa ist ganz weit offen

pn; 26.05.2024, 20:30 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski ----Nach dem Match mussten die Gummersbacher Spieler mehrere Ehrenrunden drehen. Das "Humba" durfte Geburtstagskind Ole Pregler anstimmen.
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Spiel für die Geschichtsbücher: Das Tor nach Europa ist ganz weit offen

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pn; 26.05.2024, 20:30 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach steht nach einem furiosen 40:29-Heimsieg über den THW Kiel mit einem Bein in der European League – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach – THW Kiel 40:29 (21:10).

 

Das Tor nach Europa steht sperrangelweit offen. Die Handballer des VfL Gummersbach dürfen weiter von der Teilnahme an der European League in der kommenden Saison träumen. Nach dem phänomenalen 40:29-Heimsieg über den THW Kiel und dem European League-Sieg der SG Flensburg-Handewitt fehlt der Mannschaft von Gudjon Valur Sigurdsson im Kampf um Platz sechs nur noch ein Punkt aus den letzten beiden Spielen in Flensburg und gegen Göppingen in der Handball-Bundesliga.

 

[Kristjan Horzen fand immer wieder Lücken in der THW-Defensive.]

 

„Heute ist uns alles gelungen“, schwärmte VfL-Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson nach dem Match in der zum zwölften Mal in Folge ausverkauften SCHWALBE arena. „Man hat deutlich gesehen, dass der THW bald im Final Four der Champions League spielt und das in den Köpfen der Spieler – auch wenn man es versucht zu vermeiden – ein Thema war.“ Und in der Tat: Während Gummersbach von der ersten Sekunde an ein Höllen-Tempo vorlegte, wirkten die Kieler Gäste so, als ob sie in Gedanken bereits beim Spiel gegen den FC Barcelona sind. VfL-Spielmacher Dominik Mappes sollte nach dem Spiel von „perfekten 60 Minuten“ sprechen.

 

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[Vier Paraden verbuchte Tibor Ivanisevic in seinem vorletzten Heimspiel im ersten Durchgang. Daniel Rebmann steuerte nach der Pause drei weitere Paraden hinzu.]

 

Ganz anders das Bild bei den Zebras. Konsterniert, frustriert und fassungslos: Dem Kieler Trainerteam sah man im ersten Durchgang die pure Verzweiflung auf der Bank an. Trainer Filip Jicha suchte nach dem Spiel gar nicht erst nach Ausreden, sondern sprach von einem naiven Auftritt seiner Star-Truppe: „Gummersbach war mit voller Leistung und Energie da und zieht uns die Hose aus. Ich bin sehr enttäuscht und es fühlt sich demütigend an.

 

Kein Wunder: Schließlich kennen die Kieler Niederlagen gegen den VfL kaum noch. Es war erst der vierte Gummersbacher Heimsieg in diesem Jahrtausend gegen die Zebras, zuletzt hatte man im November 2017 gewonnen. Man kann das Match wegen seines Spielverlaufs auch ein Spiel für die Handball-Geschichtsbücher nennen.

 

[Die Interviews nach dem Spiel (Für Tonwiedergabe bitte auf den entsprechenden Button im Video klicken).]

 

Ab der ersten Sekunde zeigte Gummersbach totale Präsenz, wirkte bis in die letzte Haarspitze hochmotiviert und holte damit auch die Fans in der SCHWALBE arena sofort ab. Gleich das 1:0 durch Julian Köster fiel nach sehenswertem Kempapass von Giorgi Tskhovrebadze. Nicht weniger schön der Tempogegenstoß-Dreher von Tilen Kodrin, nachdem Tom Kiesler zuvor den Wurf von Harald Reinkind geblockt hatte.

 

[Tilen Kodrin ließ bei seinen Gegenstößen nichts anbrennen.]

 

Überhaupt die Defensive: Gummersbach ließ Kiel kaum Luft zum Atmen und legte ein wahnwitziges Tempo aufs Parkett. Julian Köster glänzte in den Anfangsminuten nicht nur als Torschütze, sondern auch als Passgeber (insgesamt 8 Assists) auf Kreisläufer Kristjan Horzen. Auch von der frühen Schrecksekunde bei Tom Kiesler ließ sich der VfL nicht aus dem Konzept bringen. Beim Abwehrspezialisten war es zu einer Kapselverletzung am Finger gekommen, er konnte später aber wieder eingesetzt werden.

 

Über 5:2 (5.) setzte der erneut klug Regie führende Dominik Mappes mit seinem Doppelschlag zum 9:4 ein erstes Ausrufezeichen. Nachdem dann auch noch Lukas Blohme um ein weiteres Tor erhöhte, riss Kiels Trainer der Geduldsfaden und die VfL-Fans aus den Sitzen: es folgte die erste Auszeit der Gäste nach nicht einmal zehn Minuten. Diese verpuffte allerdings im Nichts. Jicha probierte einiges, wechselte den Torhüter, setzte auch früh auf den siebten Feldspieler. Aber nichts half. Nach dem 15:6 durch Köster (18.) folgte die nächste Kieler Auszeit.

 

[Filip Jicha (li.) kritisierte nach dem Spiel seine Mannschaft. Torhüter Samir Bellahcene hinterließ bis zu seiner Auswechslungen einen unglücklichen Eindruck.]

 

„Es war nicht einmal so, dass wir etwas im taktischen Bereich hätten ändern können. Es gab kein Kreisläufer-Spiel, kein Torhüter-Spiel und keinen Rückzug. Uns gegenüber stand eine Mannschaft, die sehr präsent war. Mehr sage ich dazu nicht, sonst wird es vermutlich persönlich“, so ein frustrierter Jicha nach dem Match, der mit seinen Wort rang. Beim VfL gelang hingegen alles. Unmögliche Würfe gingen den beiden Kieler Torhütern durch die Beine oder wurden derart unglücklich abgefälscht, dass der Ball noch Zentimeter über die Torlinie rollte.

 

[Julian Köster marschierte einmal mehr voran.]

 

Dazu landete nahezu jeder Abpraller beim VfL. Einer davon bei Ellidi Vidarsson, der beim 21:8 (26.) die höchste VfL-Führung erzielte. Ganz Handball-Deutschland dürfte sich beim Blick auf den Liveticker zur Halbzeit gefragt haben, ob es sich um einen Zahlendreher handelt. Ganz so furios wie vor der Pause ging es nach dem Seitenwechsel nicht mehr weiter. Gummersbach drückte zwar weiter aufs Tempo, die Kieler fühlten sich nun aber zumindest bei ihrer Ehre gepackt und ließen das Ergebnis nicht ausufern – allen voran Shooter Eric Johansson (7 Tore) und Mega-Talent Elias Ellefsen á Skipagøtu (8).

 

Über 26:15 (40.) konnte auch die rote Karte von Stepan Zeman (dritte Zeitstrafe) beim 31:18 (45.) die blau-weiße Party nicht mehr gefährden. Besonders auffällig die Ausgeglichenheit beim VfL an diesem Tag: Gleich sieben Spieler trafen mindestens viermal. Die beiden besten Torschützen Lukas Blohme und Kristjan Horzen kamen aber jeweils nur auf sechs Treffer. Überhaupt funktioniert die zweite Reihe extrem gut. Den Schlusspunkt setzte Miro Schluroff mit seinem fünften Treffer zum 40:29-Endstand.

 

[Lukas Blohme steuerte sechs Tore zum Gummersbacher Sieg bei.]

 

„Ich bin sehr zufrieden und stolz auf meine Mannschaft, die heute um jeden Ball gekämpft hat. Wir konnten von den technischen Fehlern der Kieler profitieren, unsere Tempogegenstöße laufen und waren sehr effektiv“, resümierte ein sichtlich zufrieden Sigurdsson. Das European League-Ticket endgültig buchen, kann Gummersbach bereits am Donnerstag, wenn es um 19 Uhr zur SG Flensburg-Handewitt geht. Das letzte Saisonspiel findet dann am Sonntag in der SCHWALBE arena statt.

 

Gummersbach: Lukas Blohme, Kristjan Horzen (je 6), Miro Schluroff (5), Julian Köster, Dominik Mappes, Tilen Kodrin (je 4), Milos Vujovic (4/2), Ellidi Vidarsson (3), Giorgi Tskhovrebadze (2), Mathis Häseler, Arnor Oskarsson (je 1).

 

Kiel: Elias Ellefsen á Skipagotu (8), Eric Johansson (7), Nikola Bylik, Magnus Landin (je 5), Niclas Ekberg (2), Rune Dahmke, Patrick Wiencek (je 1).

 

Zeitstrafen

8:10 Minuten (Kodrin, 3x Zeman (Rot) – 2x Pekeler, 2x Overby, Wallinius)

 

Siebenmeter

2/2 – 0/2 (Vujovic sicher - Ekberg scheitert an Ivanisevic, Johansson wirft neben das Tor)

 

Schiedsrichter

Hanspeter Brodbeck/Simon Reich.

 

Zuschauer

4.132 (ausverkauft).

 

Ergebnisse und Tabelle

 

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

Super Spiel. Tolle Stimmung.
Heute war Schützenfest in der Schwalbe Arena und nicht auf dem Steinberg.
Wer jetzt noch keine Dauerkarte hat, sollte schnell zugreifen.

, 26.05.2024, 18:54 Uhr
2

Mega Spiel. Super Stimmung.
Ganz großes Kino.
Holt euch die Dauerkarte

Michael Schmidt, 27.05.2024, 12:56 Uhr
3

Das war Handball von einem anderen Stern, Respekt! Mit dieser Mannschaft kann noch viel erreicht werden und ich freue mich schon auf die nächste Saison.

Andreas Kinas, 27.05.2024, 13:47 Uhr
0 von 800 Zeichen
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